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0723 - Kolonie der Cyborgs

Titel: 0723 - Kolonie der Cyborgs
Autoren: Unbekannt
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Freund, aber wie sieht das in der Praxis aus? Tun wir nicht alles, um Wonderfalger zu werden? Wir besitzen nichts mehr, das an unsere Herkunft erinnert. Selbst die Werkzeuge der ersten Tage wurden im See versenkt, nachdem wir im Gebirge Erzadern fanden. Wir leben voll und ganz von dem, was uns die Natur hier gibt. Wir sind unabhängig vom Menschen geworden. Was wollen wir noch mehr?"
    „Ich weiß es nicht, aber ich fühle, daß noch viel fehlt, bis uns Wonderfalg akzeptiert. Erst gestern wurden zwei unserer Jäger von einer Laufpflanze erwürgt. Nennst du das Integration und Anpassung?"
    „Leben mit der Natur bedeutet Kampf! Das hat nichts mit Anerkennung oder Integration zu tun. Wir müssen die Stärkeren sein, das ist alles. Und wir sind es!"
    Neutron nickte und legte ein Stück Holz nach.
    „Vielleicht sind wir die Stärkeren, und darum werden wir bekämpft und erleiden Rückschläge. Die Natur kommt zu uns als Gegner.
    Wir sollten zu ihr gehen, und zwar als Freunde."
    „So wie die anderen von uns? Zurück auf die Bäume, wie die Vorfahren unserer Schöpfer?" Helium schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube nicht, daß es der richtige Weg wäre."
    „Wir müssen von vorn anfangen, anders geht es nicht!"
    Helium gab keine Antwort. Die halbe Nacht saß er vor dem Feuer und konnte nicht schlafen.
    Am anderen Morgen fehlten Neutron und weitere fünfzig Cyborgs.
    In den folgenden elf Jahren geschah viel und nichts.
    Neutron war es gelungen, die meisten der verschwundenen Cyborgs zu einem Stamm zu verschmelzen, der am Ufer des Stausees lebte. Dort gab es Felsenhöhlen, die das Wasser aus dem Gestein gewaschen hatte und in denen man vor den Echsen sicher war. Man konnte in ihnen wohnen, ohne sie verändern zu müssen.
    Langsam, unendlich langsam, begann Wonderfalg sie zu akzeptieren, wenn auch nicht in dem von Neutron erhofften Maß.
    Das Leben war hart und entbehrungsreich, voller Gefahren und Rückschläge. Pflanzen und Tiere blieben natürliche Gegner der Cyborgs.
    Einmal wäre es sogar zu einem richtigen Krieg zwischen den beiden Gruppen um Neutron und Helium gekommen. Der Grund war der geplante Bau eines primitiven Kraftwerks am Wasserfall.
    Seit Jahren hatte sich Helium mit diesem Projekt befaßt, bis er sich endlich entschloß, es zu verwirklichen. Mit dem Stamm Neutrons gab es lose Kontakte. Man tat einander nichts, ging sich aber nach Möglich-keit aus dem Weg. Als jedoch der erste Bautrupp anrückte und damit begann, einen Teil der Stromschnellen mit Baumstämmen zu isolieren, erschien Neutron und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. Helium versuchte es ihm zu erklären: „Wir brauchen elektrischen Strom, und Wasser gibt es genug.
    Inzwischen ist es uns auch gelungen, die benötigten Geräte und Maschinen zu entwickeln, mit denen sich Strom erzeugen läßt.
    Morgen bringen wir die Turbine."
    „Ihr werdet sie nicht bringen!" erwiderte Neutron.
    Helium gab sich verwundert.
    „Warum nicht? Wir bleiben unterhalb der Fälle und kommen nicht hoch zum See. Wir nehmen euch kein Wasser weg. Wir lassen euch in Ruhe."
    ,Aber wir euch nicht!" drohte Neutron. „Wir werden nicht zulassen, daß ihr den Frieden stört, den wir mit Wonderfalg geschlossen haben. Die Natur wird sich rächen."
    „Unsinn, Neutron! Wir wollen überleben, das ist alles."
    „Das geht auch ohne Maschinen, die das geistige Erbe der Schöpfer sind, die wir doch vergessen wollen. Wir sind Wonderfalger, keine Menschen! Vergiß nicht deine eigenen Grundsätze!"
    Das Palaver dauerte mehrere Tage. Oben beim Fall standen die Höhlenbewohner, in ihren Händen hielten sie ihre Waffen.
    Wenn Neutron ihnen zugewinkt hätte, wären sie über den Bautrupp hergefallen. Soweit wollte es Helium jedoch nicht kommen lassen.
    Er gab nach. Vielleicht sah er auch ein, daß Neutron im Recht war. Auf jeden Fall wollte er keinen Krieg zwischen den beiden Stämmen, denn wenn sie den Menschen vergessen wollten, durften sie nicht auch noch seine Fehler übernehmen.
    Helium und Neutron gaben sich zum Zeichen des Friedens die Hände, und als sie sich gerade trennen wollten, kam einer der Cyborgs das Flußufer heraufgelaufen. Er war so außer Atem, daß er nicht sprechen konnte, sondern immer nur in Richtung des ehemaligen Dorfes deutete.
    Sie ließen ihm Zeit, denn niemand dachte daran, daß außer einem erneuten Angriff der Echsen oder der Klauenzeher etwas von Besonderheit geschehen sein könnte. Und damit würden die im Dorf Zurückgebliebenen schon fertig werden. Wie
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