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0721 - Die Stimmen der Toten

Titel: 0721 - Die Stimmen der Toten
Autoren: Unbekannt
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den Leerraum wölbte.
    Die Hülle der riesigen Scheibe wirkte noch immer so makellos, wie ich sie von meinem letzten Besuch in Erinnerung hatte. Aber das war nicht von besonderer Bedeutung, denn sie würde auch in einigen Jahrtausenden - selbst ohne Wartung — noch keine Verfallserscheinungen aufweisen, weil die kosmischen Einflüsse hier im Leerraum nur gering waren.
    Aber wie sah es im Innern von Lookout-Station aus?
    Wuriu Sengu gab mir gleich darauf die Antwort. „Keine Spur von Lebewesen", kam Ballists Stimme aus dem Kopfhörer; an der Betonung hörte ich aber sofort, daß Wuriu Sengu der Urheber der Worte war. Er fuhr fort: „Ich habe alle 26 Hauptetagen schnell in Augenschein genommen, ohne einen Hinweis auf Lebewesen gefunden zu haben. Lookout-Station scheint wie ausgestorben. Aber ich werde Stichproben in den Zwischenetagen machen und verschiedene Räume unter die Lupe nehmen."
    „Tun Sie das, Wuriu." Der Altmutant besaß die Fähigkeit eines Spähers, mittels der er durch beliebige Materie hindurchsehen konnte - selbst Stahl war für ihn so transparent wie Glas.
    Seine Späherfähigkeit beruhte darauf, daß er sein optisches Wahrnehmungsvermögen derart anpassen konnte, daß es ihm möglich war, „zwischen" den Einzelatomen oder deren Verbindungen und Molekülen hindurchzublicken.
    Deshalb konnte er in den Stützpunkt hineinsehen und die einzelnen Abteilungen erkunden, ohne seinen Fuß dorthin setzen zu müssen. Das ersparte uns langwierige Erkundungsgänge und eine systematische Durchsuchung des Stützpunkts. „Nichts Neues", meldete Professor Ballist, der Bewußtseinsträger von Sengu, als ich neben einer Schleuse in einem Einstiegschacht landete. „Keine fremden Gedankenimpulse", meldete auch Betty Toufry über ihren Wirtskörper. „Ihr könnt vorerst pausieren", erlaubte ich ihnen, während ich mich an der Druckschleuse zu schaffen machte. „Wir müssen so oder so ins Innere von Lookout-Station eindringen ..."
    Ich hatte kaum ausgesprochen, als das große Mannschott vor mir plötzlich unter Überschlagsenergien zu flimmern begann. Dabei hatte ich nur den manuellen Öffnungsmechanismus der Schleuse bedient.
    Wahrscheinlich wäre ich von der Energieentladung geröstet worden - denn ich hatte keinen Schutzschirm eingeschaltet und mich auf die Isolation der Kombination verlassen - wenn ich nicht plötzlich von hinten gepackt worden wäre.
    Ich flog mitsamt meinem Retter durchs Vakuum und prallte mit ihm an die gegenüberliegende Schachtwand. „Das war knapp", ertönte Ballists Stimme. „Das nächstemal dürfen Sie nicht so sorglos sein.
    Zum Glück habe ich mir das Innere des Öffnungsmechanismus angesehen und .die Fehlschaltung entdeckt."
    „Danke, Wuriu, Sie haben mir das Leben gerettet", sagte ich, mich noch immer über meinen Leichtsinn ärgernd, der mir das Leben hätte kosten können. Nächstes Mal werde ich einkalkulieren, daß die Zeit auch an den Anlagen der Maahks nicht spurlos vorbeigegangen ist."
    „Die Energieentladung ist nicht auf einen Materialfehler zurückzuführen", berichtigte mich der Späher-Mutant. „Es handelt sich um eine bewußt angelegte Falle."
    „Na, dann steht uns noch einiges bevor", meinte ich.
    Professor Ballist schloß unter Sengus Anleitung die tödliche Energieleitung des Schottes kurz. Dann konnten wir ungehindert eindringen.
     
    *
     
    Die Innenschleuse ließ sich erst dann öffnen, als wir das Außenschott wieder hermetisch abgeriegelt hatten. Das bedeutete, daß Sektor I, oder zumindest der Abschnitt, in den wir eindrangen, unter Atmosphäre stand.
    Aber das war keine neue Entdeckung. Wuriu Sengu machte mich schon vorher darauf aufmerksam. Und wie nicht anders erwartet, war dieser Teil der Station verlassen.
    Wir durchsuchten oberflächlich einige Räume und Anlagen. Die Wissenschaftler nahmen Proben von den Staubablagerungen und aus der Atmosphäre, um sie zu analysieren. Ich nahm zwischendurch Ortungen vor.
    Viel Neues ergab sich nicht. Ich fand nur heraus, daß die meisten der Leitungen tot waren.
    Manche standen unter Energie. Die meisten Anlagen waren ausgeschaltet, jedoch funktionsfähig. Alle Anlagen hätten jederzeit wieder in Betrieb genommen werden können. „Das ist interessant", meinte Dr. Shamhort, der die Atmosphäre analysiert hatte. „Die Temperatur liegt in allen Räumen und Korridoren bei etwa 90 Grad Celsius - wie Maahks es am liebsten haben. Und die Atmosphäre hat die richtige Zusammensetzung von Wasserstoff und Methan. Dagegen
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