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0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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an.«
    »Wogegen?« Jessica wollte das nicht einfach im Raum stehen lassen. Sie fühlte sich wie eine Jägerin, die eine Spur gefunden hatte. Jetzt mußte sie dranbleiben.
    »Fragen Sie nicht!« flüsterte die Wirtin. »Stellen Sie keine Fragen.«
    Jessica blieb störrisch. »Ich will aber eine Antwort haben. Schließlich bin ich durch den Hund in Lebensgefahr geraten, ich habe einfach ein Recht darauf.«
    Die Frau blieb störrisch. »Nicht jetzt, Miß Long. Nie mehr. Gehen Sie nach oben.«
    Jessica sah die Angst auf dem Gesicht der Frau. Sie merkte genau, daß sich eine Wand aufgebaut hatte, die sie mit ihren Fragen nicht durchbrechen wollte.
    »Gut, Mrs. McGuire. Ich werde nach oben gehen, so wie Sie es mir rieten. Aber zuvor möchte ich anrufen. Deshalb bin ich überhaupt nach unten gekommen.«
    »Jetzt noch?«
    »Der Teilnehmer ist ein Freund von mir, er ist es gewohnt, in der Nacht angerufen zu werden.«
    »Gut, das ist Ihre Sache.« Sie Stimme hörte sich an, als wäre sie überhaupt nicht damit einverstanden, was Jessica vorhatte. Nur zögernd ging sie wieder zurück und ließ ihren Gast allein.
    Die Künstlerin wartete, bis die Tür hörbar laut ins Schloß gefallen war. Jetzt erst spürte sie ihre Reaktion. Ihre Knie gaben nach, sie taumelte zur Seite, stützte sich an der Wand ab. Der Flur um sie herum schien sich zu drehen, und sie stand dort als Mittelpunkt. Das ging vorüber, sie riß sich zusammen und wählte abermals die Privatnummer des Geisterjägers in London.
    Diesmal hatte sie Glück.
    John Sinclair hob ab. Seine Stimme klang schläfrig, nicht einmal verärgert, und er war sofort hellwach, als er hörte, wer ihn da zu nachtschlafender Zeit anrief.
    Die Worte sprudelten nur so aus Jessicas Mund hervor. John Sinclair unterbrach sie nur mit wenigen Fragen. Wichtig für sie war, daß er zustimmte, sie zu besuchen.
    »Ich habe dich überzeugt?«
    »Fast«, hörte sie seine Stimme.
    »Dann warte ich.«
    »Tu das. Und sei vorsichtig.«
    »Darauf kannst du dich verlassen, John. Bis dann.« Als Jessica auflegte, blieb ein feuchter Schweißfilm auf dem Hörer zurück. Plötzlich klopfte ihr Herz wie verrückt. Sie hatte es tatsächlich geschafft, John zu erreichen. Jetzt sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Und sie hatte ihn davon überzeugen können, London zu verlassen und sie zu besuchen.
    Es gab zwar keinen Beweis, aber Jessica Long hatte das feste Gefühl, daß in diesem Ort vieles nicht mit rechten Dingen zuging. Daß tatsächlich Mächte am Werk waren, die den Menschen Furcht einjagten, die Zeichen setzen wollten, Signale des Bösen.
    Sie ging auf ihr Zimmer. Ob Mrs. McGuire gelauscht hatte, war ihr egal. Auch sie würde sich wundern, und sie würde vor allen Dingen umdenken müssen, wie auch alle anderen Bewohner von Terrymore.
    Jessica betrat ihr kleines Zimmer. Sie machte Licht, sah das Bett und fiel darauf nieder.
    Das Licht ließ sie brennen, denn die Helligkeit nahm ihr einen Teil der Furcht. So ganz konnte sie diese jedoch nicht vertreiben. Wenn sie daran dachte, wer oder was dort draußen lauerte, rann ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken…
    ***
    Ich traf nach einer wirklich heißen Fahrt am Nachmittag an meinem Ziel ein.
    Das Dorf hieß Terrymore und lag auf der nicht sichtbaren Grenze zwischen Wales und dem nördlichen Cornwall. Das ist eine Gegend, wo sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen und auch der Hund begraben liegt. Selbst Touristen verirrten sich kaum hierher, weil einfach nichts los war. Man konnte den Großstädtern nichts bieten. Es gab keine Infrastruktur.
    Wer trotzdem kam, der mußte ein wahrer Enthusiast sein und sich allein an der Einsamkeit erfreuen.
    Es war ein Kaff wie viele einsam liegende Dörfer auch, und trotzdem war es anders.
    Ich spürte es, als ich einfuhr. Es war einfach etwas, das ich nicht beschreiben konnte. Ich erlebte es zum erstenmal.
    Eine gewisse Atmosphäre der Düsternis, die auch vom hellsten Sonnenlicht nicht vertrieben werden konnte. Es war keine normale Dunkelheit, eher die Finsternis des Geistes, die von den Menschen Besitz ergriffen hatte. Es fehlte jede Art von Fröhlichkeit. Die wenigen Bewohner, die ich bei meiner Ankunft sah, bewegten sich vorsichtig und schleichend durch den kleinen Ort.
    Selbst der Kirchturm vermittelte kein Schutzgefühl. Es schien ebenfalls vor dem anderen kapituliert zu haben.
    Von Jessica Long wußte ich, wo sie wohnte. Es war eine kleine Pension in der Ortsmitte. Um sie zu erreichen, brauchte ich
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