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0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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Erschöpfung.
    Von einer Sekunde auf die andere schlief sie ein…
    ***
    Es kam alles anders, als Jessica Long es sich gedacht und auch fest vorgenommen hatte.
    Plötzlich erwachte sie. Ihr war, als hätte sie einen Schlag bekommen, auf einmal war sie voll da und erschrak im selben Augenblick, obwohl sie noch nicht auf die Uhr geschaut hatte, doch eine innere Stimme sagte ihr, daß sie einfach zu lange gelegen hatte.
    Sie mußte erst wieder zu sich selbst finden. Obwohl sie lag, kam sie sich taumelig vor.
    Dann atmete sie tief durch. Der Oktober war der Monat, wo auch die Heizungen angestellt wurden.
    In dieser kleinen Pension machte man da keine Ausnahme.
    Die Wärme hatte zugenommen. Sie ballte sich innerhalb der vier Wände. Sie schien greifbar zu sein und erinnerte an dumpfe Tücher, die jemand aufgehängt hatte.
    Jessica Long hatte das Gefühl, einen Schlag gegen den Kopf bekommen zu haben. Was sie jetzt brauchte, war ein Schluck Wasser und frische Luft.
    Sehr mühsam und wie eine alte Frau erhob sie sich. Jetzt kam der Muskelkater wieder durch. Nicht nur in den Beinen, auch die Armgelenke schmerzten, wenn sie sie bewegte.
    In dem Zimmer war ein Waschbecken. Sie ging darauf zu, machte Licht und besah sich im Spiegel.
    Am liebsten hätte sie sich selbst die Zunge herausgestreckt, so alt und grau fühlte sie sich, aber sie wollte das Bild nicht noch schlimmer machen.
    Sie drehte den Hahn auf. Das Wasser schäumte in das helle Porzellanbecken. Jessica ließ es in die Mulde der zusammengelegten Hände fließen, trank einige Schlucke, fühlte sich schon erfrischt und schleuderte sich die nächste Ladung ins Gesicht.
    Auch das tat so unwahrscheinlich gut. Die Kälte des Wassers war wie ein heilsamer Schock, der die erste Dumpfheit vertrieb. Sie trank noch einmal, drehte das Wasser ab, trocknete ihr Gesicht und schaute erst dann auf die Uhr.
    Jessica Long erschrak.
    Noch zwanzig Minuten bis Mitternacht. Es war verrückt, daß sie so lange geschlafen hatte. Darüber ärgerte sie sich selbst, obwohl sie eigentlich nichts zu verlieren hatte. Sie verspürte auch ein leichtes Hungergefühl, aber jetzt würde sie wohl kaum etwas zu essen bekommen, das konnte man keinem Menschen zumuten.
    Im Haus war es still. Hier gingen die Bewohner mit den Hühnern schlafen. Hinzu kam auch die Furcht vor den unheimlichen Dingen, die sie wie eine Kralle festhielt.
    Viele wußten Bescheid, doch es gab niemand, der sich traute, darüber zu reden.
    Was ging in der Umgebung dieses Ortes vor? Warum hatte man diese Grube geschaffen, und weshalb war die Angst der Wirtin so groß gewesen, als Jessica die dunkelhaarige Frau erwähnt hatte?
    Es waren Fragen, und es würde Antworten geben. Aber nicht sie allein würde - sie finden, sondern gemeinsam mit John Sinclair, an den sie immer mehr dachte. Sie spielte auch mit dem Gedanken, ihn trotz der späten Stunde anzurufen. John würde es ihr nicht übelnehmen.
    Die Künstlerin blieb vor dem Fenster stehen und umfaßte den noch altertümlichen Mittelgriff. Für einen Moment hielt sie sich nur daran fest, dann drehte sie ihn herum.
    Das kleine Fenster klemmte. Zweimal mußte sie zerren, dann schwang es ihr entgegen.
    Die kalte Luft tat gut. Sie war wenigstens natürlich und nicht so dumpf wie die Wärme aus der Heizung. Daß es so etwas überhaupt hier gab, wunderte Jessica, aber sie hatte erfahren, daß tief im Keller ein großer Heizkessel stand, der noch mit Kohle betrieben wurde.
    Jessica beugte sich vor.
    Der Wind umfächerte ihr Gesicht. Er wehte von den fernen Bergen herab, er bewegte das Blattwerk der Bäume.
    Die gefärbten Blätter tänzelten nur leicht in der kühlen Brise.
    Leer lag die Straße unter ihr. Jessica empfand die Stille schon als bedrückend und dumpf. Wahrscheinlich war es Unsinn, dieser Ort war in jeder Nacht in tiefes Schweigen gebettet, doch das Erlebnis vor einigen Stunden hatte auch bei ihr einiges verändert.
    Nichts war zu sehen.
    Eine leere Straße. Nur zwei alte Laternen. Sie spendeten ein müdes Licht, als hätten sie überhaupt keine Lust, noch stärker zu leuchten. Der Rinnstein sah aus wie ein tiefer Schatten. Außer ihrer Sichtweite wurde er irgendwann von der Finsternis verschluckt.
    Der Himmel lag jetzt blank über ihr. So blank, daß auch die Sterne funkeln konnten. Sie gaben ein hartes, schon metallisches Licht ab. Vollmond herrschte nicht, dafür stand die blasse Sichel des Halbmondes am Firmament.
    Sie atmete tief ein und aus. Das dumpfe Gefühl wich
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