Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
eines stark beschäftigten Kollegen aufgehalst, um mit dem so verdienten Geld seine Praxiseinrichtung schnell abbezahlen zu können. Wenn er nach Hause kam, war er meist so müde, daß er entweder gleich schlief oder bestenfalls noch etwas im Park spazieren ging. Zum Ausgehen reichte es nicht mehr.
    Daß Klaus Sorell-Marie Walters gutgemeinte finanzielle Unterstützung einfach ausschlug und statt dessen weiterschuften wollte, hatte zu einem ernsten Streit mit Helga geführt.
    „Am besten wird sein, ich rede mal mit Klaus und rücke ihm ordentlich den Kopf zurecht“, sagte Marie Walter. „Ich kenne diese Marotte ehrgeiziger junger Leute, alles auf einmal schaffen zu wollen. Und dann wundern sie sich, wenn mit fünfunddreißig das Herz oder der Kreislauf nicht mehr mitmachen. Doch ich möchte auf jeden Fall auch Klaus’ Ansicht zu der Sache hören, damit ich mir ein Urteil bilden kann.“
    „Glaubst du mir etwa nicht? Heute morgen bat ich ihn, den Mülleimer runterzutragen. Weißt du, was er gesagt hat?‚ Wenn du die paar Stufen nicht mehr steigen kannst, dann melde dich doch gleich im Altersheim an’. Das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen, Tante.“
    „Ich werde mit ihm reden, Helga.“
    „Nein. Er soll nicht glauben, daß gleich jemand losgeschickt wird, weil ich keinen Tag ohne ihn sein könnte. Er wird schon merken, was los ist, wenn er heute mittag kommt und ich bin nicht mehr da. Ich habe ihm einen Zettel hingelegt. Er soll zu mir kommen, Tante Marie!“
    Auch Marie Walter erschien es am besten, die Sache zunächst auf sich beruhen zu lassen. Die jungen Leute mußten sich selbst zusammenraufen, und es war grundfalsch, wenn sie als Außenstehende sich einmischte.
    „Bleib einstweilen hier in der Villa“, sagte sie zu ihrer Nichte. „Platz ist genug. Du kannst das Zimmer neben meinem im Erdgeschoß beziehen. Ich werde Yvonne sagen, daß sie für eine Person mehr kochen soll. Gehst du heute noch in die Uni?“
    „Nein. Ich kann nicht. Ich bin so maßlos wütend über Klaus, Tante, daß ich zerspringen könnte.“
    „Das wirst du schon nicht. Bring deine Sachen ins Haus. Ich habe zu arbeiten, also stör mich bitte nicht. Wenn du irgend etwas wissen willst, frag Yvonne. Wir essen dann zusammen. Eigentlich bin ich recht froh, daß du ein paar Tage bei mir bist.“
    „Ein paar Tage? Wenn Klaus sich nicht ganz gehörig umstellt, dann hat er mich gesehen.“
     

     
    Gegen Mittag rief Klaus Sorell an. Er gab sich unbefangen.
    „Ist Helga bei dir, Tante Marie?“
    „Allerdings, Klaus. Ihr habt euch gestritten?“
    „Ach, nicht der Rede wert. Sie hat sich wohl bei dir ausgeheult, ja?“
    „Nein, Klaus, das hat sie nicht. Ich habe auch nicht die Absicht, mich in eure Angelegenheiten einzumischen.
    Helga kann hier wohnen, so lange sie will. Auch du bist mir jederzeit herzlich willkommen. Im übrigen müßt ihr schon selber sehen, wie ihr zurechtkommt. Ich werde mich hüten, Partei zu ergreifen.“
    „Ich finde deine Einstellung sehr vernünftig, Tante Marie. Ich fürchte, ich habe mich die letzte Zeit wirklich wenig um Helga gekümmert. Aber die Praxis, der Bankkredit, du weißt ja. Zudem ist Helga auch kein reiner Engel. Ständig nörgelt sie an mir herum, wenn ich mal müde bin oder keine Lust zum Ausgehen habe. Neulich kam ich nach Hause, hundemüde und erschöpft, da hatte sie zugesagt, zu einer Party ihrer Kommilitonen zu gehen. Ich wollte sie nicht enttäuschen und zog mich um, fuhr hin. Ich war am einschlafen. Da machte sie ein paar spitze Bemerkungen, und den Rest des Abends war sie mit einem superintellektuellen Kollegen beschäftigt. Der Kerl wußte alles besser, seit Erschaffung der Welt. Für Helga war jedes seiner Worte die Offenbarung. Raymond nannte sich der Fatzke.“ Sorell sprach den Namen französisch aus. „Er hieß Raimund, aber das war ihm nicht gut genug. Die Zähne hätte ich ihm einschlagen können!“
    „Aber Klaus, du bist ja eifersüchtig!“
    „Ich? Ach wo, nie gewesen. Aber das sage ich dir, Tante Marie, ich komme nicht zuerst zu Helga. Sie soll zu mir kommen, oder mich wenigstens anrufen.“
    „Ich finde, ihr solltet euch beide einmal Gedanken über euer Verhältnis machen und über die Fehler, die ihr begangen habt. Ihr habt nämlich beide schuld an dem Streit. Bleibt ruhig ein paar Tage getrennt, das schadet gar nichts. Nur eines möchte ich dir noch sagen, Klaus. Sei nicht zu stur und engstirnig. Du vergibst dir nichts damit, wenn du ein zinsloses Darlehen von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher