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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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an seiner Stelle den Pakt zu erfüllen, erwähnte sie nicht. Der alte Herr war entsetzt, als er hörte, daß die Tote jede Nacht zum Leben erwache und daß Kronberger einen Pakt mit den Mächten der Finsternis geschlossen habe.
    „Ich kann es kaum glauben“, sagte er. „Indessen, warum sollten Sie mir eine solche Geschichte erzählen, wenn sie nicht wahr wäre. Ich will Ihren Wunsch erfüllen, Marie, und auf dem Friedhof die Einsegnung der Leiche vornehmen, was den teuflischen Spuk beenden dürfte. Um Mitternacht auf dem Friedhof können wir uns davon überzeugen. Die arme, arme Frau muß ihre Ewige Ruhe finden. Heute nacht um zwölf also?“
    „Ja, Herr Pfarrer. Ich werde Sie abholen und wieder nach Hause bringen lassen. Außerdem werde ich, wie gesagt, zehntausend Mark für wohltätige Zwecke und noch einmal die gleiche Summe für die Armen der Welt spenden.“
    „Das ist sehr großzügig von Ihnen, Marie.“
    Die rothaarige Frau verriet dem alten Pfarrer noch nicht, daß sie seine Dienste noch weiter in Anspruch zu nehmen gedachte.
    Sie sprachen noch eine Weile über belanglose Dinge, über die Vergangenheit und gemeinsame Bekannte. Gleich nach dem Besuch bei dem Pfarrer setzte Marie Walter sich mit dem Bestattungsunternehmer in Verbindung. Dieser war ein überhöflicher, geldgieriger Mann. Marie Walter verhandelte nur telefonisch mit ihm. Er verlangte eine astronomische Summe und versuchte, dies mit allerlei glatten Redensarten zu begründen.
    Marie Walter sagte ihm schließlich: „Entweder Sie machen es für fünftausend, wie Ihr Schwager auch, oder wir setzen die Tote woanders bei. Vergessen Sie nicht, daß Sie und Ihr Schwager bisher weder meinen Namen noch sonst etwas wissen. So wichtig ist es mir auch wieder nicht, daß die Tote unbedingt auf dem Nordwestfriedhof Ihre letzte Ruhe findet.“
    „Aber gnädige Frau, bedenken Sie doch, das Risiko! Schließlich setze ich meinen guten Namen aufs Spiel.“
    „Es ist zwar eine außergewöhnliche, aber durchaus reelle Sache. Antworten Sie mir jetzt mit Ja oder mit Nein, sonst suche ich mir einen anderen. Machen Sie es für fünftausend?“
    Der Bestattungsunternehmer wußte, wann er zu passen hatte.
    „Ja.“
    „Dann schicken Sie den Wagen und drei Ihrer Leute um zehn Uhr.“ Sie nannte die Adresse von Kronbergers Villa. „Barzahlung versteht sich, sobald die Bestattung beendet ist.“
    „Ich komme selbst mit meinem Bruder und mit meinem Schwager, dem Friedhofswärter. Es ist wohl auch in Ihrem Interesse, daß die Sache nicht publik wird.“
    „Ich erwarte Sie um zehn.“
     

     

Der Tag verging ohne besondere Ereignisse. Der Abend kam. Marie Walter schickte den Chauffeur Albert, den alten Pfarrer abzuholen. Pünktlich um zehn Uhr abends fuhr der schwarze Kombiwagen des Bestattungsunternehmens vor. Marie hatte Yvonne und dem Gärtner befohlen, im Anbau zu bleiben und sich um nichts zu kümmern.
    Der Friedhofswärter und zwei würdige, beleibte Herren, ganz in Schwarz gekleidet, stiegen aus dem Kombiwagen. Der Bestattungsunternehmer hatte ein rotes Gesicht und machte einen professionell würdigen Eindruck.
    Er sprach gemessen, in gedämpftem Ton.
    „Würden Sie uns zu der Verblichenen führen, gnädige Frau?“
    Marie Walter ging vor den drei Männern her in die Villa. Sie stiegen die Treppe hoch. Marie schloß die Tür des Totenzimmers auf. Der Bestattungsunternehmer nahm den Zylinder ab, als er eintrat. Er trat an den Sarg heran, musterte die Tote.
    „Ausgezeichnete Arbeit“, sagte er. „Dieser Gesichtsausdruck! Da war ein Fachmann am Werk.“ Er wandte sich an seine beiden Verwandten. „Toni, Hugo, los, faßt ihr unten an, ich oben. Wir heben die Tote aus dem Sarg und transportieren sie auf der Bahre.“
    So war es abgesprochen worden, denn der schwere gläserne Sarg hätte unmöglich von nur drei Männern transportiert werden können.
    Die Männer legten die Tote auf die Bahre und gingen zur Tür. Plötzlich blieb der eine stehen, als sei er gegen eine Mauer gerannt.
    „Was ist denn? Was gehst du denn nicht weiter?“
    „Ich … ich kann nicht. Es geht nicht. Es ist, als stünde ich vor einer unsichtbaren Mauer.“
    Von irgendwoher ertönte ein leises Kichern. Die Männer und Marie Walter sahen sich um. Die Gardinen bewegten sich wie unter einem Windhauch. Aber die Fenster waren geschlossen.
    „So ein Unsinn!“ brummte der dicke Bestattungsunternehmer. „Laß mich mal vorgehen, Hugo!“
    Sie drehten die Bahre in der Waagrechten um
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