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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
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sie vorzüglich aussieht. Haben Sie schon bemerkt, wie wenig schöne Menschen es überhaupt auf der Welt gibt? Ich stand einmal an einer Straßenecke..."
    „Ja, und jetzt stehen Sie mir im Weg", unterbrach sie ihn heftig.
    Sie war nicht in der besten Stimmung, denn die Erlebnisse in dem alten Haus hatten sie nervös gemacht, und gerade die letzte Nacht war schrecklich für sie gewesen. Sie hatte nicht schlafen können und überall Geräusche und auch dieses geheimnisvolle leise Orgelspiel gehört. Vor allem aber hatte sie etwas gesehen, was ihre Angst noch viel mehr gesteigert hatte: eine Gestalt war über den Rasen unter ihrem Fenster geeilt und wieder verschwunden.
    Mr. Fane sah sie scharf an, und sie ärgerte sich um so mehr, als er nicht sicher auf den Füßen zu stehen schien.
    „Hat Ihr Vater Sie gern?" fragte er in liebenswürdigem Ton.
    Sie war über seine Worte so verwundert, daß sie zuerst nicht antworten konnte.
    „Wenn er Sie gern hat, kann er Ihnen nichts abschlagen, meine liebe Miss Redmayne. Wie wäre es, wenn Sie ihm sagten: ,Ich kenne einen jungen Mann, der ein Quartier in Monkshall sucht -"'
    „Lassen Sie mich bitte vorbeigehen", sagte sie, zitternd vor Aufregung.
    Er trat höflich beiseite. Sie ging durch das Drehkreuz und entfernte sich rasch. Erst als sie den halben Weg zum Hause zurückgelegt hatte, schaute sie sich einmal um und entdeckte empört, daß er ihr folgte. In respektvoller Entfernung allerdings, aber immerhin war er ihr nachgegangen.
    Kurz nachdem Mrs. Elvery und Mr. Goodman zum Golfplatz gegangen waren, erschien auf dem Rasen vor dem Hause ein Mann. Er sah ziemlich grobschlächtig aus und hatte eine Lederschürze umgebunden. Unter dem Arm trug er eine Anzahl beschädigter Schirme. Nachdem er sich heimlich umgesehen hatte, ging er über den Rasen und stand gleich darauf in der offenen Haustür, von wo er Cotton beobachtete. Der Butler räumte das Schreibzeug weg, das Veronika hatte stehen lassen. Als er den Mann bemerkte, fragte er barsch:
    „Was wollen Sie denn hier?"
    „Haben Sie irgendwelche Schirme auszubessern oder Rohrstühle zu flechten?" fragte der Fremde mechanisch.
    Cotton wies ihn hinaus. „Machen Sie, daß Sie fortkommen! Wer hat Sie denn überhaupt hereingelassen?"
    „Der Wärter unten am Parktor sagte, daß Sie hier etwas auszubessern hätten", brummte der andere.
    „Dann gehen Sie zum hinteren Eingang, Sie wissen doch, wo die Küche ist. Machen Sie, daß Sie von hier vorn verschwinden!"
    Aber der Mann rührte sich nicht.
    „Wer wohnt denn hier?"
    „Colonel Redmayne, wenn Sie es durchaus wissen müssen. Die Küche ist dort hinten um die Ecke. Erzählen Sie mir hier weiter keine Geschichten und scheren Sie sich fort."
    Der Mann mit der Lederschürze sah sich befriedigt im Zimmer um.
    „Alles nett und schön eingerichtet."
    Cotton wurde rot vor Ärger.
    „Können Sie nicht verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß Sie sich fortscheren sollen? Die Küchentür ist dort um die Ecke!"
    Der Mann in der Schürze kümmerte sich nicht um Cottons Worte und trat weiter ins Zimmer.
    „Wie lange wohnt er denn schon hier - ich meine Mr. Redmayne?"
    „Zehn Jahre", sagte der Butler außer sich. „Ist das alles, was Sie wissen wollen? Wenn Sie jetzt nicht bald verduften, setzt es noch eine Tracht Prügel!"
    „Zehn Jahre", wiederholte der Mann und nickte. „Ich möchte diesen Colonel zu gern einmal sehen."
    „Ich werde Ihnen eine Empfehlung an ihn mitgeben", entgegnete Cotton ironisch. „Solche Herumtreiber wie Sie schätzt er sehr!"
    In diesem Augenblick trat Mary atemlos ins Zimmer. „Schicken Sie den jungen Mann fort", sagte sie erregt und zeigte auf Ferdie, der hinter ihr herkam. Sie hatte den Mann mit der Lederschürze noch nicht bemerkt.
    „Was für einen jungen Mann, Miss Mary?" fragte Cotton und trat ans Fenster. „Ach, das ist ja der Herr, der gestern kam. Er war recht liebenswürdig."
    „Das ist mir ganz gleich", erwiderte sie und stampfte mit dem Fuß auf. „Sie sollen ihn fortschicken!"
    „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?"
    Erstaunt betrachtete sie den Mann mit der Lederschürze, der sie angesprochen hatte.
    „Nein, das können Sie nicht!" rief Cotton.
    „Wer sind Sie denn?" fragte Mary.
    „Ich repariere alte Schirme und Stühle." Er sah sie nachdenklich an, aber sein Blick erschreckte sie.
    „Er kam unaufgefordert in dieses Zimmer, und ich sagte, daß er zur Küche gehen sollte", erklärte Cotton. „Wenn Sie nicht gekommen wären, hätte
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