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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
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Seine Stimme klang stahlhart. „Sie haben viel mehr gesehen als Sie sehen sollten, Mr. Connor!"
    „Ich fürchte mich nicht vor Ihnen", erwiderte Connor düster. „Versuchen Sie ja nicht, mich hier fortzujagen. Sie arbeiten wieder mit Ihrem alten Trick. Sie spielen hier einen betrunkenen jungen Mann!"
    „Connor, ich gebe Ihnen jetzt eine Gelegenheit, wie sie sich Ihnen im Leben nicht wieder bietet", entgegnete Fane mit Nachdruck. „Ich rate Ihnen, entfernen Sie sich so schnell wie möglich aus diesem Haus. Sind Sie heute abend noch hier, dann sind Sie ein toter Mann!"
    Keiner von beiden sah Mary Redmayne, die oben aus dem Fenster schaute und die Unterredung angehört hatte.

7
    Mrs. Elvery sagte von sich selbst, daß sie alles genau beobachtete, und die Dienstboten beschwerten sich darüber, daß sie ihnen nachspionierte. Vor allem konnte der Butler Cotton sie nicht leiden, und er hatte auch besonderen Grund, sich zu beklagen; sie überraschte ihn nämlich an jenem Nachmittag mit dem Mann mit der Lederschürze in vertrauter Unterhaltung. Dieser hatte ihm eine Geschichte von einem ungeheuren Schatz erzählt, der in den gewölbten Kellern des Herrenhauses verborgen liegen sollte.
    Sofort ging sie zu Colonel Redmayne und berichtete ihm alles. Zuerst war er bestürzt, aber nachher kümmerte er sich wenig um die Sache. Er hatte die Gewohnheit, sich in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen und sich dort einzuschließen. In einem kleinen Wandschrank verwahrte er stets eine Flasche und zwei Gläser. Das war sehr bequem für Redmayne, denn er konnte sie verstecken, wenn jemand an die Tür klopfte.
    Mrs. Elvery war ihm unsympathisch, deshalb hörte er auch kaum hin, als sie ihre Geschichte erzählte.
    „Der Colonel ist ein grober, ungehobelter Bär", sagte sie später zu ihrer Tochter, zog aufgeregt den Vorhang vom Fenster zurück und sah in den dunklen Park hinaus. „Ich bin sicher, daß wir heute abend hier noch irgend etwas Unheimliches erleben. Das habe ich auch Mr. Goodman gesagt, aber der wollte nichts davon hören!"
    „Ich wünschte nur, du würdest das lassen", erwiderte Veronika. „Du machst mich selbst ganz nervös."
    Mrs.Elvery sah in den Spiegel und ordnete ihre Haare.
    „Ich habe das Gespenst schon zweimal gesehen", erklärte sie selbstzufrieden.
    Veronika schauderte.
    Eine Weile schwieg ihre Mutter, aber dann wandte sie sich plötzlich um und hob die Hand.
    „Dieser Cotton kommt mir jetzt ganz verdächtig vor. Wenn der wirklich ein Butler ist - ich weiß nicht recht!"
    Veronika starrte sie bestürzt an.
    „Um Himmels willen, Mutter, was meinst du denn?"
    „Er ist den ganzen Tag hier herumgeschlichen. Ich habe ihn abgefaßt, als er die Kellertreppe heraufkam. Als er mich sah, erschrak er so sehr, daß er nicht wußte, was er anfangen sollte."
    Für eine kleine Weile herrschte Schweigen, dann fragte Veronika: „Was hast du denn wirklich gesehen Mutter, als du neulich nachts so furchtbar aufschriest?"
    „Ich sah eine Gestalt, die über den Rasen lief und mit den Händen in der Luft herumfuchtelte - es war entsetzlich!"
    „Was für eine Gestalt?" fragte Veronika schwach.
    Mrs. Elvery wandte sich in ihrem Sessel um.
    „Einen Mönch! Er hatte eine schwarze Kutte an, und sein Gesicht war unter einer großen Kapuze verborgen."
    An jenem Abend war es stürmisch und regnerisch, und der Wind rüttelte an den Fensterläden.
    „Es ist hier oben unheimlich, wir wollen nach unten gehen."
    Als sie in die große Halle kamen, fanden sie Mr. Goodman allein dort. Er seufzte, als er die beiden kommen sah, hoffte aber, daß sie es nicht gehört hatten.
    „Mr. Goodman, hat Ihnen meine Mutter schon gesagt, was sie unten im Park gesehen hat?"
    Er sah sie über die Brille hinweg an. Diese Unterhaltung war ihm unbehaglich.
    „Wenn Sie schon wieder anfangen von Gespenstern zu reden..."
    „Nein, es handelt sich diesmal um Mönche!" erwiderte Veronika mit tonloser Stimme.
    „Es handelt sich nur um diesen einen Mönch", verbesserte Mrs. Elvery ihre Tochter. „Ich habe nie behauptet, daß ich mehr als einen gesehen habe."
    Goodman runzelte die Stirn.
    „Einen Mönch?" fragte er und lachte leise. Dann erhob er sich von dem Sofa, auf dem er gewöhnlich saß, ging quer durch die Halle und klopfte an die Wandtäfelung. „Wenn es ein Mönch war, dann müßte er durch diese Tür gekommen sein."
    Mrs. Elvery starrte ihn mit offenem Mund an.
    „Welche Tür?" fragte sie aufgeregt.
    „Dies ist die Mönchstür", erklärte Mr.
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