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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
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ich ihn hinausgeworfen."
    „Es ist mir ganz gleich, wer er ist, aber er soll Ihnen helfen, diesen niederträchtigen jungen Mann fortzuschicken", sagte Mary verzweifelt. „Er -"
    Plötzlich schwieg sie, denn Fane stand am offenen Fenster und sah sie von dort aus ruhig an.
    „Guten Tag allerseits. Wie geht's?"
    „Wie dürfen Sie es wagen, mir hierher zu folgen", rief sie außer sich und stampfte wieder wütend mit dem Fuß auf den Boden. Aber er ließ sich dadurch nicht im mindesten stören.
    „Sie sagten mir, ich sollte Ihnen aus dem Weg gehen, deshalb folgte ich Ihnen. Das ist doch vollkommen klar."
    Es wäre nun am besten für sie gewesen, wenn sie das Zimmer schweigend verlassen hätte, aber er reizte sie so sehr zum Widerspruch, daß sie blieb.
    „Verstehen Sie denn nicht, daß mein Vater und ich Sie nicht hier sehen wollen? Es liegt uns nichts daran, Ihre Bekanntschaft zu machen."
    „Sie kennen mich nicht", erwiderte er verletzt, „und Sie wissen nicht einmal, daß ich mit Vornamen Ferdie heiße."
    „Sie haben sich mir aufgedrängt, obwohl ich Ihnen klar und deutlich gesagt habe, daß ich nichts mit Ihnen zu tun haben will"
    „Ich will aber hier im Hause bleiben", unterbrach er sie. „Warum sollte ich das auch nicht?"
    „Sie brauchen kein Zimmer hier, Sie haben eins im Roten Löwen, und dorthin gehören Sie auch!"
    Der Mann mit der Lederschürze mischte sich wieder ein.
    „Aber nun hören Sie doch", sagte er. „Die Dame wünscht nicht, daß Sie bleiben, also gehen Sie."
    Fane kümmerte sich nicht um ihn.
    „Ich gehe nicht in den Roten Löwen zurück", erklärte er ungerührt. „Das Bier schmeckt mir dort nicht. Ich durchschaue die ganze Geschichte."
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
    „Wollen Sie jetzt ruhig sein und fortgehen?" sagte der Mann mit der Lederschürze.
    Mr. Fane drehte sich um.
    „Unterstehen Sie sich! Ich warne Sie, in Gegenwart einer jungen Dame -"
    „Also machen Sie hier keine langen Redensarten, und gehen Sie."
    Fane packte den anderen plötzlich am Handgelenk und warf den großen, kräftigen Mann mit einer kurzen Bewegung zu Boden.
    „Das ist Jiu-Jitsu", sagte Fane lächelnd.
    Er hörte einen ärgerlichen Ausruf, und als er sich umwandte, stand er Colonel Redmayne gegenüber.
    „Was hat das alles zu bedeuten?"
    Aufgeregt setzte ihn seine Tochter von dem Vorgefallenen in Kenntnis.
    „Bringen Sie den Mann in die Küche", wandte er sich an Cotton. Als die beiden gegangen waren, fragte er Fane: „Nun, was wollen Sie?"
    Colonel Redmayne sprach ruhig und liebenswürdiger, als Mary erwartet hatte.
    „Ich möchte ein Zimmer bei Ihnen haben", entgegnete Fane kühl.
    Mit Mühe hielt sich der Colonel zurück, um nicht ausfallend zu werden.
    „Ich sagte Ihnen doch schon, daß Sie nicht hier wohnen können. Das habe ich Ihnen bereits gestern erklärt. Ich habe kein Zimmer für Sie, und ich will auch nicht, daß Sie in meinem Haus wohnen."
    Der Colonel wies mit einer Kopfbewegung zur Tür, und Mary verließ das Zimmer schnell.
    Redmayne wurde wütend.
    „Glauben Sie denn, daß Sie sich einfach ins Haus drängen können? Sie sind doch ein abscheulich betrunkener Kerl, ohne Anstand und ohne das geringste Taktgefühl. Sie scheinen mit Ihrem Geld nichts Besseres anfangen zu können, als sich von morgens bis abends zu betrinken."
    „Ich dachte, Sie würden mir trotzdem ein Zimmer geben", erklärte Ferdie, ohne sich einschüchtern zu lassen.
    Redmayne drückte auf die Klingel, und gleich darauf erschien Cotton im Zimmer.
    „Zeigen Sie diesem Herrn den Weg ins Freie, und begleiten Sie ihn aus dem Park hinaus."
    Es schien zuerst, als ob Fane Schwierigkeiten machen wollte, und der Colonel atmete erleichtert auf, als der junge Mann dann doch gehorchte und die Begleitung des Butlers ablehnte.
    Fane hatte das Haus gerade verlassen, als der Mann mit der Lederschürze aus den Büschen trat und ihm den Weg versperrte. Ein paar Sekunden standen sich die beiden gegenüber und betrachteten sich schweigend.
    „Ich kenne nur einen, der mich mit dem kurzen Griff so zu Boden schleudern könnte, und ich wollte Sie mir doch noch einmal genauer ansehen."
    Ferdie Fane verzog keine Miene, und der andere trat zurück.
    „Sie sind es wirklich! Seit zehn Jahren habe ich Sie nicht gesehen, und ich hätte Sie auch nicht wiedererkannt, wenn Sie mich nicht so an der Hand gepackt hätten", sagte er und atmete schwer.
    „Ja, ich spiele meine Rolle gut." Ferdie Fane schien vollkommen nüchtern zu sein.
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