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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
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lange nachdem meine Mutter und ich diesen entsetzlichen Schrei hörten. Ich kann nämlich von meinem Fenster Ihr Zimmer sehen."
    Er sah sie düster an.
    „So, können Sie das? Ich bin gestern abend eingeschlafen, während das Licht noch brannte. Hat jemand von Ihnen meine Tochter gesehen?"
    Goodman zeigte in den Park hinaus.
    „Ich sah sie vor einer halben Stunde."
    Colonel Redmayne verließ, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, das Zimmer und ging durch den Park.
    „Und ich bleibe dabei, daß es hier ein großes Geheimnis gibt", behauptete Mrs. Elvery und holte tief Luft. „Der Mann ist wahnsinnig. Mr. Goodman, kennen Sie den netten jungen Mann, der gestern morgen hierher kam? Er wollte ein Zimmer haben, und als ich den Colonel fragte, warum er dem jungen Mann seine Bitte abgeschlagen hätte, wurde er ganz wütend und böse auf mich! Dann sagte er, das wäre kein Mann, wie er ihn als Gast in seinem Hause wünschte. Der junge Mann hätte sich erdreistet, die Bekanntschaft seiner Tochter zu machen, und Trunkenbolde wollte er nicht unter seinem Dach haben."
    „Also, mit anderen Worten", entgegnete Mr. Goodman trocken, „der Colonel hat sich über den jungen Mann geärgert. Aber Sie müssen ihn nicht zu ernst nehmen, er ist heute morgen ein wenig nervös."
    Goodman nahm eine andere Zeitung und blätterte sie durch.
    „Dann die Überheblichkeit, mit der er jeden behandelt", fuhr Mrs. Elvery fort. „Seine Tochter ist auch ziemlich eingebildet, das können Sie nicht bestreiten, Mr. Goodman. Es mag ja recht undankbar klingen, aber sie ist - wie soll ich doch gleich sagen "
    „Direkt anmaßend", ergänzte Veronika.
    „Ja, sie glaubt Wunders, wer sie ist", stimmte ihre Mutter bei. „Und ihr Benehmen ist auch nicht sehr vornehm. Ich erzählte ihr neulich die Geschichte von der Ermordung der jungen Witwe in der Grange Road in London. Sie wissen doch noch: der Liebhaber brachte die Frau durch Gift um, nur um die Versicherungssumme zu bekommen. Es war ein sensationeller Fall. Aber da hat sie mir einfach den Rücken gekehrt und gesagt, daß sie sich für solche Schauergeschichten nicht interessiere."
    Der Butler Cotton trat ins Zimmer und brachte die Post. Er war ein düster dreinblickender Mann, der nur selten sprach. Als er gerade wieder gehen wollte, rief Mrs. Elvery ihn zurück.
    „Haben Sie in der vergangenen Nacht den Lärm gehört, Cotton?"
    Er drehte sich mißvergnügt um.
    „Nein, ich habe am Tag sehr viel zu tun, deshalb habe ich einen festen Schlaf. Nur ein Kanonenschuß könnte mich aufwecken."
    „Haben Sie das Orgelspiel auch nicht gehört?" fragte sie hartnäckig weiter.
    „Nein, ich höre überhaupt nichts, wenn ich schlafe."
    „Der Mann scheint nicht sehr intelligent zu sein", sagte Mrs. Elvery verzweifelt, als der Butler gegangen war.

6
    Mary Redmayne ging an jenem Morgen ins Dorf, um auf der Post Briefmarken zu kaufen. Sie sah den jungen Mann im Sportanzug kaum an, der auf der Bank vor dem Roten Löwen saß, aber sie wußte wohl, daß er zugegen war. Die verschiedensten Geschichten hatte sie schon über ihn gehört.
    Zuerst hatte er ihr leid getan, aber jetzt war er ihrer Meinung nach rettungslos verloren. Außerdem war sie böse auf ihn, weil er ihren Vater geärgert hatte. Mr. Fane hatte tatsächlich die Kühnheit besessen, bei dem Colonel um ein Zimmer in Monkshall anzufragen.
    Als sie aus dem Dorf zurückkam und in den kleinen Weg einbog, der nach dem Park von Monkshall führte, saß er auf einem Drehkreuz und versperrte ihr den Weg. Er rauchte eine Zigarette und sah melancholisch durch seine große Hornbrille ins Leere.
    Einen Augenblick blieb sie stehen und hoffte, daß er sie nicht gesehen hätte. Dann zögerte sie und überlegte, ob sie nicht einen Umweg machen sollte. Aber er erhob sich bereits nachlässig und nahm seine Mütze ab.
    „Bitte sehr!"
    Mit einem freundlichen Lächeln sah er sie an, aber sie ärgerte sich über ihn.
    „Wenn ich Sie nach Haus begleiten sollte, würde Ihr Vater dann nach mir schießen oder die Hunde auf mich hetzen?"
    Sie sah ihm gerade ins Gesicht.
    „Soviel ich weiß, sind Sie Mr. Fane?"
    Er verneigte sich ein wenig übertrieben, und ihr stieg das Blut in die Wangen, weil sie sich über seine Unverschämtheit ärgerte.
    „Unter diesen Umständen, Mr. Fane, zeugt es nicht von gutem Geschmack, daß Sie eine Unterhaltung mit mir anknüpfen."
    „Ihrer Meinung nach mag das nicht schicklich sein; aber warum soll man einer schönen jungen Dame nicht sagen, daß
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