Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
aber Marks drehte sich schnell nach ihm um.
    „Wenn du ihm begegnest, dann mußt du dran glauben", sagte er ärgerlich. „Wenn ich ihn aber sehen sollte -." Sein Gesicht verzerrte sich so sehr, daß Hallick erschrak.
    „Was dann?" fragte der Inspektor. „Wo wollen Sie ihn denn suchen?"
    Marks hob den Arm, und seine Finger krallten sich ineinander, als ob sie einem unsichtbaren Feind die Kehle zudrückten.
    „Ich weiß, wo ich ihn finden kann!"

5
    Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen.
    Mr. Goodman war nicht zur Stadt gefahren, obwohl er es eigentlich vorhatte. Gewöhnlich fuhr er zwei- oder dreimal im Monat nach London in sein Büro. Miss Veronika Elvery wälzte ein dickes Lexikon, denn sie war gerade dabei, ein Gedicht zu verfertigen, wozu ihr die nötigen Reime fehlten.
    Mr. Goodman war im Sofa über seiner Zeitung eingenickt. Kaum ein Geräusch unterbrach die Stille; nur Veronikas Feder kratzte auf dem Papier, und die alte Großvateruhr in der Ecke tickte monoton.
    Ein großer gewölbter Raum bildete die Eingangshalle des Herrenhauses. Früher einmal diente er als Vorraum zum Refektorium. Die Inschriften, die die Mönche in die Steinwände eingehauen hatten, waren noch hinter der Täfelung verborgen.
    Durch das offene Fenster konnte man auf den herrlichen Park mit seinen Büschen und Baumgruppen hinaussehen, in dem die Ruine der alten Abtei lag, zu der so viele Neugierige gepilgert waren.
    Mr. Goodman hörte nicht auf das Gezwitscher der Vögel, wohl aber Miss Veronika. Sie war in gehobener Stimmung, wie es eine Dichterin ja sein soll. Plötzlich wandte sie sich um.
    „Mr. Goodman!" sagte sie sanft.
    Als er nicht antwortete, rief sie ein zweites Mal, etwas lauter.
    „Ja, was gibt's?" fragte er und richtete sich auf.
    „Welches Wort reimt sich auf hochmütig?" Mr. Goodman überlegte, dann fuhr er nachdenklich mit der Hand über die Stirn.
    „Kaltblütig."
    Miss Elvery schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein, das hilft mir nicht, das ist ein häßliches Wort." „Aber was machen Sie denn da?" Sie gestand ihm, daß sie dichtete. „Um Himmels willen! Das ist ja das größte Verbrechen, wenn man an einem so herrlichen Frühlingsmorgen auch noch Gedichte schreiben will. Das ist so entsetzlich, als wenn man vor dem Mittagessen anfängt, Whisky zu trinken. Wen dichten Sie denn eigentlich an?"
    Sie lächelte ihm bedeutungsvoll zu. „Sie werden mir böse sein, wenn ich es Ihnen sage." Er nahm den halb vollgeschriebenen Bogen. „Ach, es ist jemand, den Sie auch kennen!" Mr. Goodman runzelte die Stirn. „Sie fragten doch eben, was sich auf hochmütig reimt. Wer in aller Welt ist denn hochmütig?"
    Veronika warf den Kopf zurück, wie immer, wenn sie sich angegriffen fühlte.
    „Sind Sie nicht auch davon überzeugt, daß sie hochmütig ist? Bedenken Sie doch, ihr Vater führt hier eine Pension. Da hat sie keinen Grund, so zu tun, als ob sie eine Gräfin sei."
    „Ach, Sie meinen Miss Redmayne?" fragte er ruhig und legte den Bogen wieder auf den Tisch. „Sie ist wirklich ein sehr nettes Mädchen. Sie sagen, hier sei eine Pension? Nun gut, ich bin der erste Pensionär, den ihr Vater ins Haus genommen hat, aber ich habe dieses Herrenhaus nie als eine gewöhnliche Pension betrachtet." Es folgte eine kurze Pause.
    „Mr. Goodman, sind Sie böse, wenn ich Ihnen etwas sage?"
    „Nun, bis jetzt habe ich noch nichts dagegen", entgegnete er lächelnd.
    „Ich glaube, ich habe eine romantische Veranlagung. Ich sehe irgendein Geheimnis in allen möglichen Dingen. Auch Sie kommen mir geheimnisvoll vor." Als er sie bestürzt ansah, fügte sie hinzu: „Ich meine damit nicht, daß Sie düster und schrecklich aussehen." Er schien etwas erleichtert.
    „Aber Colonel Redmayne ist wirklich ein düsterer, verschlossener Charakter", erklärte sie mit Nachdruck. „Mir ist er niemals so vorgekommen", entgegnete Mr. Goodman langsam.
    „Aber ich habe doch recht", beharrte sie. „Warum hat er denn dieses Haus gekauft, das so weit von allen anderen menschlichen Behausungen entfernt liegt? Und warum hat er hier eine Pension aufgemacht?" „Wahrscheinlich, um Geld zu verdienen." Sie sah ihn triumphierend an und schüttelte den Kopf.
    „Nein, er verdient gar nichts. Meine Mutter sagte noch heute morgen, daß er hier eine Menge Geld zusetzen muß. Monkshall ist ein sehr schön gelegener Herrensitz, aber man erzählt sich so seine Geschichten. Sie wissen doch, daß hier Geister umgehen?"
    Mr. Goodman lächelte gutmütig. Die Geschichte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher