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0719 - Myxins Henker

0719 - Myxins Henker

Titel: 0719 - Myxins Henker
Autoren: Jason Dark
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auf keinen Fall. Gefühle dieser Art kannte er nicht. Für ihn war es einfach eine Sache zwischen ihm und dem Henker.
    Und der hatte zugeschlagen. Es wurde wieder still.
    Kein Schrei mehr - nichts. Nur noch die üblichen Geräusche von Wind und Wellen.
    Der Himmel war jetzt wie ein dunkler Boden, in den jemand ein kreisrundes Loch hineingeschnitten hatte, aus dem das bleiche Auge des Mondes hervorleuchtete.
    Ein stiller, kalter, unheimlicher Beobachter.
    Myxin suchte die Gegend ab.
    Auch seine Augen leuchteten in einem leichten Grün. Dabei wirkten die Pupillen in diesem Augenblick, als wären sie frisch poliert worden. Facettenartiges Leuchten, mal ins Türkisfarbene hineingehend, mal wieder grünblau.
    Keine Schreie mehr. Dafür das schwere Flattern der Schwingen, als sich die beiden letzten Vampire von ihren Plätzen hochschwangen. Sie wirkten wie träge Schatten, die die Düsternis des Himmels durchbrachen, die Wolken zerhämmern wollten, um dann mit langen, gleitenden Bewegungen dorthin zu fliegen, wo auch ihre beiden Artgenossen verschwunden waren.
    Myxin verfolgte den Weg genau. Er ließ sie auch in Ruhe, er kannte kein Pardon. Er war auf sich allein gestellt, er dachte an den Kampf, und deshalb ließ er die Vampire fliegen.
    Sie würden ihm den Weg weisen.
    Er ging ihnen nach.
    Kaum waren seine Schritte zu hören. Schattenhaft bewegte er sich auf dem glatten Fels. Zudem befand er sich auf einer gewissen Höhe und konnte nun sehen, daß sich seine beiden Helfer abgesetzt hatten. Sie waren in die Tiefe gefallen, also lag ihr Ziel tiefer. Direkt auf dem Grund, möglicherweise in einer Mulde versteckt, die sich vor der Felswand ausbreitete.
    Dann waren sie weg.
    Myxin schaute in die Tiefe.
    Er mußte tatsächlich hinabsteigen, um dorthin zu gelangen, wo sich die Felswand öffnete, als hätte ein Riese mit seiner Faust hineingeschlagen.
    Der Eingang zu einer Höhle.
    Obwohl sie Myxin noch nicht erforscht hatte, wußte er, daß sie lang, tief und breit war.
    Ein Refugium des Schreckens, das vom Henker des Schwarzen Todes regiert wurde.
    Myxin war ein Wesen, das sich auf seine Kraft verließ. Er hatte bisher alles überstanden, er würde es auch weiterhin überstehen, aber er mußte vorsichtig sein. Erst wollte er abwarten, wie es den beiden letzten Vampiren erging.
    Noch hörte er nichts von ihnen.
    Stille drang ihm aus der Öffnung entgegen. Myxin war ein Wesen, das die Stille liebte. In diesem Fall aber fühlte er sich ungut. Da empfand er die Stille als etwas Gefährliches.
    Eingehüllt in die Schatten der Nacht, glitt er weiter vor. Er lauschte den leisen Geräuschen, die unter seinen Füßen entstanden.
    Tiefe Finsternis wehte ihm aus der Höhle entgegen. Aber nicht geräuschlos.
    Ein leises Schaben erklang.
    Es war das Vorspiel zu einem irren Schrei, der Myxin aus seiner Starre riß.
    Da wußte er Bescheid. Er beugte seinen Oberkörper vor, stand wie auf dem Sprung. Er sah im ersten Moment so aus, als wollte er sich in die wattige Schwärze hineinstürzen, zögerte dann jedoch, weil er in der Dunkelheit eine flatternde Bewegung wahrnahm.
    Einer der Vampire kehrte zurück…
    Mehr tot als lebendig.
    Er konnte so gut wie nicht mehr fliegen. Als er sich durch die Luft wühlte, sah es so aus, als würde er gegen Widerstände prallen, die in bestimmten Abständen aufgebaut worden waren.
    Er kam nicht mehr aus der Höhle heraus. Kurz vor dem Eingang fiel er wie ein großes, dunkles Tuch zu Boden und verschmolz dort mit der Dunkelheit.
    Vorbei…
    Myxin wußte genau, daß er sich auf den letzten seiner Helfer auch nicht mehr verlassen konnte.
    Alles war verloren, er stand allein, der Henker würde auf ihn warten.
    Und er wollte sich stellen.
    Tief geduckt bewegte er sich auf den Schlund zu. Noch stand der Mond hinter ihm. Er leuchtete auch in die Mulde hinein und füllte sie mit seinem bleichen Licht.
    Myxin trat auf die Reste des Vampirs. Unter den Füßen spürte er sie wie eine dicke Haut.
    Dieses Wesen kümmerte ihn nicht, der Henker allein zählte. Und er mußte sich irgendwo aufhalten.
    Versteckt in den Tiefen der Höhle, verborgen in seinem Refugium, das nur ihm allein gehörte.
    Er gab keinen Laut von sich, er lockte Myxin mit der Stille. Womöglich wollte er ihn in Sicherheit wiegen. Das würde ihm auf keinen Fall gelingen.
    Myxin fand seinen Weg.
    Seine Augen waren nicht blind, er fühlte und spürte mit all seinen Sinnen.
    Die Gefahr war vorhanden. Sie ließ sich nicht aus der Welt schaffen. Etwas
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