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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal
Autoren: Jason Dark
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vergessen…
    Die Musik änderte sich. Der Tanz näherte sich dem Finale. Unsere Bewegungen wurden schneller.
    Ich tat alles automatisch, ich paßte mich der Frau an, aber ich schaffte es auch, mich nicht mehr so stark von ihr ablenken zu lassen.
    Dieses schnellere Tanzen hatte auf mich wie ein Alarmsignal gewirkt. Es mußte einfach etwas passieren, denn nur aus Spaß drehten wir uns nicht über die Fläche. Beim Tanzen schaute ich in die aufgestellten Spiegel.
    Noch einige Minuten zuvor hatte es mich irritiert und schwindlig gemacht. Es waren einfach zu viele Flächen, die unsere Bewegungen wiedergaben. Da konnte das Auge nicht mehr folgen, da rotierte der Kreislauf, da wurde der Mensch in etwas hineingezerrt, an dem er persönlich keine Schuld trug. Alles war anders, war ein Rausch, wo die verschiedenen Teile ineinanderflossen und man sie nicht mehr trennen konnte.
    Absicht…
    Aber nicht mit mir.
    Ich schaute in die Spiegel. Sie flossen vorbei, sie waren schnell, sie schienen sich zu bewegen. Das allerdings war ein Irrtum. Nicht die Spiegel bewegten sich, sondern der Inhalt.
    Das hätten wir sein müssen.
    Aber wir waren es nicht.
    Ich sah die Fratzen, ich sah auch menschliche Gesichter. Ein Mann und eine Frau.
    Geisterhaft bleich, verzerrt, mit großen Augen, in denen die Gier zu lesen stand.
    Die andere Welt war da.
    Beelzebub spielte seine Kraft auf. Erst der Tanz, dann schlug er zu, um den Fremden in seinen Dienst zu zwingen, um ihn besessen zu machen.
    Diesmal sollte ich das Opfer sein.
    Und Ramona tanzte weiter. Bestimmt hatte sie die Veränderung auch bemerkt. Nur ging sie aus bestimmten Gründen darauf nicht ein. Dafür klammerte sie sich fester an mich, weil sie mich halten und mir keine Gelegenheit zur Flucht geben wollte.
    »Es ist so wunderbar, John. Es ist so einmalig. Ich spüre, daß wir beide bald zusammengehören. Ich warte darauf, denn wir werden…«
    »Nein, Ramona!«
    Ich hatte nicht einmal laut gesprochen. Meine Worte waren verstanden worden.
    In der Bewegung versteifte sich die Frau. Deshalb gerieten wir aus dem Takt.
    »Nein!« sagte ich noch einmal.
    Da schleuderte sie den Kopf zurück, behielt ihn in dieser Haltung, umfaßte meine Schultern wie ein Turner die Reckstange, als wollte sie sich an mir hochzerren.
    Sie schaute in mein Gesicht.
    Ich sah das ihre, in dem sich ihre Lippen bewegten. »Was hast du gesagt?« hauchte sie.
    »Ich sagte nein!«
    Ihr Mund verzerrte sich. »Wieso?!« kreischte sie.
    »Ich will nicht. Ich…«
    »Du Bastard!« brüllte sie und sprühte mir dabei ihren Speichel ins Gesicht. »Du verfluchter Bastard! Ich werde dich…«
    Die Musik schwoll an. Das Finale stand dicht bevor. Ich wußte, daß damit etwas Endgültiges erreicht werden sollte, und das wollte ich auf keinen Fall.
    Ramona Sanchez hing an mir wie eine Klette. Sie keuchte, sie drückte ihre Fingernägel in den Stoff der Jacke, als wollte sie mich nie mehr loslassen.
    Ich aber mußte sie loswerden, um mich um Beelzebub kümmern zu können.
    Die Gestalten und die Szenen innerhalb der Spiegel hatten sich verdichtet. Dunkle Farben umwehten die Fratzen, ließen sie rotieren, und ein Frauengesicht fiel mir besonders auf.
    Es wies eine gewisse Ähnlichkeit mit dem der Ramona Sanchez auf. Wahrscheinlich war es ihre Mutter.
    Eine Tote im Spiegel.
    Verzerrt und gnadenlos. Mit grausamen Augen, mit dem Willen, zu vernichten.
    Wie auch die Tochter.
    Und die stieß ich plötzlich von mir. Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als sie mit beiden Händen zurückzuschleudern.
    Sie ließ mich los, taumelte zurück, rutschte auf dem glatten Parkett aus und fiel hin. Es sah schon lächerlich aus, wie sie die Beine in die Luft schleuderte, aber mir war nicht nach Lachen zumute, denn Ramona drehte sich auf dem Parkett herum und schnellte wieder hoch.
    Sie war schnell wie eine Katze, und sie war auch so gereizt. Breitbeinig und geduckt blieb sie stehen. Sie holte tief Luft. In den Spiegeln sah ich ihre Gestalt ebenfalls. Sie war umgeben von anderen Bewegungen, als sollte sie in das Reich der Geister hineingezerrt werden.
    Zwei, drei Sekunden vergingen, dann hatte sie sich gefaßt. Aus ihr hervor brachen die Worte, wie Lava aus einem Vulkan. »Du Hundesohn! Du verfluchter Bastard! Du Schwein! Du wolltest mich leimen, aber da hast du dich geirrt. Beelzebub ist stärker, er wird dich…« Sie lachte auf, schleuderte dabei ihre Zunge aus dem Mund wie eine Schlange, drehte sich um und rannte weg.
    Ich zog meine Waffe.
    Die
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