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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal
Autoren: Jason Dark
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System angebracht, und wer genauer hinschaute, erkannte darin ein Bild.
    Es war ein Gesicht…
    Stilisiert zwar, dennoch gut zu erkennen. Für mich mehr eine Fratze, plump sicherlich, eine Mischung zwischen Mensch und Tier. Vielleicht ein Stierschädel mit menschlichem Anblick oder auch der Kopf eines Schafs, bei dem die Hörner fehlten.
    Ein Dämon, Beelzebub, der eigentliche Beherrscher dieser verfluchten Tanzschule.
    Dieser letzte Vorgang hatte mich ein wenig von dem anderen abgelenkt. So fiel es mir erst ziemlich spät auf, daß Ramona Sanchez ihren Platz verlassen hatte.
    Sie bewegte sich, und auch ihre zahlreichen Gestalten innerhalb der dunklen Spiegelflächen bewegten sich mit. Jeden ihrer Schritte zeichneten sie nach. Dabei liefen sie aber ineinander wie ein verzerrtes Mosaik, als würde jede Fläche aus zahlreichen, kleinen Facetten bestehen. Ich wußte nicht, wo die richtige Ramona Sanchez stand, ich jedenfalls wartete an der Treppe. Irgendwann mußte sie auch erscheinen.
    Dann sah ich die echte vor mir.
    Trotz der breiten Halle wirkte es so, als wäre sie aus einem Tunnel gekommen. Das weiße Kleid changierte bei jeder Bewegung. Es floß wie Wasser über ihren Körper, und ihre Lippen waren zu einem lockenden Lächeln verzogen.
    »Komm her…«
    Ich ging ihr entgegen. Das war sogar besser für mich. Ich wollte nicht zu dicht an der Treppe stehen.
    Wie schon einmal streckte sie mir ihre Hand auffordernd entgegen, und wieder geriet ich in den Bann ihres geheimnisvollen Zaubers. Es war schon ungewöhnlich. Diese Frau strahlte etwas aus, das an Männern einfach nicht vorbeistreifen konnte, und auch ich machte da keine Ausnahme. Ich mußte ihr einfach folgen.
    Sie atmete so laut, daß ich es hörte. Ihr Parfüm wehte mir entgegen, es lockte ebenso wie ihre Stimme.
    »Bitte, John, ich möchte tanzen.«
    Das hatte ich mir gedacht. Ich blieb stehen. Noch so weit von mir entfernt, daß sie keine Tanzhaltung einnehmen konnte. Beim Tango berührten sich die Körper. Hier blieb ein Zwischenraum.
    »Und dann?« fragte ich.
    Erstaunt und sehr langsam hob die Frau ihre Augenbrauen. »Wolltest du nicht wissen, wer hier der bessere ist? Das ist eine Tanzschule, John. Laß es uns im Tanz herausfinden - ja?«
    »Da bist du besser.«
    »Stimmt, aber du bist in dieses Haus gekommen. Du wirst meine Bedingungen schon akzeptieren müssen.«
    Ich wartete noch und schaute gegen die Spiegel. Unsere beiden Gestalten zeichneten sich dort ab.
    Und von der Decke her glotzte die stilisierte Fratze Beelzebubs auf uns nieder.
    In der Luft knisterte die Spannung. In den nächsten Minuten kam es darauf an.
    Sie oder ich!
    »Was geschieht dabei?« wollte ich wissen.
    Sie hob die Schultern. »Nicht viel. Oder hat dir der erste Tanz mit mir nicht gefallen?«
    »So ist es. Ich achte dabei immer an den Toten.«
    »Sein Pech.«
    »Und was war mit Pierre Piccard?«
    Da legte sie die Hände zusammen, als wollte sie anfangen zu beten. »Er gehörte Beelzebub, er stand unter seiner Macht, und dabei ging es ihm nicht einmal schlecht.«
    »Er war besessen!« korrigierte ich sie.
    »Sind wir das nicht alle, John? Jeder, der mit ihm in Kontakt tritt, ist letztendlich von ihm besessen.«
    Das wollte ich nicht gerade unterschreiben. Beelzebub war ein Feind, ein Gegner, ein Drittel des absolut Bösen. Er wollte nichts anderes als die Macht und natürlich die Menschen. Sie waren der sicherste Nachschub für das Böse.
    Solange es noch Menschen gab, die der Hölle nicht widerstanden, bekamen Dämonen wie Beelzebub oder der Teufel immer wieder Oberwasser. Das würde nie vergehen.
    Ramona berührte mich. Ihre kalten Fingerspitzen strichen über mein Handgelenk. Die Lippen lächelten und formten Worte, die ich allerdings nicht verstand.
    »Komm endlich…«
    Ich willigte ein. Sie und die hinter ihr stehende Macht sollten in Sicherheit gewiegt werden. Vielleicht konnte ich sie mit den eigenen Waffen schlagen.
    »Wie du willst, Ramona. Aber ohne Musik…?«
    »Keine Sorge, die Klänge werden bald diesen herrlichen Raum erfüllen.« Sie hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als sie sich schon an mich schmiegte.
    Sehr geschmeidig glitt sie in meinen Griff hinein. Sie schnurrte wie eine zufriedene Katze. Die nah zurückliegende Vergangenheit schien für sie nicht zu existieren.
    Ramona hatte nicht gelogen. Wie sie das schaffte, wußte ich auch nicht. Jedenfalls waren die Klänge abermals zu hören. Dieselbe Melodie wie auch unten im Zimmer.
    Mit einem Schritt
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