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0718 - Geheimmission der Frauen

Titel: 0718 - Geheimmission der Frauen
Autoren: Unbekannt
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gefährlichen Mission starten würden. „Da hast du deine Computer bei dir!" lachte Nayn. Sie bildete einen krassen Gegensatz zu Nano. Ihr pechschwarzes, kurz geschnittenes Haar umrahmte ein schmales, kleines Gesicht, das nur aus elfenbeinern schimmernder Haut, einem gutgeschnittenen Mund und großen Augen zu bestehen schien. Niemand würde ihr angesehen haben, daß sie eine der besten Medizinerinnen des Planeten und Ressortchef in der Regierung von Ovarons Planet war.
    Erst dreieinhalb Jahre alt war sie bei der Landung gewesen. Wie alle anderen Frauen hatte die größere Schwerkraft eine Art Dauertraining bewirkt, und die Auseinandersetzung mit der Natur und den Widrigkeiten dieses kleinen Gemeinwesens hatte auch bei Nayn eine Steigerung aller körperlichen und geistigen Aktivitäten bewirkt.
    Sie war jemandem, der unter normaler Schwerkraft aufgewachsen war, hoch überlegen.
    Aber ihr Wesen war keineswegs auf Kampf und Auseinandersetzung ausgerichtet. Sie verkörperte sowohl in der Regierung das ausgleichende Element, wie auch in der Mannschaft der Jet. Sie würde dort handeln, wo Gegensätze aufeinanderprallten, gleich welcher Art sie waren. Auch sie blickte nachdenklich hinüber zu dem kleinen Raumschiff und dachte an die ferne Erde. „Unsere Väter ... werden wir sie finden? Werden wir überhaupt Möglichkeiten bekommen, sie zu suchen?" fragte sie in den warmen Wind hinein, der durch ihr Haar fuhr und den Geruch nach Meer und Algen mit sich brachte. „Ich weiß nicht mehr über die Erde als du. Und keine von uns vier weiß, wie die Erde heute ist. Wir müssen das Schlimmste annehmen, Nano!"
    Sie blickten sich ernst und schweigend an. Ja, sie erwarteten das Schlimmste.
    Das erste Zeichen, das wohl niemand falsch gedeutet hatte, war das Ausbleiben der Schiffe gewesen.
    Kernot Hildenbrandt hatte sein Ehrenwort verpfändet, sobald wie möglich zurückzukommen. Das betreffende Videoband lag in der Stadtchronik. Die Kinder waren aufgewachsen, ohne daß jemand auf Ovarons Planet gelandet war. Die Frauen hatten vierzig Jahre auf ihre Männer, die damals jungen Mädchen hatten auf ihre Freunde gewartet. Umsonst. Niemand war gekommen. Bis zum heutigen Tage nicht. „Wir sind alle darauf vorbereitet, das Schlimmste anzunehmen und vorzufinden", erklärte Nano entschlossen.
    Nach dem langen Warten hatten mehr und mehr Frauen mit ihren Kindern das Stadtzentrum verlassen.
    Sie hatten kleine Häuser gebaut, hatten zu jagen angefangen und Felder bestellt. Heute umgab ein lockerer Ring von Blockhäusern, versteckt unter Bäumen, umgeben von Büschen und Holzzäunen, den Stadtkern aus Stahl, Glas und Plastik. Aber noch immer funktionierte der Kern. Viele der jungen Mädchen -von fünfzehn bis vierzig Jahren waren es junge Mädchen, denn in diesen Jahren war. nicht nur die Jugend länger, sondern auch die Lebenserwartung höher - besiedelten die Wohnungen im Kern von Hildenbrandt City. Sie fanden die Art, wie ihre Mütter ihr Leben nach der großen Enttäuschung gestaltet hatten, nicht richtig. „Wann kommen Terfy und Marhola?" fragte Nayn. „Ich warte auf sie. Wir sind hier verabredet, weißt du!" erklärte die Dunkelhäutige. „Ich dachte es."
    Beide, Nano und Nayn, erkannten das Problem von Ovarons Planet sehr genau. Es war hier kein direktes Matriarchat entstanden, denn dazu hätten sie Männer gebraucht. Aber zwischen dem tropischen Urwald, der Sierra und dem Meer war eine separierte und isolierte Gesellschaft von Frauen entstanden. Die Aphilen, deren Krankheit hier ausgebrochen war, gab es nicht mehr. Die einzelnen Farmhäuser ließen erkennen, daß sich jede Familie einigelte, sich selbst versorgte, sich in eine Scheinwelt flüchtete. Die Stadt mit ihren automatischen Versorgungseinheiten wurde von der Mehrheit der Bewohnerinnen nicht mehr benutzt. „Nano", sagte Nayn leise. „Ich weiß, ich stelle die Frage schon zum hundertstenmal. Wird uns jemand auf der Erde helfen, die Krankheit zu bekämpfen?"
    „Rechne lieber nicht damit!" sagte die Mathelogikerin hart. „Niemand wird uns helfen. Und wir werden auch niemandem unsere Adresse geben."
    War die Erde noch aphilisch? Galten noch die Berichte, die von Hildenbrandt und den Älteren stammten?
    Auf Ovarons Planet hatte eine unerklärliche Krankheit alle männlichen Kinder umgebracht. Die Ärztin selbst wußte nicht, ob es ein Virus oder Mord gewesen war. Alle dachten, daß es Casira Falanga gewesen war, eine latente Aphile, deren Krankheit erst einige Jahre nach der
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