Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0715 - Tanz der Messer

0715 - Tanz der Messer

Titel: 0715 - Tanz der Messer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nur der Teufel sein konnte.
    Genau er!
    Der Killer schluckte. Er atmete, und erst jetzt stellte er fest, daß in seiner unmittelbaren Nähe zwar das Feuer rauchte und loderte, er aber keine Hitze spürte.
    Kalte Flammen also.
    Höllenfeuer?
    »Du bist verrückt«, flüsterte er, »du bist einfach zu sehr in deinen eigenen Phantasien gefangen, denn das ist nicht möglich, das ist nur ein Traum, den du erlebst. Es sind deine Wunschvorstellungen, die du hier realisiert hast.«
    Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann mußte es eine Welt geben, die praktisch nur aus dem bestand, was der Mensch sonst träumte. Eine andere, eine zweite Welt, die hinter der normalen lag und mit dem Jenseits nichts zu tun hatte.
    Wurden Träume in der Hölle geboren?
    Zumindest die seinen, davon ging der Killer aus, der mehr Leben auf dem Gewissen hatte, als man überhaupt wußte. Er gehörte zu den Spezialisten unter den Killern und arbeitete für die autonomen Terrorbrigaden ebenso wie für die Mafia oder große Konzerne.
    Falls er sich in der Hölle befand, so war sie ihm nicht unangenehm, denn er verspürte weder Hitze, Schmerzen noch Atemnot. Es ging ihm eigentlich ganz gut.
    Nur eines stieß ihm säuerlich auf. Diese Hölle, dieses Bild glich haargenau dem, das seine Tante ihm als Kind immer erzählt hatte. Ihm schien es, als wäre genau dieser Bericht für ihn wahr geworden, und darüber freute er sich fast.
    Das war ein Wahnsinn, das würde ihm keiner glauben, denn so was erlebte nicht jeder.
    Als ihm dieser Gedanke kam, lachte er auf, und er brüllte gegen das Fauchen der Flammen an.
    Doch sein Lachen verstummte. Er hatte den Kopf nach rechts gedreht und glaubte, innerhalb der lodernden Feuerzungen eine Bewegung zu erkennen. Da waren Gestalten.
    Unwillkürlich umklammerte er mit beiden Händen die Ränder der Pritsche, auf der er lag. Seine Euphorie verflog mit einem Schlag und machte einer tiefen Depression Platz.
    Die Angst kehrte zurück.
    Waren die beiden Gestalten tatsächlich da, oder bildete er sich das nur ein?
    Nein, sie waren da.
    Und sie kamen.
    Zuerst sah er ihre Arme, die sie vor- und aus dem Feuer streckten. Er sah ihre Hände, er sah ihre Körper und das ungewöhnlich bleiche Schimmern der Köpfe.
    Noch kamen sie nicht, aber sie schienen die Flammen unter ihrer Kontrolle zu halten, denn das Feuer bewegte sich von vier verschiedenen Seiten auf ihn zu.
    Es kam…
    Es war bereit, ihn zu fressen, ihn zu vernichten, zu verbrennen, zu Asche werden zu lassen.
    Und es kam Verstärkung.
    Unter sich und auf der gesamten Fläche des Steinbodens puffte es plötzlich auf.
    Im Nu war der Boden von kleinen, züngelnden Feuerzungen bedeckt.
    Es war aus, es war vorbei.
    Ric öffnete den Mund. Er wollte seine Not hinausschreien, aber aus seinem Mund drang kein einziger Laut. Dafür schossen die Bodenflammen höher, griffen nach ihm wie mit Krallen, turnten an den Rändern der Pritsche hoch, und dann wehten sie über seine Gestalt hinweg, um sich in der Mitte zu treffen.
    Der Killer erlebte die Hölle pur und gab keinen Pfifferling mehr für sein Leben.
    Das Feuer hatte ihn jetzt von fünf verschiedenen Seiten eingehüllt und gab ihm nicht die geringste Chance zur Flucht. Wenn es wollte, konnte es zupacken und ihn vernichten.
    Das tat es nicht. Es fauchte, es bewies seine Stärke, es tanzte nur und umarmte den verkrampft daliegenden Mann auf seiner Pritsche. Es hielt den Tod fest, doch es schickte ihn noch nicht vor.
    Plötzlich sah er die Spinnen.
    Groß, haarig und fett. Sie tanzten inmitten der Flammen, als wären sie aus ihnen entstanden. Sie bewegten sich zuckend, ihre widerlichen Körper waren überall, neben und über ihm, als wollten sie Torrano beweisen, daß die Flammen allein ihren Befehlen gehorchten. Sie fielen aus dem Feuer nach unten, landeten auf seiner Brust, wirkten zuerst wie leblos, um sich dann auf den Beinen festzukrallen. Sie suchten sich seinen Körper als Startbahn aus und glitten auf seinen Hals zu, den sie sehr schnell hinter sich ließen, damit sie den Weg über sein Gesicht nehmen konnten und er ihre hauchdünnen Beine wie ein Kribbeln auf seiner Haut spürte.
    Lange dauerte dieser Zustand nicht an.
    Plötzlich spürte er nichts mehr.
    Ric wollte es zunächst nicht glauben, er hielt auch seine Augen geschlossen, weil ihm das viel wichtiger war. Nach einer Weile aber, als noch immer nichts geschah, schaute er wieder hin.
    Keine Spinnen, kein Feuer, dafür ein düsteres Licht, das hoch über ihm schwebte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher