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0715 - Tanz der Messer

0715 - Tanz der Messer

Titel: 0715 - Tanz der Messer
Autoren: Jason Dark
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zum Schluß sehr schwer geworden und wäre mir fast aus der Hand gefallen.
    Unter der dünnen Bettdecke streckte ich meine Beine aus, bewegte die Zehen und dachte daran, daß mein Kreislauf nicht mehr einschlafen sollte. Dieses Aufstehen vorhin war ja blamabel geworden.
    Ich rückte den Kopf so zurecht, daß ich auf die Mattscheibe des Fernsehers schauen konnte.
    Sie blieb grau und leer. Ich wollte nicht fernsehen, ich fühlte mich komischerweise so matt und müde, als hätte ich eine Woche lang durchgearbeitet und kaum Schlaf bekommen.
    Die Ärzte hatten recht. Es war besser, wenn sie mich noch bei sich behielten. Es war viel besser, viel…
    Meine Gedanken sackten weg. Irgendwo gab es da ein Rohr, das alles ansaugte.
    Ich rutschte in die Tiefe, hinein ins Dunkel der Erschöpfung, die über mich kam und mich hinein in den tiefen Schlaf riß…
    ***
    Ric Torrano hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es sein könnte, wenn man tot war. Warum auch? Er hatte nur daran gedacht, andere in den Tod zu schicken, seinen eigenen hatte er immer weit von sich gewiesen.
    Und jetzt war er tot.
    Er hatte gar nicht überleben können, er war kein Fisch, sondern ein Mensch.
    Und ein Killer.
    Als Killer gehörte er in die Hölle. Das war ihm auch klar, denn der Teufel würde Typen wie ihn gern an seine Brust nehmen.
    Und wie sah die Hölle aus?
    Feuer, Schmerzen, ewiges Leiden. So hatte man es ihm als Kind erzählt. Komischerweise erinnerte sich Torrano daran und auch an seine Tante, die ihm immer viel von der Hölle erzählt hatte, die auf die bösen Menschen wartete.
    Ihn hatte das nicht abgeschreckt, sondern fasziniert. Er hatte seine Tante sogar darum gebeten, mehr zu berichten. Sie aber war zurückgeschreckt und hatte fortan nichts mehr darüber berichtet.
    Aber sie hatte eine Saat gelegt, und Ric hatte sich in seinem Leben der Hölle immer mehr verbunden gefühlt als dem Himmel.
    Und jetzt?
    Er mußte tot sein. Das konnte man nicht überleben. Er würde als Geist irgendwo umherwandern, er würde nicht atmen können, er würde keinen Herzschlag spüren, keine Schmerzen mehr, die von den beiden Wunden hinterlassen worden waren.
    Die waren auch verschwunden.
    Aber sein Herz schlug noch.
    Er lag flach auf dem Rücken, hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich dabei auf den Herz- und Pulsschlag.
    Demnach war er nicht tot.
    Du bist verrückt, sagte er bei sich. Du bist total durchgedreht und verrückt. Was du hier erlebst und gedanklich nachvollziehst, ist ein Traum, der dir eigentlich nicht in den Kram paßt.
    Wenn du die Augen öffnest, ist alles anders, dann bist du wieder in deinem Wagen, dann hörst du wieder das Rauschen, dann siehst du das Licht, dann…
    Er öffnete die Augen.
    Er hörte es rauschen und er sah das Licht, das ihn umgab. Tanzende Feuerzungen hatten einen Kreis um ihn geschlossen.
    Sein bleiches Gesicht verzerrte sich in wilder Panik. Die Angst jagte in ihm hoch, und er schaffte es auch, einen Gedanken zu formulieren.
    Das ist die Hölle! Verdammt noch mal, das ist die Hölle! Da ist sogar das verfluchte Feuer, von dem immer gesprochen wurde. Es hat dich eingekesselt, es tanzt um dich herum wie eine Bestie, es lebt, es will nicht zerstört werden, es will dich fressen und dem Teufel deine Asche als Beute bringen.
    Das alles schoß durch seinen Schädel, als er die vier Flammenwände sah. Er konnte es nicht fassen, aber er traute sich auch nicht, aufzustehen, sondern blieb in seiner Rückenlage liegen, den Blick in die Höhe und gegen eine Decke gerichtet, die es eigentlich nicht gab, die nur in seiner Phantasie existierte.
    Über ihm befand sich ein schwarzer Himmel. Hin und wieder aufgerissen durch den Widerschein der oben spitz zulaufenden Flammenzungen, als wären rotgelbe Geister dabei, sich eine neue Welt zu erobern, was aber so nicht stimmte, denn die Dunkelheit über seinem Körper blieb. Sie stieg nicht höher, und sie senkte sich auch nicht tiefer. Nichts in seiner Umgebung veränderte sich.
    Alles blieb, und auch er blieb.
    Allmählich gelang es ihm, den Schrecken zu überwinden. Ric Torrano war ein harter Bursche. Um ihn richtig aus dem Gleichgewicht zu bringen, da mußte es schon hart kommen, und er ging einfach davon aus, daß man noch etwas von ihm wollte.
    Nur, wer konnte das sein?
    Es gab eigentlich nur eine Lösung. Nur einer kam in Frage. Nur einer hatte die Macht, über den Tod und das Leben zu bestimmen. Da Ric nicht an Gott glaubte, war es eine zwangsläufige Folge, daß dies
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