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0715 - Tanz der Messer

0715 - Tanz der Messer

Titel: 0715 - Tanz der Messer
Autoren: Jason Dark
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trotz allem noch vorhanden, er machte weiter, er fuhr weiter, er rollte hinein in das Dunkel, er kam sich vor wie in einem Tunnel, dessen Wände sich bewegten, als wollten sie ihn zerdrücken, aber er gab nicht auf. In seinem Kopf brauste es ebenso wie in den Ohren, den Druck spürte er von allen vier Seiten. Kälte und Hitze erwischten ihn zugleich, und über seinem Kopf schwebte bereits die Pranke des Todes.
    Torrano wußte, daß er es nicht packen konnte. Irgend etwas war einfach zu stark. Etwas zog ihn weg aus der Realität. Manchmal hatte er den Eindruck, neben sich zu sitzen. Das Gefühl für Zeit war ihm völlig verlorengegangen, er wußte nicht einmal, ob ihn der Tag oder die Nacht umgab. Er mußte nur fahren, weg von hier, verschwinden, egal, wie lang der Tunnel auch war.
    Und der hörte auf.
    Explosionsartig erwischte ihn das Licht. So hart und schnell, daß es ihn aus seiner Lethargie riß.
    Torrano wußte nicht mehr, was er tat, er löste seine Hände ruckartig vom Lenkrad, riß die Arme hoch und bekam kaum mit, daß ein Lichtblitz durch den Golf zuckte. Alles drehte sich plötzlich, alles explodierte, die Welt war wie ein Kreisel.
    Dann hörte er die Stimme.
    Sie krächzte, sie war laut, sie drang aus dem Dunkel, und sie klang durch den Lautsprecher verzerrt.
    »Halten Sie an! Steigen Sie aus! Legen Sie die Hände auf das Dach Ihres Wagens!«
    Er kannte das Spiel, verdammt, er kannte es genau. Aber er wollte nicht, nein, den Triumph konnte er ihnen einfach nicht gönnen. Es wäre gegen seine Berufsehre gewesen, sich fangen zu lassen.
    Die Stimme hatte bei ihm trotzdem noch etwas bewirkt. Er fand keinen Vergleich. Möglicherweise war es ein Adrenalinstoß gewesen, der durch seine Adern jagte und dafür gesorgt hatte, daß er die dumpfe tiefe Lethargie vergaß und wieder zurückkehrte in die Realität.
    Plötzlich war er wach!
    Alles bekam er mit. Das Licht der Scheinwerfer, die Fülle in seinem Wagen, die Blendung.
    Er gab Gas.
    Sie schossen.
    Torrano zerrte das Lenkrad nach links. Ihm war alles egal. Er hörte, wie die Kugeln Löcher in das Blech stanzten.
    Er mußte weg, und da gab es für ihn nur eine einzige Chance, wenn er ihnen nicht in die Hände fallen wollte.
    Weiter nach links.
    Er tat es.
    Das Gaspedal trat er weit durch. Es war eine Bewegung, die ihn schreien ließ. Ein Fanal der Hoffnung, umweht von den knatternden Salven der Schüsse.
    Torrano lachte sogar, als er den Ruck spürte, mit dem die Vorderräder ein Hindernis übersprangen.
    Es war das letzte vor dem Fall ins Wasser.
    Sein Wagen tauchte weg.
    Und Torrano lachte noch immer. Auch dann, als er auf die dunkle Fläche aufschlug. Sein Gesicht hatte einen irren Ausdruck angenommen. In diesen Augenblicken war er dabei, den Verstand zu verlieren. Er hockte in seinem wieder dunkel gewordenen Wagen wie in einer Gefängniszelle, die Augen weit geöffnet, die Hände wie Krallen vorgestreckt, als suchten sie nach einem Halt.
    Er sank.
    Und er blieb sitzen. Es hatte beinahe den Anschein, als würde er es genießen, in den dunklen Fluten zu verschwinden. Trotz seiner Lage bekam er noch mit, wie sich an der rechten Seite ein heller Streifen hektisch bewegte und über die dunkle Fläche huschte. Da suchte ein langer, bleicher Arm das Wasser ab, um ihn einzufangen.
    Nein, es sollte ihnen nicht gelingen. Er würde diesen Hundesöhnen entkommen, egal wie.
    Um ihn herum gurgelte und schmatzte das Wasser. Es hörte sich für Torrano an, als würde ein Ungeheuer etwas verschlingen.
    Das Wasser schlug über ihm zusammen.
    Er sank tiefer.
    Hinein in die Unendlichkeit, umgeben von den gurgelnden Fluten des Kanals, und es kam Ric Torrano vor, als würde sich unter ihm die Hölle öffnen, um ihn willkommen zu heißen…
    ***
    Der Einsatzleiter hieß Morgan Fissler. Er war ein Mann, der bisher immer auf der Siegerstraße gestanden hatte, obwohl er durch zahlreiche Höllen gegangen war.
    Diese war zwar für ihn persönlich nicht so schlimm gewesen, aber sie hatte zwei seiner Männer das Leben gekostet. Ric Torrano, der Killer, war wie eine Viper gewesen, die kurz vor ihrem Tod noch wild um sich gebissen hatte.
    Doch jetzt war er weg.
    Versunken mitsamt seinem Wagen in den schwarzen Fluten eines Kanals, aus denen sie ihn wieder hervorholen mußten. Dank der guten Beziehungen war es Fissler gelungen, noch in der Nacht die entsprechenden Geräte herbeischaffen zu lassen.
    Ausrüstung für die Taucher, einen entsprechenden Spezialkran und Scheinwerfer, die ihr
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