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0715 - Tanz der Messer

0715 - Tanz der Messer

Titel: 0715 - Tanz der Messer
Autoren: Jason Dark
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Schimmer, denn auch jetzt huschten die Scheinwerferstrahlen durch die Finsternis.
    Er machte weiter.
    Er startete.
    Es war so etwas wie ein Signal der Hoffnung. Sein Gesicht war nur mehr ein nasser glänzender Fleck. Selten zuvor hatte er so geschwitzt wie in dieser Nacht.
    Der am Kanal entlangführende Weg gehörte nicht eben zu den Rennstrecken. Er war nicht asphaltiert, ein Pfad für Spaziergänger mit all den Unebenheiten, die man davon erwarten konnte. Eine mit Gras bewachsene, mit kleinen Hügeln und Buckeln versehene Piste, die irgendwann auf eine Straße traf.
    Sollte er es schaffen, sie zu erreichen durfte er trotzdem nicht zu lange fahren, denn er kannte die Tricks seiner Häscher. Sie standen mit den zuständigen Polizeistellen in Verbindung und würden für die nötigen Sperren sorgen.
    Ric Torrano erlebte die folgende Zeit wie in einem Traum. Er wunderte sich, daß er das Auto trotz seines verletzten Beins noch fahren konnte. Wahrscheinlich war es der reine Überlebenswille, der ihn so handeln ließ. Er kam sich vor wie eine Puppe, die ferngesteuert wurde. Es mußte weitergehen, und er würde es auch schaffen. Er kannte Leute, die ihm helfen konnten. Einen Arzt, der ihm noch etwas schuldig war, nur wohnte der so verdammt weit weg.
    Er hatte sich davor gehütet, die Scheinwerfer einzuschalten. Durch die Dunkelheit rollte er, und es war eine verfluchte Holperstrecke.
    Jeden Stoß spürte er doppelt und dreifach. Da hatte er das Gefühl, als würde sein verletztes Bein aufschreien und ihm gleichzeitig erklären, daß es irgendwann abfaulte.
    Torrano schaute in den Innenspiegel.
    Nichts zu sehen.
    Keine Verfolger, keine Glotzaugen der Scheinwerfer. Hatten sie tatsächlich aufgegeben?
    Nein, das konnte und wollte er nicht glauben. Dazu kannte er die Sondereinheiten gut genug. Sie waren hervorragend gedrillt, sie blieben auf einer Spur wie Bluthunde. So leicht gaben sie sich nicht geschlagen. Sie würden weitermachen.
    Und er würde das Nachsehen haben.
    Fieber packte ihn. Es jagte heiß durch seinen Körper, war wie ein Sturm, die Zähne schlugen aufeinander, denn dem heißen folgte ein kalter Schauer, der für den Schüttelfrost sorgte.
    Sein Kopf glühte, der Rücken brannte, und er hütete sich davor, sich gegen den Sitz zu drücken.
    Dort spürte er auch die Wärme des Blutes, das aus der Wunde rann.
    Einmal erwischt zu werden, ließ er sich noch gefallen, aber zweimal war die Hölle.
    Und in der steckte er jetzt!
    Der Golf schaffte es. Er rumpelte weiter. Es war mehr ein Hüpfen über den unebenen Boden. Jeden Schlag, jeden Stoß spürte der Mann hinter dem Lenkrad doppelt stark, und manchmal hörte er sich selbst aufstöhnen und leise fluchen.
    Wann endlich war der Weg zu Ende?
    In seinem Hirn rasten die Gedanken. Gleichzeitig merkte er, wie er immer mehr an Kraft verlor, wie er es einfach nicht mehr schaffte, wie es aus seinem Körper hervorrann wie eine Flüssigkeit, aber es war nicht das Leben oder das Blut, sondern der Schweiß. Nie hatte er sich so gefühlt wie in dieser Nacht, in der alles schiefgegangen war. Er hatte jetzt Zeit, um nachzudenken. Zum erstenmal sah Torrano ein, daß er es wohl nicht schaffen würde.
    Zwei Kugeln steckten in seinem Körper, das konnte er eigentlich nicht überleben, weil er noch gejagt wurde.
    Aber er fuhr weiter.
    Sogar schneller.
    Er war verbissen, er richtete seinen Blick nach vorn, er hatte die Zähne zusammengedrückt, er keuchte, in seinen Augen stand ein unbeugsamer Wille. Die Haut an seinem Hals war so straff gespannt, daß sogar die Adern stark hervortraten.
    Je mehr Distanz er zwischen sich und den Schauplatz des Geschehens brachte, um so mehr wuchs die Hoffnung, es letztendlich doch noch schaffen zu können. Sein Rücken kam ihm vor, als wäre jemand dabei, mit einer biegsamen Gerte darauf einzuschlagen, und die ersten Schatten der Schwäche überkamen ihn ebenfalls.
    Sie waren wie große Tücher, die vor seinen Augen wallten. Fahnen, die von unsichtbaren Händen gehalten wurden und über seinem Kopf hinwegtrudelten.
    Der Schmerz bohrte in seinem Körper, als stünde er dicht davor, irrsinnig zu werden. Die Welt geriet in einen Taumel hinein, dessen Schwung ihn in einen Taumel versetzte, den er nicht nachvollziehen konnte. Sein Handeln hatte er anderen Kräften überlassen müssen. Er besaß so gut wie keinen eigenen Willen mehr. Die gesamte Fahrt lief bei ihm ab wie ein Automatismus.
    Er tat es, weil es getan werden mußte. Sein Überlebenswille war
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