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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da
Autoren: Jason Dark
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einem wilden Triumph.
    Geschafft!
    Erleichtert und durchaus hörbar floß der Atem aus ihrem Mund und gegen den Spalt der Tür, den sie nur mehr zu erweitern brauchte, um den Keller endgültig verlassen zu können.
    Einfach wunderbar…
    Sie drückte dagegen.
    Die Tür war zu schwer, deshalb mußte sie mehr Kraft aufwenden. Das aber ließ sie sehr schnell bleiben, denn sie hatte im Flur Schritte gehört, und die näherten sich der Kellertür.
    Die Lampe hatte sie längst gelöscht. Jetzt zog Harriet behutsam die Tür wieder zu. Sie lehnte sie allerdings nur an und hoffte, daß die Scott dies nicht sah.
    Dann konzentrierte sich die Frau auf die Schrittechos. Ja, sehr bald hörte sie die Tritte deutlicher, aber sie blieben glücklicherweise auf Distanz, denn die Person zeigte kein Interesse daran, in den Keller zu gehen.
    Sie ging vorbei, flüsterte mit sich selbst, denn es war niemand da, der ihr Antwort gab.
    Verstehen konnte Harriet die Worte nicht. Zudem wunderte sie sich über die Stimme, die so verändert klang, das war nicht die der Selma Scott. Bewegte sich eine fremde Person durch das Haus?
    Durch den Spalt wehte ein leichter Luftzug, der Harriets Gesicht streifte.
    Der Durchzug konnte nur entstanden sein, wenn eine Tür oder ein Fenster geöffnet worden war.
    Harriet hoffte darauf, daß es die Haustür gewesen war und verließ endlich ihr Versteck. In der rechten Hand hielt sie die Taschenlampe schlagbereit. Es war der einzige Gegenstand, mit dem sie sich verteidigen konnte.
    Sie brauchte es nicht. Harriet befand sich allein im Flur. Von Selma Scott war nichts zu sehen.
    Dafür zuckte Harriet zusammen, als sie hörte, wie die Haustür zufiel. Danach kehrte Ruhe ein.
    Jetzt war die Frau allein im Haus. Das wiederum wollte sie auch nicht, sie kam sich dabei vor wie eine Diebin. Zudem drängte sie die Neugierde, etwas zu tun. Sie wollte wissen, weshalb Selma Scott das Haus verlassen hatte und wohin sie gegangen war.
    Den Weg zur Tür hatte sie rasch gefunden. Auch wenn ihre malträtierten Knochen schmerzten, sie gönnte sich keine Pause, erreichte die Haustür und zog sie vorsichtig auf.
    Draußen lag die Nacht, die durch das Licht des Mondes einen silbrigen Schimmer bekommen hatte, der sich auch schleierhaft über den Garten verteilt hatte.
    Und dort sah sie eine Gestalt.
    Sie ging schwer und hinkend. Über ihrer linken Schulter lag ein Sack oder zumindest ein ähnlicher Gegenstand, der auch durchaus ein Mensch hätte sein können.
    War das Selma Scott?
    Harriet konnte es nicht glauben. Sie kannte die Frau, sie hatte sie oft genug gesehen, aber die ungewöhnliche Gestalt, die schon das Ende des Gartens erreicht hatte, besaß kaum eine Ähnlichkeit mit Selma Scott. Sie erinnerte Harriet mehr an eine mit einem dunklen Umhang bekleidete Hexe, die sich etwas über die Schulter geladen hatte.
    Sie ging irgendwohin.
    Sie hatte ein Ziel…
    Harriet überlegte. Im Haus stand sie nicht mehr. Sie genoß die kühle Nachtluft, dachte an ihren malträtierten Körper, aber ignorierte auch nicht das andere Gefühl, das in ihr hochgestiegen war.
    Neugierde!
    Sie traute Selma Scott alles zu. Und sie hatte den Weg eingeschlagen, um sich als Heldin feiern zu lassen. Sie wollte in die Zeitungen kommen und auf dem Bildschirm erscheinen.
    Das alles drängte sich wieder hoch, und es überspülte die schmerzenden Knochen und Muskeln.
    Harriet Slade wußte jetzt, was sie tun mußte.
    Sie würde dieser Person heimlich folgen und - wenn möglich - den Beweis für deren Untaten erbringen…
    ***
    Ich lag über der Schulter dieser hexenhaften Alten, glotzte immer wieder zu Boden, wo sich ihr und mein Schatten abmalte. Ich dachte daran, daß ich aus eigener Kraft diese verfluchte Falle nicht sprengen konnte.
    So leicht war es also, den Geisterjäger John Sinclair auszuschalten. Ein paar Tropfen oder Tabletten aus der Giftküche der Pharmaindustrie, und schon war ich out.
    Ich sah auch die alten, düsteren Hauswände und das rissige Pflaster der Gasse, durch die wir schritten. Die beiden Dinge huschten an mir vorbei wie ein Film, und ich hörte auch das harte und gänsehauterzeugende Kratzen, als das metallene Spatenblatt über den Belag der Gasse hinwegschleifte.
    Dieses Werkzeug hatte an einem Baumstamm im verwilderten Vorgarten gelehnt, und Selma Scott hatte im letzten Augenblick danach gegriffen, bevor sie das Grundstück verließ.
    Sie würde ihn brauchen…
    Selma hatte kein Wort mehr gesprochen, seit wir das Haus verlassen hatten.
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