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0710 - Raumschiff in Fesseln

Titel: 0710 - Raumschiff in Fesseln
Autoren: Unbekannt
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haben achtunddreißig Jahre lang nach Sol gesucht. Sol war unser Ziel, die relativ kleine und in den Dimensionen des Kosmos unbedeutende Sonne. Aber beim Abflug des hantelförmigen Schiffes kannten wir nicht einmal den ungefähren Standort der Galaxis, an deren Außenrand Sol um den das galaktische Zentrum kreiste.
    Die SOL, das Schiff, das den Namen des Ziels trug, begann seine lange Wanderschaft Ununterbrochen, achtunddreißig Jahre lang, suchten menschliche Augen, riesige Antennen, Schirme und höchst komplizierte Optiken nach Formationen galaktischer Feuerräder, nach Galaxien aller Formationen, von den elliptischen Nebeln über die irreguläre Nebel, über einzeln stehenden Formationen zwischen den unbekannten Galaxien, bis zu den Balkenspiralnebeln und den Normalen Spiralnebeln.
    Perry Rhodan, der vertriebene Großadministrator, hatte eine Erde verlassen, die mit der Welt seit der Dämmerung der großen Kulturen keinerlei Ähnlichkeit mehr hatte. Eine Welt, auf der der Begriff Liebe ausgestorben war.
    Die einzelnen Stationen der Odyssee waren Legion...
    Das biopositronische Logbuch verzeichnete die vielen, fast unzählbaren Versuche, das Ziel zu finden.
    Zwischenlandungen auf schönen und leeren Planeten, Vorbeiflüge an Sonnen aller erdenklichen Typen. Dann wieder die endlosen Jahre der Einsamkeit zwischen den Milchstraßen, im leeren Raum. Die SOL war die einzige Heimat, die eine Handvoll Menschen hatten. Sie zogen sich zurück und nutzten, um zu überleben und nicht vor Sehnsucht, Heimweh und Langeweile zu sterben, die Einrichtungen der drei Schiffsteile aus. Dies war der Moment, an dem ich das entdeckte, was ich mit der Verlorenen Kultur umschreiben muß.
    Achtunddreißig Jahre lang...
    Menschen starben an Bord und bei Unternehmungen, die nur das Ziel hatten, Informationen über die galaktischen Koordinaten der Heimatgalaxis zu finden.
    Menschen wurden geboren und wuchsen in der künstlichen Schwerkraft des Schiffes auf. Sie kannten den Begriff Welt oder Planet nur aus der Theorie, Später dann betraten sie einzelne Planeten, aber ein archetypischer Impuls sagte ihnen ausnahmslos und immer wieder: DIES IST NICHT DIE ERDE!
    DIESER PLANET HAT KEINE ÄHNLICHKEIT MIT TERRA, DER WELT DER SEHNSUCHT!
    Jahrzehntelang durcheilen wir den Raum, suchen und finden Informationen, und jedesmal sehen wir daß wir noch immer die Lage der heimatlichen Milchstraße nicht gefunden haben.
    Achtunddreißig Jahre voller Irrtümer und Enttäuschungen.
    Ich habe bewußt mehr als zwanzig dieser Jahre miterlebt, und da das Spektrum der menschlichen Fehler von mir beobachtet wurde, zog ich mich auf meine Art von den Menschen zurück. Ich begann, mich mit der faszinierenden Welt der denkenden Maschinen zu beschäftigen.
    Nicht, daß ich die Menschen haßte -keineswegs.
    Ich brauchte sie nicht, um glücklich zu sein. Ich brauchte sie, weil sie wie ich Teil der Schiffsgemeinschaft waren. Aber je älter ich wurde, desto scheuer wurde ich den Lebensäußerungen anderer Teilnehmer an dieser merkwürdigsten Odyssee eines Schiffes gegenüber. Ich zog mich zurück.
    Mein Reich bestand aus meiner geräumigen Kabine. Ich konnte von hier aus jederzeit mit allen Teilen der drei Schiffskörper in Verbindung treten. Zu meinem kleinen und ideellen Besitz gehörten auch Romeo und Julia, das Paar der externen Teile von SENECA.
    Ich weiß nicht, wie lange die Odyssee noch dauert.
    Aber ich weiß, daß die einzelnen Stationen eines menschlichen Lebens auch an mir nicht vorbeiziehen werden; eines Tages werde ich einen Ehevertrag schließen, Kinder in diese eigentümliche Hohlwelt der SOL setzen, und eines Tages werde ich sterben. Romeo, Julia und SENECA aber werden leben und weiterarbeiten.
    Wie lange...?"
    Joscan Hellmut nahm den Griffel in die andere Hand, drehte ihn unschlüssig und überlegte, was er schreiben sollte. Er kippte die Rücklehne des Sessels und lehnte sich schwer zurück. Seine Gedanken begannen ziellos umherzuirren. Wieder fühlte er die Beklemmung, die ihn von Zeit zu Zeit überfiel. Es war eine Regung, die ihm eigentlich fremd sein sollte - ein leichter, schnell unterdrückbarer Anfall von Klaustrophobie, der Angst aller Eingeschlossenen.
    Wieder wußte er nicht, was er davon halten sollte. Schließlich war er nicht auf einem Planeten geboren und aufgewachsen, sondern in der schützenden Hülle des Schiffes.
    Ein scharfes Knacken riß ihn aus seinen Gedanken. Er fuhr hoch und blieb kerzengerade sitzen. Der große Bildschirm des
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