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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin
Autoren: Neal Davenport
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knarrten unter meinen Schritten.
    Wieder blieb ich stehen. Ein leichter Wind war aufgekommen, der seltsame Geräusche erzeugte.
    Am Bootssteg waren einige einfache Ruderboote festgebunden. Ein letztes Mal blickte ich mich um, dann kletterte ich eine einfache Holzleiter hinunter und sprang in eines der Boote.
    Das Plätschern des Wassers verschluckte alle anderen Geräusche. Ich setzte mich und tastete nach den Riemen. Der Mond stand hoch am Himmel, und es war fast taghell, was mir nicht besonders gefiel. Chapman setzte sich auf mein rechtes Knie und krallte sich an der Hose fest. Ich machte das Boot los. Es wurde von der Strömung des Flusses getrieben und drehte sich einmal im Kreis. Ich korrigierte den Kurs und steuerte auf die Mitte des Flusses zu.
    Der Fluß wand sich in sanften Windungen durch den Golfplatz. Nach einigen Minuten kamen wir an einem Vergnügungspark vorbei. Ich steuerte auf das linke Ufer zu.
    Gelächter und Schreie hallten über den Fluß. Ich ruderte rascher. Das Boot schoß über die schwarze Fläche des Flusses.
    Dann sah ich die Brücke auftauchen. Ich ruderte noch rascher. Schweiß perlte auf meiner Stirn.
    Nach der Brücke tauchte rechts das hell erleuchtete County Mental Hospital auf. Der Fluß wurde etwas breiter. Ich sah am Ufer Spaziergänger, die mir aber keine Beachtung schenkten. Bei der Green Lane, kurz vor dem riesigen Osterley Park, mündete der Fluß in den breiten Grand Union Canal.
    Bis jetzt war meine Flucht gut verlaufen, aber ich hatte Angst, daß die Polizei bereits meine Spur aufgenommen hatte, und wenn sie entdeckten, daß ich mit einem Boot geflohen war, konnte ich mir ausrechnen, daß einige Streifenwagen den Kanal absuchen würden. Ich mußte also bald an Land. Aber es war nicht so einfach, das Boot zu verlassen. Der Kanal war gut ausgebaut. Links und rechts ragten Betonwände mehr als fünf Meter hoch.
    Ich ruderte an die linke Seite heran. Etwa alle zweihundert Meter führten eiserne Sprossen die Betonwände hoch.
    Die Bootswand scharrte über die Mauer. Ich zog den linken Riemen ins Boot und ließ mich weiter treiben. Als ich vor mir die nächsten Sprossen sah, ließ ich den rechten Riemen los und packte im Vorbeifahren eine der Sprossen. Ich wurde fast aus dem Boot gerissen.
    „Halt dich fest, Don!“ keuchte ich und neigte mich zu Seite.
    Das Boot fing stärker zu schaukeln an, doch meine rechte Hand hatte eine Sprosse umklammert. Ich hielt mich fest und griff nach der nächsten Sprosse und dann noch eine höher. Schließlich schwang ich mich aus dem Boot, krümmte den Rücken und drückte ein Bein gegen eine Sprosse. Ich rutschte aus, und mein linkes Bein baumelte ins Wasser, doch ich hatte es geschafft. Das Boot trieb langsam weiter.
    Rasch stieg ich die Sprossen hoch. Chapman hatte sich an meiner Jacke festgekrallt. Kurz bevor ich die Böschung erreichte, blieb ich stehen. Kein verdächtiges Geräusch war zu hören. Ich wartete eine Minute, kroch dann weiter und blieb oben auf dem Bauch liegen.
    Vor mir lag eine große Wiese, die von einigen Bäumen eingesäumt wurde. Ich blieb fast fünf Minuten lang liegen, bevor ich mich aufrichtete und auf eine Baumgruppe zulief. Chapman hielt ich im Arm.
    Die Gegend war mir völlig unbekannt. Ich drückte mich in die Schatten der Bäume und bewegte mich möglichst geräuschlos. Als ich Stimmen hörte, versteckte ich mich hinter einem umgestürzten Baumriesen.
    Die Stimmen kamen näher. Ich zog die Pistole und entsicherte sie.
    „Jetzt sind wir aber weit genug von der Straße entfernt, Judy“, vernahm ich eine helle Jungenstimme.
    „Noch ein Stück!“ bat das Mädchen.
    Ich grinste. Ein Liebespaar, das eine Stelle suchte, wo es ungestört war. Ich steckte die Pistole wieder ein.
    „Hier ist es gut“, sagte der Junge.
    Er konnte kaum zwanzig Schritte von mir entfernt sein. Undeutlich erkannte ich die Silhouette des Paares. Der Junge breitete eine Decke aus, dann sah ich sie nicht mehr.
    Ich stand auf, kletterte vorsichtig über den Baumstamm und schlich leise weiter. Nach fünf Minuten lag eine hell erleuchtete, breite Straße vor mir.
    „Das sollte die Manor Road sein“, sagte Chapman.
    Es war warm. Ich schlüpfte aus der Jacke.
    „Krieche in die rechte Innentasche!“ sagte ich zu Chapman.
    Don kroch in die Innentasche und ich legte die Jacke über meinen rechten Arm.
    „Es ist so eng“, hörte ich Dons gedämpfte Stimme. „Ich bekomme keine Luft.“
    Ich rückte die Jacke etwas zurecht. „Ist es so
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