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0708 - Der Höllenkerker

0708 - Der Höllenkerker

Titel: 0708 - Der Höllenkerker
Autoren: W.K. Giesa
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Ort. Ted hatte eine gute Wegbeschreibung bekommen. Das Ziel befand sich etwa dort, wo Fuchs und Hase sich keine gute Nacht wünschen, weil sie sich der Einsamkeit wegen nicht mal kennen lernen konnten. Dass sich hier ein Bauer herumgetrieben hatte, schien fast ein Wunder zu sein.
    Die Albaner Berge sind an sich alles andere als eine Einöd-Landschaft. Aber dieser felsige Teil sah dennoch aus wie frisch aus einem Mondkrater importiert.
    Ein Lancia der Carabinieri kennzeichnete das absolute Ende befahrbarer Pfade. Direkt dahinter parkte ein alter Silver Shadow.
    »Den kenn' ich doch«, murmelte Ted und stoppte seinen Wagen hinter dem Polizeifahrzeug. Die drei Freunde stiegen aus.
    »Signor Eternale?«, fragte der Uniformierte, der sich umständlich aus dem Lancia schraubte. Unter dem Namen Teodora Eternale war Ted hier wesentlich bekannter als »Ted Ewigk«, er besaß einen italienischen Ausweis und dazu einen Diplomatenpass auf diesen Namen zusätzlich zur deutschen Staatsbürgerschaft.
    Ted nickte und stellte seine Begleiter vor.
    »Schön, dass Sie kommen konnten«, brummelte der Carabiniere, der sich als Capo Tonio Massiglio vorstellte. Inzwischen kletterte auch ein verhutzeltes Männlein aus dem Polizeiwagen und schob sich als erstes eine Zigarette zwischen die Zahnlücken. »Bon giorno«, nuschelte der Alte.
    »Das ist Guiseppe«, seufzte der Capo. »Der Mann, der den Rolls-Royce gefunden hat.«
    Der Mann, der den Rolls-Royce gefunden hatte, schlurfte, ohne die drei Neuankömmlinge zu beachten, auf Teds Silver Seraph zu und umrundete ihn neugierig.
    »Guiseppe…?«
    »Einen Nachnamen hat er wohl nicht«, sagte Massiglio. »Als er geboren wurde, hat man wohl vergessen, den einzutragen. Oder das Papier reichte dafür nicht. Der Bursche ist fast 120 Jahre alt.«
    »Mamma mia«, staunte Ted. »Ich hätte ihn auf gerade mal 80 geschätzt.«
    »Sagen Sie nicht mamma mia«, klagte Capo Massiglio. »Das sagt er auch dauern, wenn ich ihm verbiete, im Auto zu rauchen.«
    Guiseppe hatte seine Zigarette bereits vernichtet, ließ den Stummel einfach fallen und fischte das nächste Räucherstäbchen aus der Packung. So, wie sich seine Jackentasche wölbte, musste er mindestens fünf oder sechs Schachteln in Reserve haben.
    Paffend kam er wieder zurück. »Muss ich noch lange hier bleiben?«, maulte er. »Meine Tabakvorräte schrumpfen enorm.«
    »Und der soll 120 sein?«, ächzte Zamorra, der das Rauchen schon vor Ewigkeiten aufgegeben hatte. »Die Lunge kann doch nur noch aus purem Teer bestehen.«
    »Jungchen«, krächzte Guiseppe aufgebracht, »wollen wir mal einen Wettlauf bergauf machen? Meine Socken gegen Ihre Freundin, dass ich gewinne !«
    Zamorra holte tief Luft.
    »Wetten Sie lieber nicht mit dem«, warnte Massiglio. »Sie könnten verlieren.«
    Der Alte stieß Qualmwolken aus wie Fooly in bester Verfassung. »So, wer von euch Kindern ist denn jetzt der duce, mit dem ich reden muss?«
    »Reden Sie mit mir«, verlangte Ted. »Nee«, sagte Guiseppe und deutete auf Zamorra.
    »Ich rede mit dem da. Der ist ein Auserwählter.«
    Zamorra schluckte unwillkürlich. Die Behauptung des Alten stimmte! »Woher wissen Sie das?« Guiseppe kicherte und holte schon mal die nächste Zigarette in Bereitschaft, obwohl die andere erst zur Hälfte verraucht war. »Woher wohl? Was glaubst du, ragazzo, warum ich so alt geworden bin und trotzdem nicht danach aussehe? Du bist doch auch viel älter als 40! Nur hatte ich nie den Ehrgeiz, mich von Seiner Lordschaft zur Quelle des Lebens führen zu lassen. Wollte nicht umgebracht werden oder andere umbringen müssen und dafür in der Hölle der Unsterblichen landen. Zum Teufel mit der Unsterblichkeit. Wenn in fünf oder fünfzig Jahren die Zigaretten gesetzlich verboten werden, wovon soll ich dann leben, eh? Von der so genannten frischen Luft? Da ist doch mehr Gift drin als in Zigaretten, und deren Schadstoffe werden wenigstens noch von der Lunge gefiltert!«
    Ratlos lauschte der Carabiniere den Worten.
    Zamorra nickte langsam. Guiseppe musste tatsächlich ein Auserwählter sein. Einer der wenigen extrem langlebigen Menschen, die eine besondere Bestimmung hatten.
    Der Lord, von dem er sprach, war Lord Bryont Saris ap Llewellyn, der Erbfolger, der in seinem Sohn Rhett wiedergeboren worden war. Bryont hatte seinerzeit die beiden
    Auserwählten Zamorra und Gerret zur Quelle des Lebens geführt, wo dem Gesetz der
    Quelle nach nur einer von ihnen die relative Unsterblichkeit erlangen konnte, der
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