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0708 - Der Höllenkerker

0708 - Der Höllenkerker

Titel: 0708 - Der Höllenkerker
Autoren: W.K. Giesa
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andere aber vom Sieger getötet werden musste. Zamorra hatte die erzwungene Auseinandersetzung gewonnen, sich aber geweigert, seinen Kontrahenten zu töten. Er war kein Mörder! Dennoch war er »unsterblich« geworden und hatte es sogar geschafft, seine Gefährtin Nicole vom Wasser der Quelle trinken zu lassen. Aber für seinen »Verstoß« gegen das »Gesetz« war ihm ein hoher Preis abverlangt worden… [3]
    Es gab in jeder Lebensperiode des Erbfolgers mehrere Auserwählte. Wann der
    Erbfolger sie zur Quelle führte, war dessen Sache. Manche Auserwählte starben trotz ihrer Langlebigkeit bereits vorher. Andere waren noch Kinder, die nichts von ihrer Bestimmung ahnen konnten. Und Guiseppe schien einer der wenigen zu sein, die freiwillig verzichtet hatten.
    »Du bist ein weiser Mann, Großväterchen«, gestand Zamorra ihm zu. »Vielleicht hast du den besseren Teil gewählt.«
    »So, dann pass mal auf, bambina«, verlangte der Alte, wechselte die Zigaretten und zog Zamorra mit sich, an dem anderen Rolls-Royce vorbei. Er wies den Berghang hinauf.
    »Da oben«, krächzte er, »liegt in einer Höhle ein Teufels-Ei. Eines von denen, die Asmodis zuweilen legt. Es liegt da seit Jahrhunderten, und«, er begann zu flüstern, »im Vertrauen, Söhnchen, ich bin keine fast 120, sondern fast 320 Jahre jung!«
    Zamorra glaubte ihm das unbesehen. Guiseppe war eben ein Auserwählter!
    »Wie hast du es geschafft, nicht von den Bürokraten enttarnt zu werden?«
    »Die ehrenwerte Gesellschaft hat mir dabei ein wenig geholfen«, raunte der Alte. »Ich habe einige amici, die auch künftig dafür sorgen werden, dass keiner zu misstrauisch wird. Vielleicht werde ich bald nicht mehr hier wohnen und auch nicht mehr Guiseppe heißen. Hast du selbst schon mal darüber nachgedacht, wie du das für dich regelst? Unsterbliche gehören nicht zur Welt der Sterblichen, sie begreifen das nicht. Sie werden dich jagen.«
    »Auf jeden Fall werde ich nicht die Mafia um Hilfe bitten wie du, Großväterchen«, wehrte Zamorra ab. Er hatte sehr wohl registriert, was mit den »amici« gemeint war -Slang für »Mafia«.
    »Was ist nun mit dem Teufels-Ei?«, fragte er.
    »Niemand hat's jemals ausgebrütet, aber es liegt dort und wird von Höllenbiestern bewacht. Dieser tedesco hat sie wohl aufgestöbert, und da haben sie ihm den Kopf abgebissen.«
    »Ranseier ist also Deutscher.«
    »War. Seinem Pass zufolge«, sagte Massiglio, der ihnen gefolgt war. Er hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen, nur Zamorras letzte Frage.
    »Zeigst du mir die Stelle, Guiseppe?«, bat Zamorra. »Diesen Höhlenzugang?«
    »Das kann ich machen«, bot Massiglio prompt an, nur wollte Zamorra ausgerechnet den jetzt lieber nicht dabei haben. Ted erkannte die Situation. »Capo, dieser Rolls-Royce… kann ich mir den mal näher ansehen? Sie haben doch sicher den Schlüssel…«
    »Natürlich, aber… der ist doch nicht abgeschlossen, und…«
    »Ich will mir nichts zu Schulden kommen lassen«, sagte Ted schnell. »Wenn später was fehlt, ist es besser, die Polizei kann bezeugen, dass ich nicht der Dieb war, ja? Kommen Sie, Capo«, er zog den Carabiniere am Ärmel mit sich.
    Unterdessen kraxelte Guiseppe bereits den Hang hinauf. Seine Art, sich zu bewegen, war nur scheinbar die eines sehr alten, gebrechlichen Mannes. Dabei legte er ein Tempo vor, das Zamorra erstaunte.
    Vor dem Höhleneingang angekommen, verhängte Guiseppe das Todesurteil über die nächste Zigarette. »Brauche ich jetzt, nach der Anstrengung«, sagte er heiser.
    »Woher weißt du, dass eine Höllenkreatur dem Mann den Kopf abgebissen hat?«, fragte Zamorra.
    »Woher weiß ich, dass Vögel fliegen und Fische schwimmen? Ich habe die Leiche gesehen, als sie rausgeholt wurde.«
    »Und woher weißt du, dass ein Ei des Asmodis da drin liegt?«
    Guiseppe sah ihn nur strafend an und schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Der Teufel hat ein Ei gelegt und lässt es da im Berg von seinen Wächterkreaturen bewachen. Der Deutsche kommt, wird totgebissen. Was nun?«
    »Nichts. Er ist tot. Das ist alles. Warum so ein Theater darum gemacht wird, verstehe ich nicht.«
    »Würdest du nicht gern mehr über die Sache wissen, Großväterchen?«
    »Hör auf, mich so zu nennen«, knurrte der Alte. »Und ich will nichts wissen, weil ich noch mal ein paar hundert Jahre leben will.« Er fahndete nach der nächsten Zigarette.
    Zamorra trat in den Höhleneingang, machte ein paar Schritte in die Dunkelheit. Als er sich umsah, machte sich Guiseppe
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