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0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

Titel: 0700 - Para-Hölle Spiegelwelt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hünen nicht schnell genug. Dessen Fuß traf Zamorra vor die Brust und warf ihn zu Boden. Dabei stürzte er unglücklich mit dem Hinterkopf gegen die Bettkante und verabschiedete sich für eine Weile aus der Welt der Handlungsfähigen.
    »Hört auf!«, verlangte Nicole.
    Der Mann, der Zamorra niedergetreten hatte, ließ Nicole direkt in die Mündung seiner Pistole blicken.
    »Wir werden sie einzeln verhören«, beschloss Lafitte. »Schafft sie getrennt in die Gefängnisräume. Aber zieht sie aus. Bis auf die Haut.«
    »Ausziehen?«, staunte der Mann, den Nicole mit ihrem Kniestoß beinahe auf die Bretter geschickt hätte. Er hatte sich inzwischen wieder einigermaßen erholt, aber in ihm tobte unbändiger Zorn.
    »Ausziehen«, bestätigte Lafitte.
    »Weshalb denn das?«
    »Erstens, weil ich sicher sein will, dass sie keine versteckten Waffen bei sich tragen - ob magisch oder normal. Und zweitens: wer nackt ist, der flüchtet nicht so gern nach draußen, einmal, weil's doch noch ziemlich kalt ist, und zweitens der Öffentlichkeit wegen, in die er flüchten will…«
    Ich fasse es nicht, dachte Nicole. Die Aprilkälte war zwar ein Argument, aber was die Nacktheit anging, mußte Lafitte doch nur zu gut wissen, dass zumindest Nicole auch splitternackt durch den Petersdom gelaufen wäre, wenn es nicht anders ging… Mit den Jahren war sie recht freizügig geworden und längst daran gewöhnt, eine Menge Haut zu zeigen.
    Aber hier passte doch überhaupt nichts mehr zusammen…
    Einer der Männer deutete auf Zamorra. »Bei der Frau wird's ja noch Spaß machen, aber sollen wir den da tatsächlich auch ausziehen? War doch einfacher, ihn gleich zu erschießen!«
    »Du tust, was ich dir sage«, erwiderte Lafitte.
    »Ich wäre mir an eurer Stelle nicht so sicher, dass es Spaß macht, mich auszuziehen«, warnte Nicole.
    »Sie können es ja freiwillig selbst tun.«
    Sie dachte gar nicht daran, sondern nutzte einen Moment der Ablenkung, um anzugreifen.
    Noch einmal konnte sie einen der Männer niederschlagen. Dann erwischte es sie selbst. Ein betäubender Hieb, dem sie nicht mehr ausweichen konnte… alles war nur noch schwarz.
    Als sie erwachte, lag sie nackt in einem leeren, kühlen Zimmer auf dem harten Boden.
    ***
    An einem anderen Ort…
    ...stand ein Mann vor einem frischen Grab.
    Ein kalter Wind strich über den Totenacker. Carsten Möbius fröstelte. Die Wolken, die am Himmel entlangjagten, kündigten Regen an. Alles schien grau, sogar die Blumen und Kränze.
    Die anderen Trauergäste waren fort; es waren nur wenige Menschen gekommen, um dem »alten Eisenfresser«, wie er zu Lebzeiten genannt worden war, die letzte Ehre zu geben. Er hatte es so gewollt - ein Begräbnis in aller Stille, nur im Beisein der engsten Freunde und seiner Angehörigen.
    Von den Angehörigen gab es nur noch diesen einen Mann, der sich jetzt plötzlich mit einem heftigen Ruck die Krawatte vom Hals zerrte. Er knüllte sie zusammen und stopfte sie in eine Tasche seines grauen Anzugs - schwarz zu tragen, hatte er sich nicht durchringen können. Er hasste Zwänge dieser Art. Und die Trauer hing für ihn nicht von der Farbe der Kleidung ab.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
    »Er ist gegangen, aber du bist nicht allein.«
    Möbius reagierte nicht.
    Sein Freund Michael Ullich, einst sein Freund, dann sein Freund und Leibwächter, schließlich sein Freund, Leibwächter und rechte Hand in der Firma, hatte Recht. Ein großer Mann war gegangen. Still und ruhig. Er hatte sein langes Leben hinter sich gelassen. Er war bis ins hohe Alter bei klarem Verstand und körperlich weitgehend fit gewesen. Etwas, das leider nicht jedem Menschen vergönnt war. Vor ein paar Tagen hatte er angerufen. »Carsten, du musst kommen.« Und Carsten war gekommen, hatte alles liegen und stehen gelassen.
    »Ich glaube, es ist soweit«, hatte Stephan Möbius gesagt. »Ich kann es fühlen.«
    »Unsinn.«
    Sie hatten noch einen langen Abend miteinander verbracht, hatten über alles Mögliche und Unmögliche geredet. Hatten ein paar Gläser Wein miteinander getrunken. Stephan Möbius hatte sich dann zurückgezogen, ein wenig gebrechlich geworden, wie es schien. Und er war nicht wieder aufgewacht.
    Für diesen Abend war Carsten dankbar. Die letzten Stunden, die er mit seinem Vater verbringen durfte.
    Und nun, niemals wieder.
    Der Mann, der mit eigenen Händen einen weltumspannenden Firmenkonzern aus dem Boden gestampft und schließlich vor über einem Dutzend Jahren an seinen Sohn
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