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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits
Autoren: A.F.Morland
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dieser Höhle?
    Higgins stand auf der anderen Seite des Höhleneingangs. »Bist du okay?« fragte er den Freund.
    »Ich könnte dich stundenlang ohrfeigen!« fauchte Tom Bellwood. Sein Herz raste. Er hatte das Gefühl, gleich würde ihn der Schlag treffen.
    »Du hast mir dein Leben zu verdanken. Wenn ich dich liegen lassen hätte…«
    »Wenn du nicht wärst, hätte ich diese Höhle niemals betreten!«
    Sie warteten. Keiner wagte sich vom Fleck zu rühren. Es rumorte in der Höhle, aber es blieb den Wissenschaftlern erspart, gegen das Ungeheuer kämpfen zu müssen. Trotzdem trauten die Männer dem Frieden noch nicht, und wie recht sie damit taten, stellte sich schon einen Moment später heraus.
    Sie bemerkten nicht sofort, was passierte, doch plötzlich vernahm Tom Bellwood ein rasch lauter werdendes Rauschen. Es kam von oben, deshalb blickte er hoch.
    Da erst sah er die steinerne Fratze des lebenden Felsens - und bemerkte das Wasser, das aus den Augen schoß. Zwei Sturzbäche rasten über Yammas Wangen. Weder Bellwood noch Higgins vermochten sich davor in Sicherheit zu bringen.
    Die Männer wurden von den wilden Bächen erfaßt und zu Fall gebracht. Das Wasser riß Bellwood und Higgins mit. Erde und Schlamm schlugen über den Wissenschaftlern zusammen.
    Die beiden Sturzbäche vereinigten sich und rasten durch eine tiefe Erdspalte.
    Tom Bellwood versuchte zu schwimmen, doch der Rucksack behinderte ihn. Er schrie, und brackiges Wasser stürzte sich in seinen offenen Mund.
    Er spuckte und hustete, bekam nicht genug Luft, geriet mehr und mehr in Panik.
    Er überschlug sich unzählige Male, wußte nicht mehr, wo oben und unten war. Um ihn herum zischte, rauschte und gurgelte es.
    Verzweifelt versuchte er, sich des Rucksacks zu entledigen. Mit einem Arm kam er auch tatsächlich heraus, doch damit war nichts gewonnen, denn der Riemen verfing sich an einem überhängenden Ast, und die Wassermassen stürzten sich völlig über den Mann.
    Bellwood drohte zu ertrinken. Das Wasser ließ ihn keinen Halt finden, stieß ihn immer wieder zurück. Er drehte sich erneut, stemmte sich mit den Beinen ab. Das Wasser riß ihm die Füße immer wieder unter dem Körper weg, doch Bellwood wußte, daß er nicht aufgeben durfte, sonst war er verloren.
    Wieder stemmte er sich hoch, bekam Luft, pumpte diese gierig in seine Lungen. Da brach der Ast, an dem er hing, und die Hollenfahrt ging weiter.
    Wollte sie denn kein Ende nehmen?
    Inzwischen war Jesse Higgins weit voraus und über einen Felsvorsprung geschwemmt worden.
    Freier Fall…
    Und dann die Landung auf breiigem, morastigem-Boden. Yamma trieb ein grausames Spiel mit den beiden Männern, die es gewagt hatten, seine Insel zu betreten.
    Mit großer Wucht klatschte Jesse Higgins in diesen mörderischen Sumpf. Seinen Rucksack hatte er längst verloren, die Machete und die leergeschossene Signalpistole ebenfalls.
    Er schlug verstört um sich, als er merkte, daß er in den Brei einsank. Mit weit aufgerissenen Augen suchte er nach einer Rettungsmöglichkeit.
    Ein Zweig hing über dem Sumpf. Jesse Higgins griff danach, verfehlte ihn, streckte sich mehr, griff noch einmal danach. Diesmal erreichte er ihn, doch es nützte ihm nichts. Der Zweig war nicht widerstandsfähig genug. Er riß sofort ab, und Higgins brüllte einen wüsten Fluch heraus.
    Dann kam Tom Bellwood.
    Er überschlug sich schrie und strampelte mit Armen und Beinen. Da er sich in seinem Schock auch noch von der Felskante abgestoßen hatte, flog er einen weiteren Bogen als Jesse Higgins.
    Dichtes Unterholz bremste zwar seinen Fall, aber er schlug trotzdem noch wie eine Bombe ein. Zweige peitschten ihn, Blätter klatschten gegen seinen Körper, Äste stachen und stießen ihn.
    Der Aufprall…
    Ihm war, als würde ihm jemand einen Vorschlaghammer gegen die Stirn schlagen. Schlagartig war alles vorbei.
    Er bekam nichts mehr mit. Das Rauschen des Wassers, das Knistern und Knacken des Unterholzes, das Blubbern des Sumpfes, die Schreie des Freundes…
    Jesse Higgins sah keine Chance mehr, mit einem blauen Auge davonzukommen. Seine einzige und allerletzte Rettung wäre Tom Bellwood gewesen, aber der reagierte auf sein Rufen nicht.
    Er konnte ihn nicht einmal sehen. Vielleicht hatte sich Tom beim Sturz das Genick gebrochen. Higgins hatte keine Zeit, den Freund zu bedauern.
    Es gab auch gar keinen Grund, Tom zu bedauern. Immerhin war es ein angenehmerer Tod, sich blitzschnell den Hals zu brechen, als langsam in diesem verfluchten Sumpf
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