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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits
Autoren: A.F.Morland
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begab.
    Diesmal würden sie sich mehr Mühe geben, das Tor zur Heimat aufzustoßen, das hinter ihnen wie der Deckel einer Falle zugeklappt war.
    »Hoffentlich finden wir den Weg, den wir mit unseren Macheten freigeschlagen haben«, sagte Tom Bellwood.
    Jesse Higgins orientierte sich mit Hilfe der Toteninsel. »Ich glaube, wir kamen etwa dreihundert Meter von hier entfernt aus dem Urwald.«
    »Wir können es ja mal testen«, sagte Bellwood. »Komm mit, mein Junge. Wir haben noch einen langen, beschwerlichen Weg vor uns.«
    »Ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn ich wenigstens noch meine Machete besäße.«
    »Man kann im Leben nicht alles haben«, erwiderte Bellwood grinsend. »Du bist eben erst dem Totengräber von der Schippe gerutscht. Was willst du mehr?«
    »Von wegen Totengräber. Den hätte ich auf dieser verfluchten Insel nicht einmal mehr gebraucht.«
    Sie erreichten die Stelle, wo sie die Stämme für das Floß aus dem Wald gehackt hatten. Bellwoods Nackenhärchen sträubten sich plötzlich.
    Mißtrauisch tasteten seine Augen den Wald ab. »Irgend etwas ist hier faul«, raunte er seinem Freund zu. »Das verrät mir mein sechster Sinn.«
    Jesse Higgins bewaffnete sich sofort mit einem Stock. Er selbst hatte ihn abgeschlagen und angespitzt. Er wollte ihn mit auf die Insel nehmen, hatte ihn aber dann hiergelassen, weil er sich gesagt hatte, die Machete und die Signalpistole würden reichen.
    »Gefahr?« fragte Jesse Higgins nicht sonderlich erfreut.
    »Scheint so.«
    »Ich kann nichts sehen.«
    »Ich auch nicht. Aber spüren.«
    »Wir müssen aber durch diesen Urwald«, sagte Higgins.
    »Ja, leider«, gab Tom Bellwood mit belegter Stimme zurück. »Ich lasse in Chicago eine Kirche bauen, wenn ich nach Hause komme. Selbst wenn ich dafür mein Sparschwein schlachten muß.«
    Er bewaffnete sich mit einem dicken Ast und betrat den Dschungel. Deutlich war noch zu erkennen, wo sie mit den Macheten zugeschlagen hatten. Eine Markierung, die ihnen half, den Weg zurück zu finden.
    Plötzlich hatte der Wald Augen. So kam es jedenfalls Tom Bellwood vor. Sie starrten ihn feindselig zwischen Blättern, Zweigen, Bäumen und Ästen an.
    Er blieb abrupt stehen. Higgins stieß gegen ihn. Er brauchte nicht zu fragen, warum der Freund so unvermittelt stoppte. Er sah diese Augen ebenfalls. Sie waren eingekreist!
    Er hatte das Gefühl, Eiswasser würde ihm über den Rücken rinnen. »Dein sechster Sinn hat dich nicht getrogen«, flüsterte er.
    Zweige und Blätter schnellten auseinander, und hinter ihnen tauchten graue, widerliche Fratzen auf. Dutzende… Zu viele Gegner, um sie besiegen zu können.
    ***
    »Iß, Jubilee«, sagte die kleine Tuvvana eindringlich. »Du mußt essen.«
    »Ich kann nicht«, flüsterte Jubilee verzweifelt. Käsebleich war sie, und sie hatte sich eben vor der Höhle erbrochen.
    »Du mußt dich zwingen«, sagte Tuvvana.
    »Du hast doch gesehen, daß ich nichts davon bei mir behalten konnte. Bitte quäl mich nicht, Tuvvana.«
    Die kleine Gnomin schaute Jubilee traurig an. Sie war mit Cruv lange unterwegs gewesen. Was sie an Heilkräutern und Beeren finden konnten, hatten sie gepflückt. Auch bestimmte Blumen und Wurzeln hatten sie mitgebracht und zu einem bekömmlichen Brei verrührt, den auch sie aßen.
    Er hatte Cruv sehr gut getan, aber Jubilee brachte nur wenig hinunter, und nach wenigen Augenblicken kam es wieder hoch.
    »Was mach' ich bloß mit dir?« fragte Tuvvana besorgt. »Boram, weißt du einen Rat?«
    »Leider nein«, sagte der Nessel-Vampir.
    »Vielleicht braucht sie keine Pflanzen, sondern Fleisch, um wieder zu Kräften zu kommen«, sagte Cruv.
    Tuvvana schaute ihn entgeistert an. »Welches Fleisch bringt so viel Heilkraft auf wie die Dinge, die wir für sie gesammelt haben? Du spürst doch selbst; wie gut dir der Brei tut«
    Jubilee sank an der Felswand langsam nach unten. »Laßt mich bitte allein. Ich will meine Ruhe haben, will schlafen, nur schlafen.«
    »Du hast Fieber«, sagte Tuvvana. »Ich seh's an deinen Augen. Sie glänzen wie Glas.«
    »Es wird vergehen«, sagte Jubilee.
    »Nicht von selbst.«
    »Geh, Tuvvana.«
    »Wenn du wenigstens noch ein ganz klein wenig essen würdest…«
    Der Brei befand sich in einem großen Blatt, das Tuvvana zu einer Tüte zusammengerollt hatte. Als die Kleine es dem Mädchen entgegenhob, schlug Jubilee danach.
    Das Blatt flog Tuvvana aus den Händen, und der Brei klatschte gegen die Felswand.
    »Geh!« schluchzte Jubilee.
    Cruv ergriff Tuvvanas
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