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07

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Titel: 07
Autoren: Wer zuletzt beisst
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Aaaaahhhhh! AA AAAAAAHHHHHH!"
    Sinclair zuckte zurück, als wenn ich mich in Sonnenschein verwandelt hätte, und sprach zum ersten Mal, seitdem ich in sein Büro gerauscht war.
    „Elizabeth, was ist? Tu ich dir weh?"
    „Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhh!"
    Aus meiner Perspektive betrachtet, stand meine tote Stiefmutter auf dem Kopf, was die ganze Situation keineswegs angenehmer machte, denn ein Stirnrunzeln sieht so noch furchterregender aus.

    „Du hast Verantwortung zu tragen, da kannst du machen, was du willst.
    Denk nicht, das wüsste ich nicht." Sie schüttelte den Kopf und wie schon im Leben bewegte sich auch im Tode ihre ananasgelbe Betonfrisur keinen Millimeter. Sie trug einen fuchsiafarbenen Bock, eine tief ausgeschnittene, himmelblaue Bluse, schwarze Nylonstrümpfe und fuchsiafarbene Pumps.
    Und natürlich viel zu viel Make-up. Bei ihrem Anblick begannen mir die Augen zu brennen. „Mach dich also lieber an die Arbeit."
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    Sinclair zog sich zurück und begann mich wild abzutasten. „Wo tut es weh?"
    „Ant! Ant!" „Du .. wie bitte?"
    Bevor ich mich erklären konnte (wo sollte ich nur anfangen?), hörte ich donnernde Schritte und dann stieß Marc gegen die geschlossene Bürotür. Sein Duft war unverwechselbar - Desinfektionsmittel und getrocknetes Blut.
    Ich hörte, wie er zurücktrat und nach der Klinke griff. Dann stand er im Türrahmen. „Betsy, bist du ... Oh, mein Gott!" Er wurde so schnell rot, dass ich befürchtete, er würde einen Herzanfall bekommen. „Tut mir leid, herrje, ich dachte, das wäre ein schlechtes Aaaaahhhh und nicht ein Sex-Aaaaaaahhhhh."
    Wieder hörte ich Schritte und dann sagte meine beste Freundin Jessica: „Was ist los? Geht es ihr gut?" Dünn und klein, wie sie war, war sie hinter Marc nicht zu sehen.
    „Ant ist hier!", jaulte ich, während Sinclair die Fetzen seines Anzugs aufsammelte, mich vom Schreibtisch klaubte und hinter seinen Rücken schob.
    Ich weiß nicht, warum er sich die Mühe machte. Marc war nicht nur schwul, sondern auch Arzt und scherte sich herzlich wenig darum, ob ich nackt war.
    Und Jessica hatte mich ungefähr eine Million Mal nackt gesehen.
    „Deine Stiefmutter ist hier, in diesem Raum?" Ich konnte sie immer noch nicht sehen, aber Jessicas Ton gab exakt den Schrecken wieder, den ich bei der Aussicht empfand, von meiner Stiefmutter heimgesucht zu werden.
    „Wo soll ich denn sonst sein?", fragte Ant, die verstorbene Antonia Taylor, seelenruhig. Sie klopfte mit ihrem billig beschuhten Fuß auf den Boden und knabberte an ihrer Unterlippe. „Aber mich würde interessieren, wo dein Vater ist."
    „Genau, das hat mir jetzt zu meinem Glück noch gefehlt." Ich schäumte vor Wut. „Dass mein Vater hier auftaucht."
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    Nachdem Marc überlegt hatte, dass eine Valium-Infusion bei einem Vampir wohl nicht wirken würde, brachte er mir stattdessen einen starken Drink. Ich fragte mich, ob er überhaupt eine Vene hätte anzapfen können. Schließlich war ich seit über einem Jahr tot. Würde eine intravenöse Injektion funktionieren? Eines Tages würde ich über all diese Fragen einmal ernsthaft nachdenken müssen. Eines Tages, wenn ich einmal nicht von Geistern oder Serienkillern belästigt wurde und mich nicht mit Hochzeitsvorbereitungen, eigenbrötlerischen Werwölfen, mysteriösen Vampiren, die bei mir zu Hause hereinplatzten, und Windelwechseln herumschlagen musste.
    Es war süß von Marc, mir einen Gin Tonic zu servieren (ich hasste diesen Drink, aber das wusste er nicht), doch durcheinander, wie ich war, stürzte ich ihn so schnell hinunter, dass er mir auch Farbverdünner hätte anbieten können.
    „Ist sie immer noch da?", flüsterte er.
    „Natürlich bin ich noch da", blaffte meine tote Stiefmutter. „Ich habe doch gesagt, ich gehe nirgendwohin."
    „Ich bin die Einzige, die dich hören kann!", kreischte ich. „Also halt einfach den Mund."
    „Bring ihr noch einen Drink", murmelte Sinclair. Wir befanden uns immer noch in seinem Büro, aber Jessica hatte uns freundlicherweise Bademäntel gebracht, damit wir unsere in Fetzen gerissene Kleidung bedecken konnten.
    „Ich brauche keinen Alkohol, ich muss Ihr-wisst-schon-Wen loswerden."
    „Sehr lustig", meckerte Ant.
    Sie und mein Vater waren vor zwei Monaten bei einem schaurig-dummen Autounfall ums Leben gekommen. Wo sie seit ihrem Tod gewesen war und warum sie gerade jetzt auftauchte, war mir ein Rätsel. Leider war mir so vieles von dem, was mein Status als Königin der Vampire mit sich brachte,
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