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0699 - Das Erwachen der Hexe

0699 - Das Erwachen der Hexe

Titel: 0699 - Das Erwachen der Hexe
Autoren: Jason Dark
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die gebräunten Arme. Als Schmuck trug sie eine rote Kette aus Perlen, die sich wie dicke Blutstropfen um ihren Hals legten.
    »Hier kann man es aushalten«, lobte ich.
    Tricia lächelte. Dabei kuschelte sie sich so gut wie möglich in den Sessel. »Ja, mir gefällt es ebenfalls sehr gut. Ich habe auch lange nach der Bleibe gesucht.«
    »Bleibe ist gut.«
    Sie stand auf und trat an die große Glaswand, um in den Garten zu schauen. Dabei hob sie die Schultern, unter dem Kleid bewegten sich ihre Knochen.
    Die Gestalt der Frau spiegelte sich innerhalb des Glases wie der Umriss eines Gespenstes. Und das Gespenst der Furcht war nicht von ihr gewichen, das spürte ich unterschwellig.
    Sie kam auch wieder auf das Thema zu sprechen, als sie auf den Rasen schaute, der halb in der Sonne und halb im Schatten lag.
    »Stellen Sie sich vor, John, die beiden Kerle erscheinen plötzlich hier im Garten.«
    Das würde mir auch nicht gefallen. Nur dachte ich das, denn ich schwieg dazu.
    »Sie sagen nichts?«
    »Glauben Sie denn, dass sie es wagen würden?«
    »Denen traue ich alles zu«, flüsterte sie.
    »Sie würden jedenfalls sehen, dass ich bei Ihnen bin und es sich möglicherweise noch einmal überlegen.«
    »Sind Sie ein Macho?«
    »Wieso?«
    »Das sind immerhin zwei.«
    »Seien Sie versichert, Tricia, dass ich es gelernt habe, mich durchzusetzen.«
    Scharf drehte sie sich um. Soeben betraten zwei Frauen aus den Nachbarhäusern den Garten. Sie trugen Bikinis, legten sich auf den Rasen, um zu sonnen.
    Eine Idylle.
    Wenn nur nicht dieser ungewöhnliche Druck gewesen wäre, den ich ebenfalls spürte. Tricia Bell hatte nicht so Unrecht. Es lag da etwas in der Luft, es braute sich über unseren Köpfen einiges zusammen, und wir mussten sehen, wie es weiterging.
    Sie blieb stehen und stützte beide Hände auf die Lehne des Stuhls. »Es wird etwas passieren«, sagte sie leise. »Ich weiß es genau, John, ich spüre es.«
    »Könnte es nicht sein, dass Sie sich das einreden?«
    »Nein, nein.« Sie widersprach heftig. »Lachen Sie nicht, aber ich bin eine Künstlerin, und gerade Künstler und sehr kreative Menschen sind oft sensibel. Sie spüren dann, dass etwas in der Luft liegt. Besser kann ich Ihnen das nicht erklären.«
    »Gut, dann sage ich Ihnen, dass ich so lange bei Ihnen bleiben werde, bis die Luft wieder rein ist.«
    »Dann kann ich jetzt schon mal die Gästekammer fertig machen.«
    »Warten Sie noch ab.«
    Sie lächelte wieder und setzte sich. »Gern, und ich wünsche mir sehr, dass ich Unrecht habe. Ich möchte nämlich auf keinen Fall entführt werden, verstehen Sie?«
    »Ja.«
    Sie trank ihren Kaffee und zog ein nachdenkliches Gesicht. »Wer kann dahinter stecken? Welche Macht, welche Kraft?«, presste sie hervor. »Sie wollten meinen Körper. Für wen, frage ich Sie? Wer kann etwas mit meinem Körper anfangen?«
    »Ich bin kein Hellseher, aber ich wollte Sie vorhin schon bitten, mir dieses Buch zu geben, dessen Einband Sie gestaltet haben. Vielleicht finden wir dort eine Lösung.«
    »Meinen Sie?«
    »Es ist zumindest eine Chance.« Tricia wartete noch. »Tja«, sagte sie nach einer Weile. »Ich habe es ja gelesen. Der Inhalt dreht sich um diese ungewöhnliche Schattenkirche.«
    »Hat sie einen Anführer?«
    »Nein, eine Anführerin.«
    »Aha - möglicherweise eine Hexe?« Tricia nickte.
    »Und die gibt es?«
    Sie lachte über den Tisch hinweg. »Das weiß ich eben nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Roman oder ein Sachbuch ist. Möglicherweise eine Mischung. Aber das kann ich leider nicht beurteilen, John. Da müsste man die einzelnen Kapitel schon einmal genauer durchgehen.« Sie stemmte beide Hände auf die schmalen Lehnen des Stuhls. »Jedenfalls nutzt es nichts, wenn wir hier lange herumtheoretisieren, ich werde Ihnen das Buch holen. Es liegt neben meinem Bett, da ich mir immer vorgenommen habe, es zu lesen, aber seltsamerweise davor zurückgeschreckt bin, da ich befürchtete, nicht einschlafen zu können.«
    »Die Phobie werde ich Ihnen nehmen, keine Sorge.«
    »Hoffentlich.«
    Tricia Bell kam nicht mehr dazu, den Sessel vollends zu verlassen, denn ein schrilles Kreischen ließ uns beide zusammenzucken. Es hörte sich an, als wären zahlreiche Vögel dabei, das Haus anzugreifen, dabei waren es nur zwei.
    Und die befanden sich noch hinter dem Käfiggitter. Aber sie spielten plötzlich verrückt.
    Nicht nur dass sie anfingen zu schreien und zu kreischen, sie bewegten sich auch hektisch.
    Der weiße Sittich
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