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0699 - Das Erwachen der Hexe

0699 - Das Erwachen der Hexe

Titel: 0699 - Das Erwachen der Hexe
Autoren: Jason Dark
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erste Tür und landete im Bad. Weiß und ein sanftes Hellgrün bildeten eine für mich tolle Farbzusammenstellung, die jetzt allerdings nicht mehr interessant war.
    Die nächste Tür brachte mich an mein Ziel. Neben dem französischen Bett mit dem Messinggestell als Kopfende stand der kleine Container, auf dem neben einer Lampe auch noch einige Bücher Platz gefunden hatten, die kreuz und quer übereinander lagen.
    Mich interessierte nur das Oberste mit dem Titel »Witchcraft today«. Ich nahm es an mich und strich über den Buchdeckel hinweg, der in dunkelrotem Samt eingefasst war. Den Rand hatte Tricia schwarz abgesetzt, und dieselbe Randfarbe wiederholte sich auch in der Titelschrift.
    Unter der Schrift sah ich ein ebenfalls in Schwarz gehaltenes Kreuz, das auf dem Kopf stand. Und am unteren Rand des Buches stand noch eine kleine Unterzeile.
    »Die Geburt der Schattenkirche«, las ich halblaut vor mich hin.
    Das gefiel mir nicht. Ich war mittlerweile davon überzeugt, es mit einer gefährlichen Magie zu tun zu haben. Da hatte sich im Untergrund etwas angebahnt, auf das ich nur durch Zufall gestoßen war, und ich würde mich dranhängen wie Eisen an einen Magneten.
    Ich fand Tricia noch immer sitzend vor. Sie schaute zur Tür und tupfte sich die Tränen dabei ab.
    »Sind die Sittiche tot?«, fragte sie.
    »Leider.«
    Sie senkte den Kopf. Es sah hilflos aus, wie sie die Schultern hob. »Das verstehe ich alles nicht. Wie können sie denn so plötzlich sterben? Das will nicht in meinen Kopf. Was ist da geschehen?«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Tricia.«
    »So plötzlich?«
    Ich versuchte es mit einer Ausrede. »Möglicherweise waren sie krank, und Sie haben es nicht gewusst.«
    »Nein, John, das glaube ich Ihnen nicht. Sie wollen mich nur beruhigen. Stimmt's?«
    »Kann sein.« Ich hielt ihr das Buch hin. »Das ist es. Ich habe es mir geholt.«
    »Ja, schon gut.« Tricia schaute sich das Buch nicht an, sie war noch zu sehr mit dem plötzlichen Verlust der beiden Sittiche beschäftigt. Das konnte sie nicht so leicht überwinden.
    Auch ich war auf die Lösung gespannt. Sie musste in diesem Buch stehen, das ich aufschlug.
    Zwei Sekunden später saß ich da, ohne mich zu bewegen.
    Nichts, gar nichts war zu sehen.
    Keine Zeile, kein Buchstabe, keine Zeichnung, keine Grafik. Es war überhaupt nichts da.
    Nur leere Blätter, zudem vergilbt, als hätten sie für einige Zeit im Freien gelegen.
    Ich schwieg, und das merkte auch Tricia trotz ihres Schmerzes über den Verlust der Vögel.
    Sie schaute hoch, forschte in meinem Gesicht nach und flüsterte: »Haben Sie was?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Was dann?«
    Ich drehte das Buch herum, damit sie es sich anschauen konnte. Dabei hielt ich es aufgeschlagen.
    Zuerst sagte Tricia nichts, dann zeichnete sich das Erstaunen auf ihrem Gesicht ab. Die Augen weiteten sich, sie bewegte die Lippen, ohne ein Wort zu sprechen, und ich sah ihr an, dass sie auf keinen Fall schauspielerte. So gut war niemand.
    »Was sehen Sie?«, fragte ich leise.
    »Nichts«, flüsterte sie, »rein gar nichts. Es - es ist alles leer.« Sie konnte es deshalb sehen, weil ich rasch die Seiten umschlug und auf jeder das Gleiche sah.
    Nur das nackte Papier ohne den Druck.
    »Gelöscht«, sagte ich, legte das Buch zur Seite und ging auf das Fenster zu. »Ausgelöscht. Nur noch Ihre Arbeit ist übrig geblieben, Tricia. Haben Sie das gewusst?«
    »Nein, John, das war mir unbekannt. Sie müssen mir glauben.«
    Ich drehte mich wieder um. »Selbstverständlich glaube ich Ihnen, Tricia. Wer immer hinter Ihnen her ist, versucht gleichzeitig, Spuren zu löschen.«
    »Aber wer kann das sein?«
    »Ich tippe auf die Schattenkirche.«
    Sie strich nervös durch ihr Haar. »Ja, ja, das ist alles möglich. Aber weshalb denn?«
    »Vielleicht hätten wir die Antwort in diesem Buch gefunden, was nun nicht mehr möglich ist. Ich werde es mir wohl oder übel kaufen müssen, um der Lösung näher zu kommen.«
    »Ja, das schätze ich auch.« Sie schaute zum Käfig. »Erst die beiden Vögel, jetzt das Buch. Himmel, in welch einen makabren Kreislauf bin ich da hineingeraten?«
    »Das frage ich mich auch. Jedenfalls hat es keinen Sinn, daran vorbeizureden. Sie befinden sich in Gefahr, Tricia. Die beiden Männer auf dem Parkplatz haben Sie nicht grundlos überfallen, die wollten Sie verschleppen. Dass sie mächtig sind, haben sie bewiesen. Der Tod der beiden Vögel und die leeren Buchseiten sind deutliche Warnungen. Wir dürfen sie
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