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0697 - Der Leichenholer

0697 - Der Leichenholer

Titel: 0697 - Der Leichenholer
Autoren: Jason Dark
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Vampirfilm-Pose, mit der Rafugil durch sein Atelier ging, begleitet von den Schatten einer tiefen Düsternis, die er so liebte wie eine Mutter ihr Kind.
    Sein Ziel war das vierte Bild.
    Die drei anderen zeigten bereits die Mittelpunkte. In ihnen lagen oder saßen die drei Mädchen, die von der Polizei und den Menschen in La Rostelle so intensiv gesucht worden waren. Doch niemand war auf die Idee gekommen, im Haus des Malers nachzuschauen, der es sowieso ablehnte, einen zu engen Kontakt zu den Bewohnern zu knüpfen. Er hatte seinen eigenen düsteren Weg eingeschlagen, von dem er sich auf keinen Fall abbringen ließ.
    Vor dem letzten Bild blieb er stehen!
    An den Rändern und in der Mitte hatte er die bunte Vielfalt der Farben ausgenutzt und in etwa so gemalt wie der bekannte Künstler Hundertwasser.
    Sehr bunt, sehr verschlungen. Aber Rafugil hatte sich auf die düsteren Farben konzentriert wie auch bei den anderen drei Bildern. Er liebte die Farbe Rot in all ihren dunklen Abwandlungen und Schattierungen, um sie dann auslaufen zu lassen in die Farbe Schwarz, die ebenfalls für ihn so wunderbar war.
    Der Mitte entgegen lief das, Schwarze aus, sodass sich dort ein großer weißer Leinwandfleck befand, den der Maler anstarrte und sich regelrecht auf ihn konzentrierte.
    »Was tust du?« Das Mädchen flüsterte die Frage. Es konnte nicht begreifen, dass gleich etwas geschehen würde, wozu es nur eine magische Erklärung gab.
    »Du wirst es sehen, Colette. Du wirst etwas erleben, das nur bestimmten Personen zuteil wird. Ich habe das Bild für dich gemalt, nur für dich, aber noch fehlt ihm die Krönung.«
    »Bin ich das?«
    »Ja!«, sagte er leise. »Du wirst mein Bild schmücken und die Botschaft der Blutsauger hinaus in die Welt tragen, denn ich werde die Bilder verkaufen. Ich habe schon alles vorbereitet. Es wird eine Vernissage geben, wie sie die Welt zuvor noch nie gesehen und erlebt hat. Das verspreche ich dir. Wir beide werden einmalig sein, und die Welt wird noch von uns hören.«
    Sie glaubte ihm jedes Wort. Sie zitterte, sie wartete darauf, endlich ein Teil des Gemäldes zu werden. Es war wie immer, denn der Kuss eines Vampirs macht hörig. Man ist ihm ganz ergeben, und er achtet auf seine Bräute.
    Seine Lippen lächelten. Ein beinahe menschliches, ein sanftes Gefühl huschte darüber hinweg. Mühelos drückte er seine Arme mit der Last von sich.
    Colette drehte den Kopf. Ihr Blick glitt über das Bild hinweg. Die Farben verschwammen, liefen ineinander, als wären sie dabei, sich aufzulösen.
    Nur der weiße Fleck blieb.
    Und der gehörte ihr.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, er würde sich öffnen. Zwar war diese weiße Fläche noch vorhanden, aber sie schob sich zurück. Etwas anderes bildete sich, ein Tunnel, ein Loch, das trotzdem nicht zu sehen, sondern nur zu spüren war.
    Colette glitt hinein…
    Es war so wunderbar, dass sie nicht einmal merkte, wie schnell sie der Maler losgelassen hatte. Sie glitt hinein in die andere Welt und war für die normale trotzdem sichtbar.
    Jetzt gehörte sie zum Bild…
    Sie schloss nicht die Augen, weil sie erleben wollte, wie es war, wenn sie eintauchte in die andere Ebene, die von ebenfalls anderen Gesetzen diktiert wurde. Hier brauchte sie sich nicht zu fürchten, hier war sie sicher, und sie würde wieder hervortreten, wenn er es wollte.
    Noch spürte sie seine Hände, wie er an ihren Kopf fasste und ihn zurechtrückte. Er sollte in einem bestimmten Winkel bleiben, passend zum Motiv des Bildes, dessen Titel nur er selbst kannte.
    Das Haar fiel nur etwas nach hinten, dafür nahm er ihre Arme und legte sie auf den Körper der sitzenden Person.
    Ja, er war zufrieden, sehr sogar, trat einen Schritt zurück, um sein letztes Kunstwerk zu betrachten.
    Die schöne Colette bildete das Zentrum.
    Nichts konnte mehr passieren.
    Er drehte sich um, lief zur Treppe, lauschte in die Tiefe, hörte aber nichts Verdächtiges. Da wurde noch gesprochen. Rafugil vertraute Edna, sie würde die Besucher aufhalten.
    Zwei Männer hatten nach Colette gefragt. Typen, die wohl nicht vertrauenerweckend waren. Doch es spielte keine Rolle mehr. Sie hatte mit ihrem ersten Leben abgeschlossen, um voll und ganz in das Zweite hineintreten zu können.
    Dennoch hatte es der Maler eilig. Er bewegte sich so lautlos wie möglich und arbeitete fieberhaft.
    Seine Bewegungen waren genau abgemessen, sie wirkten sehr exakt, wie hundert Mal geübt.
    Sehr sicher stellte er die Bilder so zusammen, dass sie ein
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