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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis
Autoren: Claudia Kern
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fragen.
    Der Klang seiner Stimme ließ sie zusammenzucken, obwohl sie im gleichen Moment erkannte, dass sie ganz anders als zuvor klang. Wärmer, menschlicher, nicht so kalt und abweisend wie am Stand in Australien.
    Ein Traum, dachte Nicole erleichtert, es war nur ein Traum.
    Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und sah Zamorra an, der sichtlich besorgt neben ihr auf der Couch saß. Vor ihnen knisterte Feuer im offenen Kamin und verbreitete wohlige Wärme.
    »Du bist eingeschlafen«, sagte der Dämonenjäger. »Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Ich habe schlecht geträumt.«
    »Willst du darüber sprechen?«
    Nicole nickte und trank einen Schluck Wein aus Zamorras Glas. Ihr eigenes lag als Scherbenhaufen in einer roten Lache auf dem Boden.
    »Wir waren in Australien«, sagte sie dann, »und sind zum Strand gefahren. Im Radio lief ein Stück von Kylie Minogue.«
    »Uagh«, unterbrach sie Zamorra mit dem gleichen Laut, den er während des Traums ausgestoßen hatte.
    Nicole schüttelte den Gedanken daran ab. Ein paar Herzschläge lang hatte sie das Gefühl, als würden Traum und Wirklichkeit sich durch diesen Laut vermischen, ineinander übergehen. Es entsetzte sie.
    »Das Wasser war viel zu blau, der Strand viel zu weiß«, fuhr sie fort. »Alles wirkte unecht. Ich wollte dir das sagen, hatte aber auf einmal den Eindruck, dass du zu jemand anderem geworden warst. Es war unheimlich. Du hast dich umgedreht und warst ein Vampir. Ich wollte mich wehren, hatte aber keine Chance.«
    Zamorra hob die Augenbrauen. »Ich habe dich angegriffen?«
    »Ja und nein. Es ist schwer zu erklären.«
    Nicole wusste, dass ihr Gefährte sie nicht aus reiner Neugier nach ihrem Traum fragte. Sie verfügte über eine leichte telepathische Begabung, und es war schon vorgekommen, dass sie die Schwingungen anderer Gedanken als Träume wahrgenommen hatte. Wie es den meisten Telepathen erging.
    In diesem Fall glaubte Nicole jedoch nicht daran.
    Als sie ihm das sagte, nickte Zamorra.
    »Ich sehe das auch so«, stimmte er zu. »Bei unserem Beruf ist es kein Wunder, dass man Albträume bekommt.«
    Er lehnte sich vor und nahm Nicole in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn, spürte, wie die letzten Traumbilder aus ihrem Geist verschwanden. Ihre Finger tasteten nach seinem Hemd und öffneten die obersten Knöpfe. Zamorras Hände strichen sanft über ihren Rücken, schoben sich langsam unter ihre Bluse.
    »Sittenpolizei!«, sagte eine Stimme hinter ihnen. »Haben Sie eine Erklärung für das, was Sie gerade tun?«
    Nicole zuckte zusammen und drehte sich zu dem blonden Mann um, der wie aus dem Nichts im Zimmer aufgetaucht war.
    »Gryf«, stellte Zamorra im gleichen Moment fest. »Wann wirst du eigentlich endlich lernen, dass man anklopft, bevor man einen Raum betritt?«
    Gryf ap Llandrysgryf, der Silbermonddruide, der wie Anfang zwanzig aussah, aber in Wirklichkeit über achttausend Jahre alt war, hob die Schultern.
    »Woher sollte ich denn wissen, dass ihr euch gerade in dem Raum aufhaltet, in den ich springe? Schließlich lebt ihr in einem Schloss. Da gibt es mehr als genug Zimmer.«
    »Du hättest«, warf Nicole ein, »einfach in die Eingangshalle springen können. Das wäre höflicher gewesen.«
    »Aber auch langweiliger.«
    Da Silbermonddruiden über die Fähigkeit des zeitlosen Sprungs verfügten, der sie ohne Zeitverlust große Entfernungen überwinden ließ, hatten sie ein eher gespaltenes Verhältnis zur Privatsphäre anderer. Wenn sie jemanden besuchen wollten, konzentrierten sie sich einfach auf die entsprechende Person und sprangen zu ihr.
    Nicole hielt es fast schon für ein Wunder, dass Gryf noch nicht neben ihr oder Zamorra unter der Dusche aufgetaucht war.
    Der Silbermonddruide setzte sich auf eine Sessellehne und sah Zamorra an.
    »Spaß beiseite«, sagte er, »ich brauche deine Hilfe. Mein Informant hat mir verraten, wo ich eine ganze Vampirsippe finden kann, aber die Sache ist für mich allein zu groß. Und da es sich um einen alten Bekannten handelt…«
    »Tan Morano«, tippte Nicole.
    Gryf schüttelte den Kopf. »Nein, der andere.«
    »Fu Long.« Zamorra stand auf. »Du willst Fu Long töten.«
    Es war dem Dämonenjäger anzusehen, dass ihm das Vorhaben nicht gefiel. Das bemerkte auch Gryf.
    »Ich weiß, dass er dir das Leben gerettet hat und du deshalb glaubst, in seiner Schuld zu stehen. Aber -«
    »Darum allein geht es nicht«, unterbrach ihn Zamorra. »Fu Long weiß etwas. Er hat Andeutungen gemacht, die mich betreffen und
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