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0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brannte längst nicht mehr. Darüber hatte er oft nachgedacht und sich gefragt, ob es Zufall oder Schicksal war.
    Letzteres, behauptete etwas in seinem Unterbewusstsein.
    Jetzt aber brannte wieder Licht.
    Was bedeutete das?
    Er wurde sehr vorsichtig, als er sich der Hütte näherte. Hunderte von Spekulationen gingen ihm durch den Kopf. Er achtete auf Fallen und auf magische Ausstrahlung, aber da war nichts, das er mit seinen jetzt völlig anders als früher ausgerichteten Fähigkeiten feststellen konnte.
    Er erreichte die Hütte. Trat ein. Alles war still. Er näherte sich dem Raum, in welchem das Licht brannte - von draußen hatte er gesehen, welches Zimmer es war.
    Es war einer der Räume, die ihm immer verwehrt geblieben waren! Hier hatten die drei Schwestern ihm niemals den Zutritt erlaubt.
    Auch jetzt war die Tür verschlossen.
    Dennoch versuchte er ganz behutsam, sie zu öffnen. Er wollte kein Geräusch verursachen. Etwas in ihm warnte ihn davor. Es gelang ihm zwar, die Klinke niederzudrücken, aber das Schloss war versperrt. Vorsichtig lockerte Merlin seinen Griff wieder, kehrte nach draußen um und trat an das Fenster.
    Vorsichtig spähte er hindurch.
    Er sah drei Frauen.
    Aber es waren nicht die Alten, die er kannte. .
    Sie waren jung und wunderschön. Jugend und Schönheit konnte er genießen, weil sie völlig nackt waren, alle drei. Eine von ihnen saß an einem Gestell und knüpfte an einem großen Teppich. Die zweite spielte auf einer silbernen Harfe. Die Töne klangen unglaublich sanft und leise; so leise, dass die Melodie hinter den Worten der Frauen verblasste. Die dritte produzierte an einer Spindel die Fäden für den Teppich. Hin und wieder reichte sie einige davon den beiden anderen. Diese Fäden waren unterschiedlich stark, unterschiedlich lang und - obgleich sie ein und demselben Vlies entstammten -unterschiedlich gefärbt; keiner glich dem anderen.
    Vom Fenster aus konnte Merlin das eindeutig unterscheiden. Das Licht in dem Raum reichte dafür aus. Es stammte von Tausenden von Kerzen, deren Flammen in einer Vielfalt von Farben brannten; alle Lichtfarben gemischt ergaben ein harmonisches, beinahe schattenloses Tageslicht-Weiß. Und die Flammen schienen im Takt der weichen Harfenklänge zu tanzen.
    Was die beiden anderen knüpften, schien ein Wandteppich zu sein. Merlin erkannte ein Bildmotiv. Für Bodenteppiche hätte man sicher geometrische Muster bevorzugt…
    Warum machten sie sich diese Mühe? Und wer waren sie?
    Er betrachtete ihre Gesichter. Und erkannte… Es waren die der drei Alten, wie sie einmal ausgesehen haben mochten, als sie noch jung gewesen waren!
    Nein! Sie waren noch jung. Oder - zumindest waren sie nicht alt. So wie sie in Merlin einen Jüngling sahen, hatten sie sich ihm als alte Weiber gezeigt. Und er hatte diese Magie nicht durchschauen können, trotz allem, was er gelernt hatte.
    Denn er verfügte ja derzeit nicht über seine dunkle Magie von einst.
    Gleiches Recht auf Unrecht, dachte er selbstironisch. Wenn er sich erfolgreich tarnen konnte, warum sollten die drei es nicht auch können? Jetzt -aber sah er sie in ihrer wirklichen Gestalt - falls nicht auch das Tarnung war.
    Aber warum sollten sie sich tarnen, wenn sie sich sicher fühlten?
    Er beobachtete sie weiter. Die Bewegungen der drei Frauen schienen einstudiert wie bei einem Ritual. Er hörte sie sprechen, und auch das klang irgendwie ritualisiert. Merlin hatte lange genug erlebt, um derlei an der Sprachmelodie zu erkennen, selbst wenn er die Worte nicht verstand. Aber diesmal verstand er zumindest einen Teil dessen, was sie redeten. Auch jetzt benutzten sie keine der alten Sprachen, die von den Dämonen der Hölle verwendet wurden. Aber er erfasste einiges von dem, was sie sagten, worüber sie redeten.
    Sprachen sie nicht von »Schicksalsmacht«?
    So ähnlich klang das Wort, das sie hin und wieder verwendeten.
    Er beobachtete, wie sie an dem Teppich knüpften. Wie sich Fäden zusammenfügten zu einem großen Bild. Irgendwie war es kein wirkliches Knüpfen, sondern eher ein Weben. Irgendwie versclrwamm alles ineinander. Irgendwie war Merlin ständig abgelenkt - vielleicht, weil diese drei Körper so wundervoll aussahen?
    Verführerische Gestalten junger Frauen… wallendes dunkles Haar, das über weiche nackte Haut fiel… geschmeidig, elegant und herausfordernd in ihren Bewegungen… Merlin war fasziniert.
    Und merkte viel zu spät, dass die Harfenspielerin ihn direkt ansah.
    Durch das Fenster.
    Sie sah ihn in der
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