Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Frage.
    »Später… ich muss noch darüber nachdenken.«
    Und so schafften sie ihn in ein Zimmer, zogen ihm die nasse Kleidung aus und legten ihn in ein Bett.
    Er merkte es nicht einmal; der Erschöpfungsschlaf war zu tief.
    ***
    Irgendwann nach langer Zeit erwachte er.
    Im ersten Moment war er orientierungslos. Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war; die nebulösen Bilder lichteten sich nur langsam. Er war zu einer Hütte gelangt, deren Tür sich nach langem Klopfen endlich öffnete… und dann… nichts mehr.
    Was war vorher gewesen?
    Da waren dunkle Schatten. Verdrängt, verkapselt. Erinnerungen, die nicht an die Oberfläche gelangen durften. Erinnerungen an eine andere, dunkle Zeit, die nicht mehr gültig war; es galt nur noch der neue Anfang.
    Merlin richtete sich auf. Er befand sich in einem kleinen Zimmer; durch ein winziges Fenster drang Tageslicht. Wirklich hell wurde es in dem Raum dennoch nicht. Aber es reichte aus…
    Das Bett bestand aus einer Lage Stroh, über die man mehrere Decken gelegt hatte. Auf einem kleinen Tisch standen eine Schüssel und eine Kanne mit Wasser, und auf einem Stuhl entdeckte er seine zusammengefaltete Kleidung - trocken, sauber und geflickt, wo das nötig war.
    Hastig erfrischte er sich und kleidete sich an.
    Wo war er?
    Diese Hütte… wem gehörte sie?
    Er öffnete die Tür und trat hinaus in einen schmalen Korridor. Er lauschte und hörte Stimmen.
    Vorsichtig bewegte er sich in die Richtung, aus welcher sie kamen. Er konnte nicht verstehen, was sie zueinander sprachen, obgleich er das Ohr an die Tür legte. Jene Sprache erschien ihm als nichtmenschlich. Menschensprachen konnte er immer verstehen, notfalls Begriffe ableiten oder auf Para-Ebene erfassen. Das hier aber war…
    ... magisch!
    Doch diese Sprache war nicht dämonisch. Sie gehörte nicht zu den Idiomen-, die von den Kreaturen der Finsternis benutzt wurden. Es gab gewisse Ähnlichkeiten, aber die schienen sich nur auf bestimmte Silben zu erstrecken.
    Merlin überlegte. Die Hochsprache der Elben… oder…
    Es verschwamm. Die Verkapselung, welcher er sich selbst unterworfen hatte, erlaubte keinen Zugriff auf diesen Teil seiner Erinnerungen. Er musste sich damit abfinden, dass er nicht verstand, worüber die anderen sich unterhielten.
    Er unterschied drei Frauenstimmen.
    Plötzlich knackte etwas, und die Tür schwang ins Zimmerinnere auf. Das Schloss war wohl nicht völlig eingerastet gewesen. Merlin stolperte halb in das Zimmer hinein.
    Schlagartig verstummte das Gespräch.
    »Da ist er ja, unser kleiner Schützling«, entfuhr es gleich darauf einer der drei Frauen in menschlicher Sprache.
    Kleiner Schützling?
    Er runzelte die Stirn. Hier stimmte doch etwas nicht…
    Lag es an der Magie, mit der er sich selbst schützte?
    »Wie fühlst du dich?«, fragte die Sprecherin, eine sehr alte Frau wie auch die beiden anderen, mit runzeligen Gesichtern und ärmlicher Kleidung.
    »Hungrig«, gestand Merlin. »Und durstig. Wo bin ich hier? Wer seid ihr? Ich kann mich nicht erinnern…«
    »Du kamst durch das Moor«, sagte die Sprecherin. »Vor unserer Tür wurdest du bewusstlos. Du hast einige Tage geschlafen.«
    Merlin nickte langsam. Dann nannte er seinen Namen. Zu seiner Verblüffung erfuhr er die Namen der drei alten Frauen nicht.
    »Du bekommst zu trinken und zu essen«, sagte eine der beiden anderen. Sie reichte ihm ein verziertes Trinkgefäß. Merlin betrachtete den Inhalt misstrauisch. »Was ist das?«, fragte er.
    »Wasser.«
    »Ich habe noch nie violettes Wasser gesehen«, erwiderte er.
    »Es kommt nicht auf die Barbe an, auch nicht auf die Flüssigkeit. Trink ruhig. Was immer sich in diesem Kelch befindet - es belebt die Schwachen, und es tötet die Starken.«
    Stark fühlte er sich nicht… und trank. Fast im gleichen Moment fühlte er, wie neue Kraft ihn durchströmte.
    Eine zweiten Schluck ließ die Alte ihn nicht tun, sondern nahm ihm den Kelch wieder aus der Hand. »Nichts auf dieser Welt ist umsonst. Du wirst etwas dafür tun müssen.«
    »Und was?«, fragte er.
    »Du wirst uns den Haushalt führen«, wurde ihm abverlangt. »Sorge für Ordnung und Sauberkeit. Pflege den Garten. Dann wirst du es gut haben bei uns, Junge.«
    Und er hatte es gut bei den drei alten Frauen…
    ***
    Es war eine Erfahrung, die er noch nie zuvor gemacht hatte. Er besaß keine Macht, aber er musste auch keine Macht verteidigen. Niemand trachtete nach seinem Leben, niemand versuchte ihn zu übertrumpfen oder mit hinterhältigen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher