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0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dunkelheit!
    Sie hob beide Hände, ließ dabei die silberne Harfe los, die nicht zu Boden fiel, sondern frei in der Luft schwebte, und mit ihren Händen beschrieb sie Zeichen, die Merlin nicht schnell genug erkannte, weil er sie spiegelverkehrt sah.
    Vor ihm flog das Fenster auf!
    Er jagte hindurch!
    Eine unsichtbare, ungeheure Kraft hatte ihn gepackt und zog ihn in diesen verbotenen Raum zu den drei nackten jungen Frauen!
    Vor ihnen landete er unsanft auf dem Boden.
    Alle drei hatten jetzt ihre Arbeit an Teppich, Spindel und nach wie vor schwebender Harfe eingestellt. Sie sahen ihn drohend an. Zwei von ihnen verwandelten sich, zeigten sich ihm wieder als die alten Frauen, als die er sie vor Monaten kennen gelernt hatte.
    Die dritte, die ihn mit ihrer Magie ins Zimmer gezwungen hatte, verwandelte sich nicht.
    »Du hast gesehen, was du niemals hättest sehen dürfen«, sagte sie und erhob sich von dem mit Schnitzereien verzierten Stuhl, auf dem sie bisher gesessen hatte, stand nun mit leicht gespreizten Beinen vor Merlin, Sinnbild der Verlockung und doch völlig unberührbar in ihrer Macht.
    »Damit hast du dein Todesurteil gesprochen«, sagte eine der beiden »Alten«.
    »Du bekommst eine Chance«, versprach die andere »Alte«.
    Die Junge hob die Arme. »Du wirst einen Schwur tun. Du schwörst bei dem, was dir das Heiligste ist.«
    »Und was sollte das sein?«, fragte Merlin sarkastisch.
    »Wir wollen es nicht wissen«, sagte die schöne Nackte. »Du selbst weißt, was es ist. Das genügt für die Wirksamkeit. Und wenn du den Schwur brichst, wird es dich verfolgen bis an dein Ende.«
    »Verweigerst du den Schwur und seine Folgen, stirbst du hier und jetzt«, sagte die erste der Alten.
    Es klang nicht wie eine Drohung. Es war die Ankündigung von etwas Unabänderlichem.
    Ihr könnt mich nicht töten, dachte er. Ich bin der Merlin.
    Aber er sprach es nicht aus.
    Er wusste, dass sie es konnten!
    Aus irgendeinem Grund, den er noch nicht begriff, hatten sie die Macht dazu. Sie, von denen er immer noch nicht genau wusste, was sie waren.
    »Was soll ich schwören?«, fragte er heiser.
    »Du wirst diesen Raum vergessen«, sagte die nackte Harfenspielerin. »Du wirst ihn nie mehr betreten. Du wirst auch nicht mehr durchs Fenster hereinschauen. Und sollten wir dir einmal erlauben, in dieses Zimmer zu kommen, wirst du niemals Hand an diesen Wandteppich legen. Du bleibst ihm fern, was auch immer geschehen mag. Selbst wenn das Universum stirbt. Du berührst ihn niemals, du betrittst niemals mehr diesen Raum - es sei denn, wir rufen dich herein.«
    »Schwöre es!«, verlangten die beiden Alten.
    »Ich schwöre es«, sagte Merlin.
    »Schwöre es bei allem, was dir heilig ist!«, lautete die Forderung.
    »Ich schwöre es«, wiederholte Merlin.
    Was ihm heilig war, fügte er nicht hinzu.
    Aber die drei Schwestern ließen ihn gehen,
    ***
    In der kommenden Nacht blieb im Haus alles ruhig.
    Merlin wartete ab, bis er absolut sicher sein konnte, dass die drei Schwestern schliefen, die sich ihm am Tage wieder als alte Frauen gezeigt hatten. Sie sprachen mit ihm und behandelten ihn, als sei in der vergangenen Nacht überhaupt nichts geschehen. Das verwunderte ihn ein wenig, und fast hätte er glauben können, dass die drei Frauen aus der Nacht nicht mit den drei alten Schwestern identisch waren, aber er hatte doch gesehen, wie zwei von ihnen sich verwandelten, und auch die Gesichtszüge waren so ähnlich…
    Nun gut - er hatte einen Schwur getan.
    Und nicht bei allem, was ihm heilig war - diese Floskel hatte er unterdrückt, und sie schienen es nicht bemerkt zu haben oder nahmen an, dass er es dennoch so meinte.
    Wahrscheinlich verließen sie sich darauf.
    Sie schienen wirklich nicht einmal zu ahnen, wer und was er tatsächlich war - gewesen war -, so wie er ohne die Magie seiner Vergangenheit die drei Schwestern nicht ausloten konnte!
    Oft genug drängte es ihn, das zu tun. Aber er besaß genug Selbstdisziplin, es zu lassen. Er wollte nur noch vorwärts gehen, nicht wieder rückwärts.
    So musste er weiterhin raten, um was für Geschöpfe es sich bei diesen drei Zauberinnen handeln mochte.
    Aber inzwischen begann er etwas zu ahnen.
    Und in dieser Nacht, als alles ruhig war, betrat er das verbotene Zimmer und schloss die Tür behutsam hinter sich.
    Das Zimmer lag in tiefer Dunkelheit.
    Merlin benutzte seine Magie - seine neue Magie, die ihn die drei Schwestern gelehrt hatten. Sie reichte aus, alle Kerzendochte auf einen Schlag zu
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