Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unterwürfig, redete nicht, solange er nicht angesprochen wurde, und sprach den Corun of Paricza mit respektvollen Titeln wie „hoher Corun", „mächtiger Hetran" und ähnlichen an. Von Zeit zu Zeit jedoch entwickelte er Ansichten, die er vortrug, auch ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Leticron hatte auf solche eigenmächtigen Vorstöße zu Anfang recht unangenehm reagiert. Er betrachtete sie als einen Ausdruck von Mangel an Respekt, und nur langsam war es seinem Untergebenen gelungen, ihn davon zu überzeugen, daß auch die Gedanken eines Subalternen mitunter von Nutzen seien. Seitdem war er Leticrons engster Vertrauter.
    Auch jetzt hatte Yandikor aus dem einstmals mächtigen Adelsgeschlecht der Scaftilari ein Anliegen, von dem er meinte, daß es wichtig genug sei, um Leticron unverzüglich vorgetragen zu werden. Sie hatten den Arbeitsraum des Herrschers soeben betreten, da sagte Yandikor: „Ich wollte, ich wäre ebenso sicher wie du, mein Herr, daß dieses Unternehmen gelingen wird. Ich finde es schwer, zu dem Terraner Vertrauen zu haben," Leticron sank in einen mächtigen, thronähnlichen Sessel, der im Brennpunkt des Hufeisens stand, das der mammuthafte Arbeitstisch bildete. Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen.
    „Wenn ich auf Vertrauen angewiesen wäre, Yandikor", antwortete er, „dann wäre ich nicht hier. Vertrauen heißt, auf andere Wesen angewiesen sein. Vertrauen heißt, mit anderen zusammenzuarbeiten und eine Interessengemeinschaft zu bilden, die nur so stark ist wie ihr schwächstes Mitglied. So habe ich noch nie gearbeitet, Yandikor, und so arbeite ich auch jetzt nicht."
    „Der Terraner ist dir nur zu Diensten, weil er für sich einen Vorteil' darin sieht, Herr", bemerkte Yandikor der Scaftilar.
    „Und welch besseres Motiv könnte es geben?"
    „Er wird sofort umschwenken, sobald er anderswo einen größeren Vorteil sieht"
    „Auch damit muß gerechnet werden", bekannte Leticron. „Aber erstens ist schwer zu sehen, woher ihm dieser größere Vorteil winken sollte, und zweitens ist dafür gesorgt, daß er, wenn er schon abspringt, uns keinen Schaden zufügen kann."
    Yandikor machte ein überraschtes Gesicht.
    „Die beiden Kapseln", erinnerte ihn Leticron. „Sie vermitteln ihm die Kenntnis meines Planes. Und außerdem noch etwas anderes. Eine geballte Ladung psychischer Energie, die nach Ablauf von zwölf Paricza-Tagen explodieren und sein Gehirn vernichten wird."
    „Zwölf Tage sind eine lange Zeit", warnte Yandikor.
    „Es gibt zwei verschiedene Mechanismen, die die Explosion auslösen", erklärte Leticron. „Einmal der Ablauf der Zeit, und zum zweiten die Preisgabe der Informationen, die der Terraner mit Hilfe des Medikaments in sich aufgenommen hat."
    Lächlend musterte er seinen Vertrauten.
    „Gesetzt den Fall, der Terraner verrät uns. Zum Beispiel an seine früheren Freunde von der USO. Was wird er ihnen zuerst erzählen?"
    „Wie er von Zabrijna entkommen ist", antwortete Yandikor.
    „Ganz richtig. Dabei gibt er Informationen preis, die er aus dem Medikament bezogen hat. Auf diesen Vorgang spricht der Auslöser an. Das erste verräterische Wort, das dem Terraner über die Lippen kommt, wird gleichzeitig sein letztes sein."
    Da fing Yandikor der Scaftilar an zu lachen - denn, wie alle Überschweren mit Ausnahme des Corun of Paricza, liebte er es, seiner Heiterkeit nachhaltig Ausdruck zu verleihen. Leticrons Plan war genial. Er konnte nicht fehlschlagen.
    Der Weg zurück war lang und mühselig. Der Gang zog sich über einen Kilometer unter der Erde hin. An seinem Ende begann der Schacht, der nach oben führte. Das war der mühseligste Teil.
    Leticron hatte dem Gefangenen, selbst als er zum Verräter geworden war, keinerlei Erleichterungen zugestehen wollen. Der Schacht lag unter dem ungemilderten Einfluß von nahezu zwei Gravos, und fast ging es über Thomas Kantenbergs Kräfte, sich an den Sprossen der metallenen Leiter emporzuziehen, die in die Schachtwand eingearbeitet war.
    Es war die gleiche Härte, die ihn bislang befähigt hatte, die unmenschliche Tortur des Lagerdaseins lebend zu überstehen, die ihn auch jetzt in die Lage versetzte, sich bis zum oberen Ende der Leiter hinaufzuziehen und die Klappe aufzustoßen, die ins Innere seiner erbärmlichen Behausung führte. Mit letzter Kraft zog er sich durch die Öffnung und blieb auf dem Boden liegen.
    Fast eine halbe Stunde lag er so, um die gepeinigten Muskeln sich ausruhen zu lassen und neue Kraft zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher