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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten
Autoren: Unbekannt
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des niedergeschlagenen Gefangenen zu spielen, fiel ihm nicht schwer, obwohl er im Innern eine Spannung empfand, wie er sie seit langem nicht mehr gefühlt hatte. Gleich ihm verließen auch die anderen Gefangenen ihre erbärmlichen Unterkünfte und strebten dem Kontrollgebäude zu, das sich am Rand des Lagers erhob.
    Ohne daß jemand es bemerkte, hielt Kantenberg Ausschau.
    Das Gelände entsprach dem Bild, das ihm die beiden Kapseln vermittelt hatten. Das Lager war in einer weiten Ebene gelandet.
    Nur entgegen der Richtung der aufgehenden Sonne waren draußen am Horizont die Konturen weit entfernter Berge zu sehen. In unmittelbarer Nähe des Lagers befand sich eine Sammlung von kleineren und mittelgroßen Raumschiffen. Sie waren ohne Ausnahme Beutestücke aus Leticrons Kampf gegen das Solare Imperium. Kantenberg erkannte darunter mehrere Typen, mit denen er bis ins einzelne vertraut war, weil er sie selbst geflogen hatte, und sein Blick blieb schließlich auf einer diskusförmigen Space-Jet haften, die in lumineszenten, orangefarbenen Lettern die Aufschrift SX-9082 trug. Sie stand auf drei Landebeinen, von denen eines leicht geknickt war. Auf den ersten Blick wirkte sie alles andere als raumtüchtig. Aber Kantenberg wußte es von den beiden Kapseln: Leticron hatte das Fahrzeug instand setzen lassen.
    Die Entfernung bis zum Rande des Areals, auf dem die Raumfahrzeuge abgestellt waren, betrug vom Kontrollgebäude aus etwa achthundert Meter. Die Space-Jet lag nicht unmittelbar am Rand, sondern war weitere dreihundert Meter davon entfernt.
    Keine Entfernung in Anbetracht des Tumults, den er zu entfesseln gedachte.
    Auf dem Platz vor dem Kontrollgebäude fand sich die mürrische, schweigende Menge der Gefangenen zusammen. Die Leute, zu achtzig Prozent Männer, hielten den Blick zu Boden gerichtet und zeigten keinerlei Interesse daran, sich mit dem Nachbarn zu unterhalten. Unter den Gefangenen spazierten schwerbewaffnete Pariczaner auf und ab. Sie waren hauptsächlich deswegen gekommen, um sich an den gequälten Mienen der Terraner zu laben. Jeder Gefangene war verpflichtet, sich das makabre Schauspiel anzusehen, das ihm geboten wurde. Die Überschweren machten sich einen Spaß daraus, denjenigen, den sie während der Vorführung mit zu Boden gerichtetem Blick erwischten, an diese Verpflichtung zu erinnern - höhnisch oder spöttisch, oder auch mit Tritten oder Schlägen.
    Thomas Kantenberg fand einen Platz unweit des Mastes, der die Projektoren trug. Plötzlich wurde es ringsum dunkel. Aus den Projektoren drang ein kuppelförmiges Feld, das erstens das Sonnenlicht abschirmte und zweitens als Projektionsfläche diente, auf der die schaurigen Bilder entstanden, die die Gefangenen jeden Morgen anzusehen gezwungen waren. Die Gestalt eines riesigen Mannes erschien. Aus dem Zenit der Energiekuppel blickte er auf die riesige Menge der Gefangenen hinab. Leticron, Corun of Paricza, Erster Hetran der Milchstraße.
    Er lächelte höhnisch. Als er zu sprechen begann, da übermittelte das raffiniert ausgeklügelte Lautsprechersystem seine Stimme mit einer Wucht, die den Boden zittern machte.
    „Ihr seht heute ein neues Kapitel aus der Geschichte des elenden Untergangs des Solaren Imperiums. Nachdem euer famoser Anführer, dem ihr den hochtrabenden Titel Großadministrator gabt, feige geflohen war, blieb es meinen Flotten nur noch übrig, die verbleibenden Widerstandsnester auszukehren. Unseren sieggewohnten Kriegern hielten die verweichlichten Soldaten der Solaren Flotte nicht stand. Seht hier, wie es auf Gadoon zuging, einstmals einer der wichtigsten Stützpunktwelten eures nichtswürdigen Reiches."
    Leticrons Bild verschwand. Statt dessen wurde ein Stück Weltall sichtbar: schwarzer Hintergrund, mit unzähligen Sternen übersät. Dazu im Vordergrund der lohende Glutball einer Sonne und, schnell ins Bild rückend, die grünblaue Kugel eines offensichtlich erdähnlichen Planeten.
    Das Bild wechselte. Eine riesige Flotte walzenförmiger Raumschiffe erschien. Sie hielt auf den Planeten zu. Eine kleine Gruppe kugelförmiger Fahrzeuge kam ihr entgegen, in leuchtende Schutzschirme gehüllt. Schwere Geschütze entluden sich mit grellem Blitzen.
    Eines der Kugelschiffe explodierte, dann das zweite ...
    Das Bild wechselte von neuem. Die Oberfläche des Planeten war aus nächster Nähe zu sehen: weiße Wolkenflächen, blaue Meere, grünbraunes Land. Das war der Augenblick, auf den Thomas Kantenberg gewartet hatte. Jetzt war er an der Reihe. Er
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