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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten
Autoren: Unbekannt
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sah sich um. Einer der Überschweren stand kaum fünf Meter von ihm entfernt. Er schenkte der Bildszene, die über ihm abrollte, keinerlei Aufmerksamkeit. Sein Blick war in hämischer Freude auf die Gefangenen gerichtet, die stumm zu der Kuppel hinaufsahen.
    Kantenberg starrte ihn an. Der Überschwere wurde aufmerksam: da war ein Gefangener, der nicht vorschriftsgemäß blickte. Kantenberg spannte die Muskeln. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen.
    „Das saugt ihr euch aus euren fetten Fingern!" sagte er laut.
    „Das ist überhaupt nicht Gadoon!"
    Einen Augenblick waren die Leute starr vor Schreck, dann begannen sie zu murmeln. Der Überschwere bewegte sich auf Kantenberg zu und schrie wütend: „Halt das Maul, schäbiger Terraner, und sieh nach oben!"
    „Das Maul würdest du mir gerne verbieten!" tobte Kantenberg.
    „Damit ich den Leuten nicht erzähle, welchen Schwindel ihr uns hier vormacht! Du hast dich getäuscht, mein Freund. Ich bin auf Gadoon aufgewachsen und weiß, wie der Planet aussieht.
    Das dort", sein Arm fuhr in die Höhe, die Hand zeigte zur Kuppel hinauf, „ist er ganz sicher nicht!"
    Er wandte sich seitwärts, den Gefangenen zu, und tat so, als risse der Zorn ihn dazu hin, den gefährlichen Widersacher aus den Augen zu lassen.
    „Laßt euch nichts vormachen, Brüder!" schrie er mit schriller Stimme. „Sie wollen uns unter der Knute halten, indem sie uns weismachen, sie hätten das ganze Imperium zerschlagen! In Wirklichkeit führen sie uns gefälschte Bilder vor! Das Imperium lebt, und wenn wir die Kraft haben zu überleben, dann wird uns Rhodan eines, Tages hier heraushauen!"
    Es war unglaublich, wie diese Ansprache wirkte. Schreie brandeten auf. Die Männer und Frauen, die bis vor wenigen Sekunden noch mit stumpfem Blick zur Kuppel hinaufgeschaut hatten, drängten sich von allen Seiten auf Thomas Kantenberg zu und jubelten ihm entgegen. Von neuem empfand er das Würgen im Hals. Sie waren alle dem Untergang geweiht. Aber es war schon zu spät. Er konnte nicht mehr zurück!
    „Zeigen wir es ihnen gleich, was wir von ihren Lügen halten!"
    feuerte er die Menge an. „Dort, seht diesen fetten Schmarotzer, der nur hierhergekommen ist, um sich an unserem Jammer zu laben! Zieht ihm das Fell vom Leib!"
    Der Umschwung war so rasch gekommen, daß der Pariczaner sich der Gefahr nicht rechtzeitig hatte bewußt werden können.
    Die Menge reagierte auf Kantenbergs Anweisung mit der Schnelligkeit des Gedankens. Mittlerweile war auch in der weiteren Umgebung bemerkt worden, daß an dieser Stelle Ungewöhnliches geschah. Die ganze Riesenmasse der achthunderttausend Gefangenen kam allmählich in Bewegung.
    Der Pariczaner sah sich so rasch von wutentbrannten Solariern umringt, daß er keine Gelegenheit mehr bekam, nach seinen Waffen zu greifen. Kantenberg selbst hatte in den Überfall mit eingegriffen. Er stand unmittelbar vor dem Überschweren. Er war der erste, der die Hand nach ihm austreckte. Der Rest war eine Angelegenheit von wenigen Sekunden.
    Der Pariczaner verschwand unter einer Menge wutentbrannter Gefangener und war trotz seiner kräftigen Statur ein paar Augenblicke später schon tot - zu Tode getrampelt.
    Thomas Kantenberg hatte ihn noch im Fallen erwischt und ihm den schweren Blaster aus dem Gürtel gerissen. Sein erstes Ziel war erreicht. Er besaß eine Waffe, und die Gefangenen waren in Aufruhr. Zielstrebig machte er sich an die Verwirklichung der zweiten Phase seines Plans, der in Wirklichkeit Leticrons Plan war.
    Das Lager war in Aufruhr. Achthunderttausend Menschen schrien und tobten, achthunderttausend ausgemergelte Terraner und Solarier, die lange Monate nichtenden-wollender Qualen hinter sich hatten. Die Pariczaner waren in den ersten Minuten des Aufruhrs völlig hilflos. Sie waren so davon überzeugt, die Moral der Gefangenen längst gebrochen zu haben, daß diese Revolte sie gänzlich überraschte. Dutzende von Überschweren, die unter den Gefangenen einherstolziert waren, wurden niedergerissen und in den Boden gestampft. Nur wenige kamen überhaupt dazu, sich zu wehren.
    Wie spontan der Ausbruch des Zorns und wie unüberlegt der ganze Vorgang war, erkannte man daran, daß nur in den seltensten Fällen die Terraner daran dachten, sich der Waffen zu bemächtigen, die die Pariczaner bei sich trugen. Es genügte ihnen, die aufgestaute Wut sich entladen zu lassen.
    Nur wenige der Gefangenen wußten, was die Revolte eigentlich ausgelöst hatte. Sie fragen nicht danach. Sie
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