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068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe
Autoren: Larry Brent
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verlor sich im düsteren Bauch
des Berges. Düsternis, das war eigentlich der verkehrte Ausdruck. X-RAY-7
empfand dieses Zwielicht, das nicht durch Tageshelligkeit erwirkt wurde,
unnatürlich und fremd. Es war eine künstliche Dämmerung, in der man sich
zurechtfand. Aber wie sie zustande kam, blieb ihm ein Rätsel. Er hatte schon
mindestens zwanzig Schritte zurückgelegt, und noch immer war ein Ende der
langen, schmalen Höhle nicht abzusehen. Es gab Nischen und gewaltige Löcher in
den Seitenwänden, die wieder eigene Kavernen bildeten. Die Verfolger waren
bisher nicht wieder aufgetaucht. War das ein gutes oder schlechtes Omen?
    Iwan
hielt den Smith & Wesson Laser in der Rechten, obwohl er wußte, daß der ihm
nichts nutzte, wenn es hart auf hart ging. Da spürte er den Luftzug. Der
Ausgang war in der Nähe! Iwan hielt sich weiter rechts, von wo der Luftzug am
stärksten wehte. Das Zwielicht war kalt und wirkte grauer, als würde sich von
irgendwoher Tageslicht daruntermischen. Hier in der Nähe mußte es einen Schacht
geben, der nach draußen führte. Er umrundete einen eisüberzogenen
Felsvorsprung, kam auf der anderen Seite an, und da war der Boden unter seinen
Füßen weg. Iwan Kunaritschew stürzte und griff instinktiv sofort um sich, in
der Hoffnung, mit den Händen den Rand des Schachtes, in den er fiel noch zu
fassen. Er schaffte es nicht mehr und rutschte daran vorbei. Er glitt an der
Wand entlang und fürchtete, in ein endlos tiefes Loch zu stürzen. Mit einem Loch
im Boden hatte er nicht gerechnet. Das konnte sein Ende sein.
    Er
war darauf eingerichtet, unten aufzuschlagen, wollte aber, so gut es ging,
federnd aufkommen. Es ging besser als erwartet. Tiefer als zwei Meter war die
Öffnung im Boden nicht. X-RAY-7 kam auf, ging in die Knie und federte den Sturz
ab. Iwan kippte nicht mal auf die Seite. Die Wände waren kalt. Sie bestanden
aus purem Eis, teilweise mit einer dünnen Schneeschicht überpudert. In den
Ecken zeigten sich Schneeverwehungen bis zu dreißig Zentimeter hoch. Das
seltsame Zwielicht herrschte auch hier in dem Bodenloch. In der geisterhaften
Atmosphäre erblickte er noch etwas, das ihm einen Ausruf des Erschreckens
entlockte.
    In
der Ecke vor ihm, hockte eine Gestalt! Sie hatte die Beine angezogen und die Arme
fest um die Knie geschlungen. Die Tote war noch von einer dünnen Hautschicht
überzogen, und langes, strähniges Haar hing auf der Schulter. Die hockende
Gestalt war mit einer dicken Eisschicht bedeckt, Eis- und Schneekristalle
klebten in dem dünnen, fahlen Haar, und um den Hals trug sie eine Perlenkette,
an der ein goldenes brillantenbesetztes Bild hing. Die Kette, die Angelika
Haas beschrieben hatte! Iwan Kunaritschew war, ohne es zu wissen, in der
Höhle der Schneehexe angelangt… In diesem Schacht, zwischen ewigem Eis und
Schnee, war vor rund siebenhundert Jahren eine Frau namens Flarnarda gestorben.
Mit einem Fluch auf den Lippen.
     
    ●
     
    »Achtung,
gleich kommt sie!«
    Nyreen
hielt die rechte Hand flach ausgestreckt vor Larry Brent hin. Auf der
Handinnenfläche zeigte sich ein weißlicher Schimmer, der im ersten Moment wie
eine Projektion aussah. Perlen bildeten sich, ein rechteckiger goldener,
brillantenbesetzter Verschluß.
    Daß
im gleichen Augenblick nur etwa tausend Meter von ihm entfernt im Innern einer
Schneehöhle jenseits des Berges ein Mann vor einer vereisten Leiche stand und
mitansehen mußte, wie sich von deren Hals die fragliche Kette auflöste, konnte
Larry Brent nicht ahnen. »Das ist sie«, sagte Nyreen Filmore lächelnd. »Uralt…
sie gehört der Mutter der Frau, die sie als Hexe in die Einsamkeit der Berge
geführt und dort hatte sterben lassen…« Vorsichtig nahm X-RAY-3 die Kette
zwischen die Finger. Der Verschluß war eine seltene, auch für einen Laien
erkennbar kostbare Arbeit. Aus verschiedenfarbigem Gold und winzigen
Diamantensplittern stellte sich auf der Verschlußplatte das Bild einer uralten
Frau dar. »Mit den Gedanken an ihre Mutter… ist sie gestorben«, flüsterte
Nyreen, und sie wirkte mit einem Mal blaß. »Die vier Männer aus dem Dorf… haben
sie durch ihr Verhalten… erst zur Hexe werden lassen. Ihr Körper ist längst
tot… aber noch erhalten, durch die ewige Kälte im Innern des Berges… Geblieben…
ist ihr Geist… erfüllt von Rache und Haß…« Sie sprach sehr schnell, als
empfange sie von irgendwoher aus dem Nichts Bilder und Worte, die sie in ihren
eigenen Formulierungen weitergab.
    Larry
erfuhr die Legende von
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