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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein. Sie waren jetzt beisammen. Die Spielerin hatte erfahren, daß der Zauberer an diesem Morgen nicht zu seiner Arbeit erschienen war, und die Frau verschwand nur wenig später. Als sie sich am Morgen begegnet waren, hatte die Spielerin den funkelnden Stein am Hals der Fremden gesehen, und gespürt, daß dieser Stein eine eigenartige Magie in sich barg.
    Die Frau im Mond zeigte in diesem Stein einen winzigen Teil ihrer Macht.
    Die Spielerin beschloß, neue Kraft zu sammeln. Sie mußte hinausgehen, zur Grotte, in welcher sich ihr geheimer Altar und ihr größtes Heiligtum befand. Vielleicht, wenn sie diese neue Kraft für sich gewann und wieder stärker wurde, konnte sie dann auch den Zauberer und seine Gefährtin besser kontrollieren.
    Puppen, die sich weigerten, wie Puppen geführt zu werden und die ein Eigenleben entwickelten außerhalb der Kontrolle der Spielerin. Hatte sie anfangs noch darüber hinweggesehen, weil das Auftauchen der beiden Fremden ihre Pläne nicht beeinflußte, so wurde es jetzt doch langsam störend.
    Es war an der Zeit, etwas zu tun.
    ***
    Yaga entsann sich, daß sie ihre Kleidung in der Schlaf kammer der Frau des Herzogs hatte ablegen müssen. Dort würde sie wohl noch liegen - niemand hatte daran gedacht, sie der Hexe zurückzugeben. Wozu auch, war sie doch nur eine Bedienstete.
    Verdrossen wob sie einen Zauber um sich, damit sie Menschen, denen sie zwangsläufig auf dem Weg aus den winzigen Kammern des Gesindes zu den Prunkgemächern der Herrschaften begegnete, nicht nackt erschien, und machte sich auf den Weg. Die Tür des Schlafgemachs war verschlossen, aber das war für Yaga kein Hindernis. Ein kurzer magischer Schlag, und das Schloß war so offen wie künftig unbrauchbar.
    Die Hexe fand ihre Kleidung und stieg hinein. Plötzlich vermißte sie etwas - den Mondstein. Sie hatte bis zu diesem Moment nicht mehr an ihn gedacht, aber gerade jetzt fiel er ihr seltsamerweise wieder ein.
    Er war fort!
    Und damit auch die Möglichkeit, in ihre Gegenwart zurückzukehren!
    Hastig begann sie nach dem Mondstein zu suchen. Aber sie konnte ihn nirgends in der Kemenate entdecken. Er war weder unters Bett noch unter einen Schrank gerollt, nicht in einem Spalt zwischen den Teppichen verschwunden… er war ganz einfach nicht da.
    Sie mußte ihn zu einem früheren Zeitpunkt verloren haben.
    Aber wann, und wo?
    Panik erfaßte sie.
    Sie wollte nicht in dieser Zeit bleiben müssen, nicht all die Jahrhunderte ein zweites Mal erleben müssen, stets in der Furcht, sich irgendwann einmal selbst zu begegnen und damit eine Katastrophe herbeizuführen.
    Noch während sie überlegte, trat der Herzog ein, ohne anzuklopfen.
    »Was machst du denn hier, Weib?« herrschte er sie an.
    Von der Zärtlichkeit und dem lustvollen Begehren der vergangenen Nacht war nichts mehr zu spüren. Statt dessen fühlte Yaga Arroganz und Verachtung. Er hatte sie benutzt, weil er ihren Körper wollte, so, wie er sich täglich auch von anderen Dienerinnen verwöhnen ließ.
    Zorn stieg in der Hexe auf.
    Wie konnte des Herzogs Frau das ertragen? Wie konnte sie hinnehmen, daß ihr Mann sie vor ihren Augen betrog? Und das täglich? Und dumpf entsann Yaga sich, daß die werte Frau Gemahlin keinen Widerspruch geäußert hatte, als der Herzog Yaga mit sich nahm, daß sie sich im Gegenteil später hinzugesellt und mitgemacht hatte. Das alles ließ sich nicht allein mit der typischen Rolle der Frau in dieser vergangenen Zeit erklären. Und noch weniger ließ sich erklären, daß Yaga sich diesem scheußlichen Mann hingegeben hatte, sogar Lust dabei empfunden hatte.
    Jetzt, da sie ihn bei Tageslicht sah, wirkte er auf sie gar nicht mehr harmonischer, menschlicher, wie sie ihn in der Nacht gesehen hatte. Jetzt sah sie ihn wieder, wie er wirklich war.
    Hatte er einen Zauber über sie geworfen?
    Aber er war kein Zauberer. Es konnte nicht sein. Sie würde es spüren.
    Er war nur ein dicker, häßlicher Mann, der seine Lust an ihr befriedigt hatte.
    Und jetzt war da nichts mehr. Er hatte sie benutzt und weggeworfen. Sie dachte daran, daß sie nackt in ihrer Kammer erwacht war. Man hatte sie dorthin geschafft. Wer alles mochte sie so gesehen haben? Und warum war sie dabei nicht aus ihrem Erschöpfungsschlaf erwacht?
    Sie war zutiefst erniedrigt worden.
    Und deshalb brachte sie den Herzog jetzt um.
    Aber als er mit gebrochenem Genick vor ihr lag, fühlte sie nicht einmal Befriedigung.
    Rasch durchsuchte sie seine Kleidung - vielleicht trug er ja ihren
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