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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dankte für die neue Kraft, die ihr zufloß.
    Und dann…
    ***
    »Ein Geheimgang, der ins Freie führt«, sagte Zamorra. »Nicht schlecht - kein Wunder, daß man den Schlüssel zu diesen Kellerräumen nicht jedem in die Hand drückt. Des Herzogs Dame scheint diesen Weg recht häufig zu gehen. Ob da draußen ein Galan ihrer harrt?«
    »Sag mal, kannst du dich zwischendurch auch mal wieder normal ausdrücken?« fragte Nicole. »Du mußt nicht unbedingt Don Cristofero Konkurrenz machen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Warum soll sie sich nicht anderswo vergnügen, wenn ihr Göttergatte sie doch auch ständig betrügt? Was tun wir jetzt?«
    »Ihr folgen«, bestimmte Nicole. »Wir haben's angefangen, nun bringen wir's auch zu Ende. Wir haben die Chance, mit dieser Frau zu reden, ohne daß Hunderte von Palastwachen in der Nähe sind und uns daran zu hindern versuchen. Machen wir also ein kleines Interview.«
    »Glaubst du wirklich, sie weiß etwas über die Puppenspielerin?«
    »Vielleicht sogar über jenen Wandteppich, den die Baba Yaga nicht in die Hände bekommen soll. Und wenn nicht, kann sie uns auf jeden Fall ein Gespräch mit dem Herzog vermitteln. Notfalls kannst du sie hypnotisieren. Chef, das ist eine Chance, wie wir sie nie wieder erhalten.«
    Sie folgten der Spur, die die Frau hinterlassen hatte. Der Boden war vom tagelangen Regen aufgeweicht, die Fußabdrücke leicht zu erkennen. Es ging bergauf in den Wald hinein, und dann…
    ***
    Auch Yaga, die Hexe, erreichte bald das Ende des Geheimgangs. Niemand war mehr zu sehen, und so folgte sie den Fußspuren. Nach einer Weile sah sie Zamorra und Nicole vor sich. Die beiden hatten angehalten und diskutierten. Plötzlich sah Nicole herüber und entdeckte die Hexe, die nicht rasch genug in den Sichtschutz des Unterholzes zurückweichen konnte.
    Sofort spannte sich die Körperhaltung der beiden Menschen an.
    Yaga wußte, daß es keinen Sinn mehr hatte, sich zu verbergen oder unsichtbar zu machen, wozu sie bei ihrer Flucht vor den Häschern in der Burg nicht mehr gekommen war; es war alles zu rasch gegangen, als daß sie sich darauf noch hätte konzentrieren können. Ebenso wie hier.
    Und da war noch etwas.
    Yaga sah ein eigenartiges Leuchten. Es ging von etwas aus, das Nicole am Hals trug. Ein funkelnder Stein…
    Der Mondstein!
    Tief atmete die Hexe durch. Dann gab sie sich einen Ruck und näherte sich den beiden Menschen.
    »Yaga«, sagte Zamorra und gab damit zu erkennen, daß er sie jetzt doch durchschaut hatte. »Wie hast du es geschafft, so jung zu werden?«
    Sie antwortete nicht, sondern wandte sich Nicole zu.
    »Gib mir meine Zeit!« verlangte sie mit ausgestreckter Hand.
    »Deine Zeit?« fragte Nicole überrascht.
    »Gib sie mir!« wiederholte Yaga energisch. »Sofort!«
    Sie deutete auf den Mondstein.
    In diesem Moment begriff Zamorra, was es damit auf sich hatte. Der Stein gehörte wirklich Yaga. Und so, wie sie ihn mit diesen eigenartigen Worten einforderte, gab es nur einen einzigen Schluß: mit ihm konnte sie in die Gegenwart zurückkehren.
    Während Zamorra und Nicole darauf angewiesen waren, ihre Aufgabe zu erfüllen und Yaga daran zu hindern, den Teppich der Puppenspielerin an sich zu bringen. Aber war diese Aufgabe nicht damit erfüllt, daß Yaga in ihre Zeit zurückkehrte?
    Nein, das würde sie jetzt noch nicht wollen. Es war noch nicht zu Ende - es fing jetzt gerade erst an.
    Yaga starrte Nicole durchdringend an.
    Zamorra hatte die Hexe so noch nie gesehen. Bei den früheren Begegnungen war sie ein altes, böses Weiblein gewesen, das seine Macht hohnlachend ausspielte. Sie hatte ihm gedroht, und sie hatte eine Niederlage hinnehmen müssen, die sie ihm bestimmt nicht vergessen würde. Sie hatte akzeptiert, daß Zamorra sie eines Tages töten würde -wenn sie dafür ihre verschollene Tochter fand, ehe sie starb!
    Es ist verrückt, dachte Zamorra. Sie kann sich aus diesem Kuhhandel mit Merlin lösen, wenn sie mich jetzt umbringt. Er ist nicht hier, um mich zu schützen, und ich bin waffenlos. Ihre Magie ist stärker als ich. Sie braucht nur mit dem Finger zu schnippen, und…
    »Gib mir den Stein!« verlangte sie von Nicole, ohne auch nur auf Zamorra zu achten. »Sofort!«
    Nicoles Hände glitten hoch zu ihrem Hals, lösten das Band. Sie nahm den leuchtenden Mondstein zwischen die Finger und reichte ihn - Zamorra!
    Wild fuhr die Hexe herum.
    »Halt!« warnte Zamorra. »Ich werde den Stein zerstören, wenn du uns angreifst!«
    »Womit denn?« lachte
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