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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ziehen und ihn als Schmuckstück zu tragen. So geht er mir nicht so schnell wieder verloren.«
    »Trugst du ihn schon am Hals, als du unsere unbekannte Schöne transportieren durftest?«
    »Ja. Warum?« .
    »Ich habe ein eigenartiges Gefühl dabei«, sagte Zamorra. »Darf ich mal?«
    Er streckte die Hand aus und berührte mit den Fingern den Stein, der auch ohne direkten Fackelschein auf seltsame Art leuchtete, wie anfangs im Wald.
    Da hatte er nichts gespürt, was auf Magie hindeutete. Aber jetzt…
    »Etwas ist damit«, sagte er. »Aber ich kann nicht erkennen, was. Dazu fehlen mir hier die Möglichkeiten. Es könnte aber sein, daß dieser Stein in dir das Gefühl auslöste, du müßtest die Frau irgendwoher kennen. Vielleicht war sie es, die ihn im Wald verloren hat.«
    Nicole starrte ihn an. Dann schnappte sie nach Luft.
    »Dann könnte sie doch die Baba sein?« stieß sie hervor. »Meinst du das?«
    »Ich befürchte es. Es paßt alles zusammen. Wenn sie Yaga ist, ist es klar, daß sie uns kennt. Wie sonst sollte es möglich sein, daß mehr als fünf Jahrhunderte vor unserer Zeit jemand weiß, wer wir sind? Es erklärt nur nicht, warum sie so jung ist. Auch Hexen können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Wenn sie von Anfang an nicht gealtert wäre, ja - aber wir haben sie doch als alte Frau kennengelernt, als ›Großmutter‹ Yaga. Das heißt, sie altert durchaus, nur nicht so schnell wie andere Menschen. Daß sie so jung aussieht, kann auch nicht an der Zeitreise liegen. Denn dann würden wir überhaupt nicht existieren, die wir doch ein paar Jahrhunderte jünger sind als sie. Sie sieht gerade so aus, als wäre sie in einen Jungbrunnen…«
    Er verstummte.
    »Jungbrunnen«, murmelte er. »Sie war in Merlins Zauberwald. Vielleicht ist es das. Es soll dort einen Zauberbrunnen geben… gegeben haben… was, wenn sie ihn benutzt hat? Verdammt, dann hatten wir es die ganze Zeit mit der Baba zu tun, ohne daß wir sie erkannt haben!«
    »Und sie hatte in der letzten Nacht einen viel engeren Kontakt zum Herzog, als wir ihn uns erträumen können… was ich in dieser Form auch lieber gar nicht will!« sagte Nicole. »Wenn ich mir vorstelle, daß der mich mit seinen fettigen Wurstfingern betatscht und mir seinen sauren Weinatem ins Gesicht bläst… nein danke.«
    »Jedenfalls ist Yaga uns jetzt sicher schon ein Stück voraus. Denn der Herzog wird ja wohl wissen, wer sich alles in seiner Burg tummelt, einschließlich der Puppenspielerin, und…«
    »… und Männer reden bekanntlich im Bett jede Menge dummes Zeug, und die Hexe könnte den entscheidenden Hinweis auf Puppenspielerin und speziellen Wandteppich aus ihm herausgesaugt haben - nebst ein paar anderen Dingen, über die ich lieber gerade nicht nachdenke«, fügte Nicole hinzu. »So befleckt und beflockt, wie sie aussah, als sie da lang ausgestreckt im Bett lag, muß sie eine verdammt beglückende Nacht hinter sich gehabt haben. Seine erhabene Herzöglichkeit sah übrigens auch recht ermattet aus, und ich denke, er wird bis in den späten Nachmittag hinein Langholz sägen.«
    »Hä?«
    »Hingebungsvoll vor sich hin schnarchen«, erklärte Nicole. »Was mich wundert, ist, daß du jetzt etwas an dem Stein zu spüren glaubst, und als ich ihn fand, überhaupt nichts. Das paßt doch nicht so recht zusammen, oder?«
    »Vielleicht wurde die Magie geweckt, als du dich so unmittelbar in Yagas Nähe befandest. Durch den Körperkontakt«, vermutete Zamorra.
    Nicole berührte seine Schulter und unterbrach ihn. »Sag mal, höre ich Schritte oder ist das eine Täuschung?«
    Zamorra lauschte.
    Dann bemühte er sich, die Fackel zu löschen.
    »Bist du verrückt?« keuchte Nicole. »Die kriegst du doch nicht wieder ans Brennen hier unten, ohne Hilfsmittel! Wie sollen wir im Dunkeln weiterkommen?«
    »Still«, raunte er und zog sie in einen dunklen Seitengang, wo ihnen prompt ein paar Ratten über die Füße liefen. »Da kommt wirklich jemand. Verdammt, die werden uns doch wohl nicht tatsächlich hier unten suchen? Schätze, dann gibt es mächtigen Ärger…«
    Und atemlos lauschten sie den sich stetig nähernden Schritten.
    ***
    Wieder hatte die Puppenspielerin gezielt Veränderungen in einem der Teppichbilder vorgenommen, aber sie sah dabei auch zwei dunkle Flecke, die sie nicht manipulieren konnte. Sie waren zu schwerfällig; sie wechselten ihre Position nicht und stellten auch keine von der Spielerin gewollte neue Situation dar.
    Es mußten der Zauberer und seine Gefährtin
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