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0676 - Tanz der Totenfeuer

0676 - Tanz der Totenfeuer

Titel: 0676 - Tanz der Totenfeuer
Autoren: Jason Dark
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Reporter immer weniger. Zunächst schielte er nur auf den silbrigen Drehknauf, dann umschloß er ihn mit seiner rechten Hand und bewegte ihn vorsichtig nach rechts. Er wünschte sich nur, daß der Mann nicht von innen abgeschlossen hatte.
    Das Gefühl, gleich etwas Schreckliches zu entdecken, lag wie kaltes Fett in seinem Magen.
    Er überwand den Wunsch, die Tür ruckartig aufzustoßen, statt dessen schob er sie vorsichtig auf.
    Bill schuf einen Spalt, der breit genug war, um hindurchschauen zu können. Auf leisen Sohlen schob er sich vor in die rötliche Dunkelheit der Kammer. Schattenhaft sah er eine gespannte Leine.
    An ihr hingen nasse Aufnahmen zum Trocknen.
    Bills empfindliche Nase nahm auch die Fixiersalzlösung wahr, aber den Fotografen hatte er noch nicht gesehen.
    Der nächste Schritt brachte ihn tiefer in die Kammer. Mit der rechten Beinseite streifte er an einem Schemel entlang. Er sah vor sich und über der Arbeitstheke das Regal mit nebeneinanderstehenden Chemikalienflaschen, schaute dann nach rechts, wo es am dunkelsten war, und sah den menschlichen Umriß.
    Orson Milton lag auf dem Bauch und rührte sich nicht mehr.
    Bill stand für einen Moment wie festgenagelt. Jetzt merkte er die unmittelbare Nähe des Todes.
    Obwohl er sich noch nicht davon überzeugt hatte, wußte er plötzlich, daß dem Mann nicht mehr zu helfen war. Er ging auf ihn zu. Im Dunkeln fühlte er nach Puls- und Herzschlag.
    Nichts war zu spüren.
    Bill richtete sich wieder auf. An der Wand glitt seine Handfläche entlang, bis er den Lichtschalter ertastet hatte. Er kippte ihn. Nach dem leisen Klicks wurde es hell.
    Bill ging davon aus, daß sein Film bereits entwickelt worden war. Deshalb nahm er das Risiko der Helligkeit in Kauf.
    Noch einmal bückte sich der Reporter. Diesmal drehte er den Toten herum.
    Ihn traf beinahe der Schlag, als er in das Gesicht des Fotografen schaute.
    Es war nur mehr eine verbrannte Fläche!
    ***
    Feuer und Flammen, dachte Bill Conolly. Verdammte Feuer, die so geisterhaft aus dem Moor erschienen waren und die jetzt ihr erstes Opfer erwischt hatten.
    Waren es die Feuer gewesen?
    Bill konnte nicht so recht daran glauben, weil er sie auf seiner Fahrt hätte sehen müssen. Natürlich konnte es auch sein, daß er heimlich verfolgt worden war und es die Flammen dann geschafft hatten, in oder unter das Haus zu gelangen, um den Fotografin zu vernichten.
    Nein, das erschien ihm zu weit hergeholt. Der Tod des Mannes mußte einen anderen Grund gehabt haben, und den wollte Bill unter allen Umständen herausfinden.
    Ein verbranntes Gesicht also. Als wäre ihm eine Flamme direkt hineingesprungen.
    Aber woher?
    Er stand da und schaute sich um. Jetzt, bei Helligkeit, sah er die aufgehängten Bilder deutlicher.
    Nicht alle Bilder waren entwickelt oder etwas geworden.
    Aber diejenigen, die auf der Leine hingen, zeigten allesamt ein Motiv.
    Die Flammen!
    Nur die Flammen, ohne die Gestalten darin, die sich so geisterhaft abgezeichnet hatten. Bill wurde plötzlich bewußt, daß sich Geister nicht fotografieren ließen. Es kam schon einem kleinen Wunder gleich, daß überhaupt das Feuer zu sehen war, denn als normal konnte es Bill auch nicht einstufen.
    Der Reihe nach nahm Bill die Fotos unter Kontrolle. Er schaute sehr genau hin. Jede einzelne Flamme untersuchte er.
    Ja, sie zeichneten sich so ab, wie er sie auch in Erinnerung behalten hatte. Da war nichts verfälscht.
    Sie besaßen die gleichen Umrisse, und nur die Farbe war bleicher geworden. Sie leuchtete längst nicht mehr so intensiv.
    Das alles ergab noch keinen Sinn für den schrecklichen Tod des Fotografen.
    Bis er das letzte Bild in der Reihe entdeckte. Eigentlich war es kein Bild mehr, denn innerhalb des Vierecks gab es kein Motiv. Keine Flamme, kein Feuer, nur eine blanke Fläche, die sich bei genauerem Hinsehen und Fühlen jedoch als ziemlich rauh herausstellte. Und dieser aufgerauhte Umriß entsprach haargenau der Größe der fotografierten Flamme.
    Bill war nicht so vermessen, sich einzugestehen, daß er nun Bescheid wußte, aber er hatte eine bestimmte Idee, auch wenn sie mit Logik nicht zu erklären war.
    Seiner Ansicht nach konnte die Flamme das Bild verlassen haben, um dem Mann ins Gesicht zu springen. Sie hatte sein Gesicht verbrannt und ihm einen fürchterlichen Tod bereitet, während er, Bill Conolly, selig geschlafen hatte.
    Allein der Gedanke daran ließ kalte Steine über seinen Rücken rieseln. Der Druck in seinem Magen nahm zu. Irgendwo in seinem
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