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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ihnen versichern - notfalls unter Eid -, daß ich weder für diese Sache, noch für das Entfachen des Kaminfeuers oder anfangs die Bereitstellung von Kaffee und Cognac verantwortlich bin. So gern ich vorausschauendes Handeln für mich reklamieren möchte - ich war es wirklich nicht.«
    Nicole, in eines von Zamorras Hemden gewickelt, trat ein. »Aber die Textilien, die wir verstreuten, haben Sie weggeräumt und auch unsere Reisekoffer, die Zamorra in der Halle stehenließ?«
    William schüttelte den Kopf. »Darin sehe ich nichts Verwerfliches, aber auch dafür bin ich nicht verantwortlich. Ich hätte es aber vielleicht sein sollen; bitte verzeihen Sie meine Nachlässigkeit.«
    »Jedenfalls fand ich beide Köfferlein eben in Zamorras Ankleideraum«, verkündete Nicole. »Sorgsam ausgepackt, Schmutzwäsche im Korb, Unbenutztes in die Schränke gepackt beziehungsweise jetzt…« Sie zupfte an dem Hemd, das gerade lang genug war, das Nötigste zu bedecken.
    »Ich verstehe das überhaupt nicht«, bekannte William.
    »Nicole meint, daß es spukt«, warf Zamorra ein.
    Der Butler verzog das Gesicht. »Ein Spuk? Hatten wir das nicht schon einmal, vor etwa… hm… drei Jahren? Als dieser eigenartige schwarze Gnom aus der Vergangenheit heraus etwas ausgelöst hat, das hier zu unbegreiflichen und teilweise feindseligen Phänomenen führte?« [2]
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Nicole. »Eine andere Möglichkeit wäre, daß vielleicht Fooly…?«
    »Der? Mit Verlaub, Mademoiselle, dazu müßte er selbst aber erst einmal Ordnungsliebe in sich entdeckt und entwickelt haben, und davon wüßte ich sicher. So etwas paßt nicht zu ihm. Eher das Gegenteil.«
    »Trotzdem«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht hat er mal wieder irgendwas angestellt und glaubt jetzt, durch irgendwelche Freundlichkeiten für gute Stimmung sorgen zu müssen, ehe seine Schandtaten aufgedeckt werden…«
    Fooly war ein Tolpatsch erster Güteklasse. Der Jungdrache, etwa 1,20 m hoch und nicht weniger breit, gehörte seit einigen Jahren zum »lebenden Inventar« des Châteaus. Er selbst bezeichnete sich zuweilen als »Glücksdrache«, indessen war der Flurschaden, den er durch seine linkische und tolpatschige Art anzurichten pflegte, kaum als Glück zu bezeichnen. Dennoch war er ein liebenswerter Zeitgenosse, der mittlerweile selbst von den Menschen im Dorf akzeptiert wurde, trotz seiner absolut ungewöhnlichen Art. Vor allem die Kinder waren von ihm begeistert…
    »Fragen wir ihn einfach«, schlug Zamorra vor.
    Aber Fooly war in seiner Unterkunft im Gästetrakt des Châteaus nicht zu finden. Erst Stunden später tauchte er auf, die grünbraune Schuppenhaut eiskalt von einem längeren Aufenthalt im Freien. »Schön, daß ihr wieder da seid, Chef und Mademoiselle«, begrüßte er Zamorra und Nicole. »Vielleicht kommt ihr gerade zur rechten Zeit. Irgend etwas stimmt hier nicht.«
    »Das Gefühl haben wir allerdings auch«, stellte Zamorra stirnrunzelnd fest.
    Fooly stritt jede Verantwortung oder Beteiligung an den seltsamen Geschehnissen vehement ab. »Ich war die ganze Zeit über draußen, oben auf dem Turm«, gestand er. »Mein Freund, der Baum, kann das bezeugen. Ich glaube, im Dorf geschieht etwas, das uns nicht gefallen wird.«
    »Und was soll das sein?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Fooly ernst. »Noch nicht. Aber ich werde es herausfinden. Hilfst du mir dabei, Chef?« Auffordernd sah er Zamorra an.
    »Wenn du uns hilfst, herauszufinden, wieso es im Château plötzlich spukt!« bot Zamorra an.
    »Einverstanden!« erklärte der Drache. »Ihr könnt euch auf mich verlassen, wie immer!«
    Nicole lag dazu eine sarkastische Bemerkung auf der Zunge, aber sie verzichtete darauf, sie zu äußern. Es brachte ja doch nichts…
    ***
    Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, das Château einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Ergebnislos. Die weißmagischen Symbole, die für die Abschirmung des Grundstücks sorgten, waren unversehrt. Somit konnte nichts Schwarzmagisches eindringen. Nirgendwo war auch nur der Hauch einer bösen Aura zu entdecken.
    »Vielleicht orientieren wir uns falsch«, gab Fooly zu bedenken. »Das, was hier spukt, ist überhaupt nicht böse. Es will freundlich sein, es will helfen.«
    »Um so unverständlicher«, erwiderte Zamorra schulterzuckend. »Es könnte sich dann doch zu erkennen geben. Warum tut es das dann nicht?«
    »Vielleicht, weil es das nicht kann?«
    »Wie meinst du das?« wollte Nicole wissen.
    Der Jungdrache
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