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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha
Autoren: Jason Dark
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ungleichen Gegnern geschah. Dafür hörte ich sie wütend schreien.
    Narina sprach hektisch, schrill. Ihre Worte bildeten ein wahres Trommelfeuer, das auf den Bärtigen niederprasselte. Sie wollte ihn unter allen Umständen von der Tat abhalten.
    Ich konnte nur ihr und mir die Daumen drücken, daß sie es tatsächlich schaffte, den Mann von seiner Tat abzuhalten. Nur wußte ich nicht, welchen Grund sie dafür angeben konnte.
    Alles hing in der Schwebe. Wenn sie nicht durchkam, würde ich die folgende Minute kaum noch erleben.
    Ich sah beide wieder!
    Zuerst kam das Mädchen. Es schaute kurz zu mir herab. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich nichts entnehmen. Narina hielt aber die Arme ausgebreitet, eine Geste, die zeigen sollte, daß sie den Mann aufhalten wollte.
    Ich holte tief Luft.
    War die Gefahr vorbei?
    Dann erschien der Bärtige. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag. Er hielt die Machete noch immer fest, jetzt allerdings wies ihr Ende nach unten.
    Hoffnung?
    Wieder sprach Narina. Sie nahm beim Reden auch ihre Hände zu Hilfe und deutete mehrmals auf ihre Brust, was wohl nur symbolisch gemeint war.
    Der Bärtige staunte sie an, schüttelte den Kopf, dann gab er den anderen ein Zeichen.
    Sie hatten sich in einer gewissen Entfernung aufgehalten und traten nun kompakt an den Schachtrand heran. Der Bärtige sprach mit ihnen. Ich hatte nur Augen für Narina, die mir kurz zunickte. In diesem Moment wußte ich, daß sie mir das Leben gerettet hatte. Wie das möglich gewesen war, wußte ich nicht.
    Der Bärtige gab einen Befehl. Schon am Tonfall hörte ich, daß es sich nur darum handeln konnte.
    Dann spürte ich den Ruck an der linken Schulter und auch im Armgelenk. Es war das erste Zeichen dafür, daß sich etwas tat. Und sie zogen mich tatsächlich hoch.
    Ich hätte weinen können vor Glück, auch wenn in meiner linken Schulter die Schmerzen explodierten, aber ich wußte, daß ich gerettet war. Mir gelang noch ein letzter Blick auf das Krokodil. Es hatte seine Haltung nicht verändert und würde sich nun eine andere Beute suchen müssen.
    Als ich mit dem Kopf über den Schachtrand schaute, griffen starke Hände zu und stützten mich unter der rechten Achselhöhle. So zerrten sie mich endgültig aus dem Schacht hervor und rollten mich über den Boden, bevor sie meine Stricke lösten.
    Völlig erschöpft blieb ich liegen und bot dabei ein Bild des Jammers.
    Nur mit einer Hose bekleidet, keine Schuhe, nicht einmal ein Hemd, dafür klebte der Schweiß wie eine kalte Schicht auf meinem Körper. Ich schwitzte und fror zugleich, und es waren die Schmerzen, die wie Lanzenstiche durch die Schultern jagten, die Arme lähmten und meine Bewegungen auf ein Minimum reduzierten.
    Daß sich die Fremden unterhielten, hörte ich zwar, aber ihre Stimmen waren für mich nicht zu unterscheiden. Mehr als eine murmelnde Geräuschkulisse umgab mich nicht.
    Meine Augen standen weit offen. Ich schaute in einen dunklen Himmel, denn mittlerweile war es Nacht geworden. Die Uhr hatten sie mir nicht abgenommen. Die Sterne funkelten und grüßten mich, als wollten sie mir zu meiner Lebensrettung gratulieren.
    Als ein Schatten über mein Gesicht fiel, zuckte ich mit den Augenlidern. Es bestand jedoch keine Gefahr, denn ein Gesicht beugte sich mir entgegen.
    Narina lächelte weich…
    In diesem Stadium durchrieselte mich ein Gefühl des Glücks. Was das Lächeln eines Menschen doch wert sein kann. Mehr als alles Geld der Welt, das bewies mir diese junge Frau. Zudem streichelte sie über mein Gesicht und hauchte, daß sie mir etwas zu trinken bringen würde. Ich sollte noch einen Moment warten.
    »Ja, natürlich…«
    Es war mir schwergefallen, die Worte überhaupt auszusprechen.
    Dennoch freute ich mich, daß ich noch sprechen konnte. Narina erhob sich und ging fort.
    Um die Männer kümmerte ich mich nicht. Sie aber wollten etwas von mir. Sie kamen in meine Nähe, umrundeten mich und schauten dabei auf mich herab.
    Zuerst nahm ich es gelassen hin, bis mir auffiel, daß sich ihre Blicke auf eine bestimmte Stelle meines Körpers konzentrierten.
    Es war nicht allein die Brust, sondern der Fleck, auf dem mein Kreuz lag.
    Das allein war für sie interessant. Ich erinnerte mich wieder an die Szene oben am Schachtrand, kurz vor meiner Befreiung. Da war Narina in letzter Sekunde erschienen und hatte mehrmals auf ihre Brust gedeutet. Es war tatsächlich eine sinnbildliche Geste gewesen.
    Wahrscheinlich hatte sie auf mein Kreuz aufmerksam machen
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