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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha
Autoren: Jason Dark
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Boden unter den Füßen weggezerrt worden.
    Dabei stand ich auf dem Fleck, lauschte Mandras Worten noch einmal nach, sah ihn, sah das zuckende Licht und hatte das Gefühl, beides würde in einer anderen Welt stattfinden.
    So unwirklich, so irreal war alles geworden.
    Ich stand da, aber ich fühlte mich, als würde ich irgendwohin schweben.
    Plötzlich war Mandra Korab bei mir. Er umklammerte mich, und ich sah ihn aus meiner verzerrten Perspektive wie ein schiefes Monstrum mit gewissen Auswüchsen an Kopf und Körper. Er hielt mich an den Schultern fest, als wollte er mir den nötigen Halt für die nahe Zukunft geben.
    Als ich endlich sprechen konnte, hatte ich den Eindruck, es würde ein Fremder reden. »Das… das ist doch nicht wahr«, flüsterte ich.
    »Sag, daß es nicht stimmt.«
    »Jedes Wort ist wahr.«
    Ich ließ mich wie ein kleines Kind zur Seite führen und auf einen Stein drücken. Dort blieb ich hocken, den Kopf gesenkt, die Hände wie zum Gebet gefaltet, ins Leere starrend. Ich wollte das alles nicht glauben. Nein, nicht Suko, nicht er. Das war unmöglich, das konnte doch nicht stimmen.
    Rifa und Mandra unterhielten sich leise. Ich verstand kein Wort.
    Ich wollte plötzlich nicht mehr, aber ich hatte noch eine Bitte.
    »Mandra, du hast ihn zuletzt gesehen. Ich will, daß du es mir erzählst. Bitte, erzähle mir alles, Mandra.«
    Der Inder wandte sich an seinen Landsmann. »Reicht die Zeit noch aus, Rifa?«
    »Sie wird es müssen.«
    Mandra stellte sich neben mich. Daß er mir seine Hand auf die Schulter legte, tat mir gut. Ich hörte ihm zu, als er von Details berichtete, die ich kaum fassen konnte. Es war mir einfach unbegreiflich, wie Suko so etwas hatte tun können, und das sagte ich Mandra auch mehr als einmal.
    »John, es war seine Entscheidung.«
    »Tatsächlich seine?«
    »Ja, du mußt es akzeptieren.«
    »Hat er nicht einen Ruf vernommen?«
    »Natürlich, einen Ruf, aber keinen Befehl. Er wird erkannt haben, was für ihn richtig war und was nicht. Es gibt da keinen anderen Weg, John. Suko mußte weg. Er hat alles hinter sich gelassen, die Tür ist verschlossen worden.«
    »Der neue Weg«, murmelte ich. »Sag mir, wohin er ihn führen wird. Kannst du das?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er will, daß die Kraft in diesen Stab zurückkehrt. Suko und er, die beiden gehörten zusammen. Sie bildeten eine Einheit, Mandra. Es war für ihn eine furchtbare Enttäuschung, miterleben zu müssen, daß dem Stab die Kraft genommen wurde. Gangster haben ihn entweiht. Suko hat darunter gelitten, auch wenn es nach außen hin nicht so auffiel. Ich kenne ihn, seine Gedanken beschäftigten sich nur damit, auch während unserer Reise konnte er an nichts anderes denken. Ich verstehe deshalb nicht, daß er alle Brücken hinter sich abgebrochen hat. Die Vergangenheit, die uns durch zahlreiche Höllen führte und uns auch zusammenschweißte, ist plötzlich nicht mehr existent. Sie kommt mir jetzt vor wie ein verlorenes Land, das immer weiter wegschwimmt, bis es nicht mehr einzuholen ist.«
    »Ja, das stimmt schon.«
    »Warum hat er sich nicht uns anvertraut? Was hätten wir beide falsch machen können?«
    »Ich kann es dir nicht sagen.«
    Durch den Gegendruck der Hände auf den Felsen stemmte ich mich hoch. »Aber ich kann es dir sagen, Mandra. Ich kenne Suko gut, er ist ein Freund, wie man sich ihn nur wünschen kann. Doch im Innern eines Menschen existiert ein Flecken, der einem nur ganz persönlich und allein gehört. Damit kann man nur selbst zurechtkommen. Ein anderer oder dessen Rat würde stören. Ich sehe es so, denn ich habe es auch erlebt, wo ich nur allein weiterkam und mir kein anderer helfen konnte. Damals, als ich zum Greis gemacht wurde, da mußte ich dann allein durch.«
    »Dann stehst du ihm positiv gegenüber?«
    »Nicht direkt. Ich kann ihn irgendwo verstehen und sehe mich als neutral an.«
    »Wirst du denn versuchen, ihn zurückzuholen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich werde ich auch das nicht tun, Mandra. Ich muß Suko seinen Weg gehen lassen. Er hat sich entschieden, wir können da nicht hineinreden, so leid es mir tut. Würden wir es schaffen, ihn zurückzuholen, würde er für den Rest seines Lebens unglücklich sein. Der Mensch braucht oft diese Bewährungsproben, um gestärkt aus ihnen hervorzugehen.«
    Mandra hatten meine Worte beeindruckt, wie ich von seinem Gesicht ablesen konnte. Er wandte sich an Rifa, der sich bisher nicht eingemischt hatte.
    »John hat recht. Du mußt es so
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