Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gefüllt zu sein.
    Rifas Gesicht hatte einen konzentrierten Ausdruck bekommen.
    Den Kopf hielt er nach rechts gedreht. Ich wußte, daß er seine mentalen Fähigkeiten anstrengte, um etwas zu erkennen. Er wollte ausloten, wo sich die Feinde befanden.
    Ich traute mich nicht, ihn anzusprechen, dafür redete er und bekräftigte seine Worte durch ein Nicken. »Sie sind bereits da. Sie haben sich nicht mehr versteckt.«.
    »Dann müßten wir sie sehen.«
    »So meine ich es nicht. Sie haben ihre Plätze eingenommen. Der Beinlose will die Entscheidung.«
    »Was heißt das?«
    »Bevor er die Herrschaft übernehmen kann, muß er mich ausschalten. Ich darf ihm nicht mehr im Wege stehen, und ich glaube fest daran, daß er auf uns wartet. Jedenfalls werden wir ihn zu finden wissen. Seine böse Aura überlagert alles.«
    »Zuvor holen wir Suko und Mandra.«
    »Mandra schon…«
    »Was heißt das?«
    Rifa zeigte zum erstenmal so etwas wie Unsicherheit. Er bewegte sich ungelenk. »Suko hat etwas vor. Da ist noch ein anderer Ruf. Er galt aber nicht mir, sondern deinem Freund. Ein Heiliger hat ihn gerufen, und dieser Ruf entstammt einer anderen Weltenebene.«
    »Drang er aus dem Totenreich?«
    »Damit rechne ich sogar.«
    »Dann kann es Buddha gewesen sein?«
    »Alles ist möglich, John Sinclair. In diesen Stunden verdichtet sich beides. Das Heil und das Unheil.«
    Dem fügte ich nichts hinzu. Er war derjenige, der es wissen mußte.
    Der Wind hatte aufgefrischt. Er schabte über die Felsen hinweg und wühlte den trockenen Staub auf. Dabei erzeugte er Geräusche, die sich anhörten, als würden die Handflächen von Toten mit zerfetzter Haut gegeneinander reiben.
    Rifa stieß mich an. »Laß uns gehen, die Zeit drängt.«
    Er hatte mich gebeten, kein Licht zu machen. Also ließ ich meine Lampe stecken, das Licht hätte uns sehr leicht verraten können. Also ging ich im Dunkeln hinter ihm her. Diese Welt war eine andere, eine schreckliche, für einen Europäer nicht greif- und faßbar. Man mußte schon Einheimischer sein, um sie begreifen zu können. Rifa drehte sich halb um und winkte mir.
    Einen Lidschlag später war er verschwunden. Eingetaucht in einen der Eingänge, hinter der sich die Welt der Leichen noch mehr verdichtete. Das Gefühl hatte ich zumindest, als ich dem Inder folgte.
    Ich sah ihn nicht, nur nach seinen Schrittgeräuschen und seinem Geruch konnte ich mich orientieren.
    Dann klang seine Stimme mir als Wispern entgegen. »Du kannst jetzt Licht machen.«
    Die gute alte Halogenleuchte erfüllte auch hier ihre Pflicht. Im hellen Schein schreckte ich Vögel auf. Ein wildes Flattern umgab uns, als sie in die Finsternis flüchteten.
    Wir warteten so lange ab bis der Spuk verschwunden war, dann gingen wir weiter.
    Eine alte Holzleiter führte in die Höhe. Sie besaß sehr breite Sprossen. Es hätten zwei Menschen nebeneinander hergehen können, wir aber gingen hintereinander.
    Auf einem Absatz blieb Rifa stehen. Ich löschte meine Lampe auf seinen Wink hin und entdeckte, als sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, vor mir – entfernungsmäßig nicht abzuschätzen – ein unruhiges Flakkern.
    Diese typischen Bewegungen konnten nur von einer Fackel stammen. Rifa erklärte mir, daß wir uns auf den Weg zu dem Licht machen mußten.
    »Gut.«
    Wir drückten uns durch einen schmalen Gang. Die Luft war schlecht, sie stand wie Brei, durch den ich mich hindurchzwängte, um schließlich um einen kantigen und schmalen Vorsprung zu laufen. Dahinter öffnete sich die Höhle.
    Drei Fackeln hatten Mandra und Suko angezündet. Den Inder sah ich, Suko war verschwunden.
    Ich betrat mit vorsichtigen Schritten das kleine Gewölbe. Rifa ging nach rechts. Er schüttelte den Kopf, räusperte sich und blieb vor der Wand stehen.
    Mandra erwartete mich aufrecht stehend – wie ein Feldherr seinen Boten.
    Ich sah ihn, er sah mich.
    Eine Frage, die nur aus einem Wort bestand, drang über meine rissigen Lippen.
    »Suko…?«
    »Er ist nicht mehr hier, John.«
    Ich schloß für einen Moment die Augen. »Okay, das sehe ich. Aber wo ist er hingegangen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Weiter. Mandra. Wann kommt er zurück? Rede doch!«
    »John.« Sein Gesicht zuckte. »John, du mußt es begreifen. Suko ist gegangen! Er… er hat uns verlassen. Er wußte nicht, wann und ob er überhaupt noch einmal zurückkehren würde. Wir sollen ihn zunächst einmal vergessen …«
    Das war es wieder!
    Dieses verdammte und berühmte Gefühl, als wäre mir der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher