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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha
Autoren: Jason Dark
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daß Mandra es kaum glauben konnte. Und noch etwas fügte Suko hinzu. »Bitte, versuche nicht, mir zu folgen. Es hat keinen Sinn. Ich wünsche euch alles Gute. Wenn ihr es geschafft habt, dann reist zurück. Fahre du nach Kalkutta und laß John nach London fliegen. Ich bin noch da, ich werde mich auch melden, wenn nötig. Aber diesen neuen Weg muß ich allein gehen, sonst kann ich vor mir selbst nicht mehr bestehen.«
    Seine Worte hinterließen bei Mandra Korab eine Gänsehaut. Er machte sich nichts vor. Das waren Sätze des endgültigen Abschieds gewesen. Daß der Stab seine Kraft verloren hatte, mußte Suko bis in die Grundfesten seiner Seele erschüttert haben. Er griff bereits nach jedem Strohhalm. Mandra konnte nur hoffen, daß sich der Strohhalm als Balken erwies, der ihm Rettung brachte.
    Suko ging auf den Ausgang der Höhle zu. Er hob auch nicht mehr den Blick, als er Mandra passierte. Es war alles gesagt worden. Jedes weitere Wort wäre fehl am Platze gewesen.
    Der Inder schaute ihm nach. Durch das Eintauchen in das Fackellicht bekam Sukos Körper eine unnatürliche Bewegung, als wollte er davonflattern wie ein großer Vogel.
    Zurück blieb ein einsamer Mandra Korab, der am Rand der Verzweiflung stand…
    ***
    Rifa hatte mich in eine andere Welt geführt. In die Welt des Schweigens, in die Szenerie der Toten, zu den geheimnisvollen Orten der Verbrennungen, wo Männer und Frauen zu einem Opfer der Flammen geworden waren.
    Die Gestelle wirkten wie makabre Kunstgegenstände aus rostigem Eisen. Es lag keine Leiche auf den Gittern. Trotzdem hing mir ein klebriger Geruch in der Nase. Widerlich.
    Eine verbrannte Welt, in der der Tod dirigierte. Hier war das Grauen zu Hause, und die Dämmerung verdeckte es gnädig mit ihren breiten Schatten.
    Ich hatte keine Fragen mehr gestellt und Rifa voll vertraut. Er kannte sich hier aus, und er bewegte sich auch mit einer traumwandlerischen Sicherheit, obwohl wir sehr vorsichtig sein mußten, denn überall konnten Feinde lauern.
    Wir hatten beide den Beinlosen nicht aus unseren Gedanken verbannt. Rifa hatte mir zudem erklärt, daß wir uns nahe seiner Welt bewegten. In dieser Gegend suchte er Kraft für die große Aufgabe.
    Die Altstadt lag hinter uns. Wir bewegten uns jetzt mehr auf den Fluß zu, würden ihn aber nicht erreichen, soviel stand fest. Nur sein fernes Rauschen hörten wir. Wie eine düstere Musik klang es an unsere Ohren. Verbrannte Erde, ein Ausläufer der Hölle, Stunde der Toten und der Geister, die bereits ihre Arme nach uns ausgestreckt hatten.
    Hier wuchs keine Pflanze, kein Baum. Der Wind trieb die Aschepartikel durch die Luft, als wäre er dabei, ein gewaltiges Leichentuch anzuheben.
    Die Mauern und Felsen stanken. Aus zahlreichen Spalten und Löchern strömte der Geruch des Todes. Bewegungslos lag über uns der finstere Himmel. Hin und wieder nur stiegen schwarze Vögel in die Höhe und kreisten über dem Gelände des Grauens.
    Es wirkte menschenleer, doch fragte ich mich, ob wir tatsächlich allein waren. Vor mir sah ich den schmalen Rifa. Er bewegte sich mit einer Geschicklichkeit, die mir Bewunderung einflößte. So schnell kam ich nicht nach. Manchmal mußte er warten, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte.
    Neben einer einen Hang stützenden Wand blieb er stehen und drehte den Kopf.
    Ich sprach ihn nicht an, weil ich genau sah, wie er sich konzentrierte. Erst nach einer Weile nickte er und wisperte mir zu, daß er die Gefahr gespürt hatte.
    »Wie drückte sich das aus?«
    »Wir befinden uns auf dem richtigen Weg«, sagte er nur, was mir wiederum auch nicht weiterhalf.
    Ich schaute mir die Mauer an. Sie wies zahlreiche Öffnungen auf: die Eingänge der Tunnels. Ich rechnete damit, daß sich unter dem Hang ein Labyrinth erstreckte und fragte meinen Führer konkret danach. Er stimmte mir durch sein Nicken zu.
    »Ja, das ist ein Labyrinth. Hier sind die Stätten, zu denen die Menschen kamen, wenn sie ihre Stunde sahen. Hier stirbt man.«
    Das war auch zu riechen, denn aus den Öffnungen strömte mir ein widerlicher Leichengeruch entgegen, den auch kein Sturm vertreiben konnte.
    Über meinem Rücken rann eine Gänsehaut. Ich merkte den Druck in meinem Kopf, als wären Hände dabei, ihn von verschiedenen Seiten zusammenzupressen.
    Die Sonne hatte sich längst verabschiedet. Selbst der Himmel glühte nicht mehr nach. Kälter war es nicht geworden, höchstens drückender und schwüler. Wie Blei lastete die Luft auf uns. Sie schien mit Viren und Bakterien
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