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0673 - Angelique, die Vampirin

0673 - Angelique, die Vampirin

Titel: 0673 - Angelique, die Vampirin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte sich fast immer bei Silvana aufgehalten.
    »Offiziell bin ich gar kein Polizist mehr«, sagte er. »Auch wenn draußen an der Tür noch das Schild steht und ich mich immer noch als Polizist fühle - man hat diesen Posten aufgegeben, das ganze Dorf aufgegeben. Die Bewohner ziehen fort, das bewirtschaftete Land ist ausgelaugt, gibt nichts mehr her. Hier ist alles unwichtig geworden, Senhorita Duval. Niemand will mehr hier leben. An anderen Stellen brennt der Wald, werden neue Häuser gebaut, werden neue Gärten und Felder angelegt, bis auch dort nichts mehr gedeihen will und sich der Dschungel auch diese Fläche wieder von den Menschen zurückholt… So war es immer, so wird es immer bleiben, und auch idealistische Narren wie Silvana ändern daran nichts, so oft sie es auch versuchen…«
    »Sie suchen wir«, sagte Nicole.
    »Das habe ich mir gedacht. Warum sonst hätten Sie hierher zurückkommen sollen, wo alles bald zu Ende sein wird?«
    »Warum sind Sie denn noch hier, obgleich der Polizeiposten aufgelöst wurde?«
    »Auch ich werde nicht mehr gebraucht«, sagte Lopez. »Man wollte mich nicht mehr, schon damals, als ich Silvana nach Pôrto Velho brachte und niemand sie vor Gericht stellen wollte… aber ich habe mir damals einen schwarzen Eintrag in meine Akte geholt. Da waren noch ganz andere Interessen im Spiel. Ich habe Feinde. Warum soll ich mich mit ihnen herumschlagen? Ich kann hier gut leben, schlage mich einigermaßen durch, und wenn mal was weh tut, dann…« Er grinste und zeigte dabei mehrere Zahnlücken, »dann versuche ich Silvana zu finden. Sie hilft mir dann. Wir haben längst unseren Frieden miteinander gemacht.«
    »Sie lebt also noch. Das ist gut«, sagte Nicole.
    »Natürlich lebt sie noch. Sie kämpft nicht mehr für den Wald. Auch sie hat längst begriffen, wie der Hase läuft, und resigniert. Man kann es nicht aufhalten. Wenn sie mal in die Dörfer kommt, versucht sie den Menschen noch ins Gewissen zu reden, aber die lachen sie aus, und so kommt sie immer seltener. Senhorita, wissen Sie, daß ausgerechnet ich es bin, der sie immer wieder mit Lebensmitteln versorgt? Ich, der sie damals festnahm und in die Stadt brachte?«
    »Es ist schade«, sagte Nicole. »Sie war damals eine sehr starke Frau.«
    »Auch die größte Kraft läßt irgendwann einmal nach«, sagte Lopez leise. »Sie wollen zu ihr? Ich bringe Sie hin.«
    Hinter dem Haus stand ein alter, halb verrosteter Jeep. Aus einem der herumstehenden Dieselkanister füllte Lopez den Tank auf und startete den Motor, der überraschend sauber lief. Die drei Frauen stiegen ein.
    »Wenn sie nicht mehr Polizist sind - wovon leben Sie?« fragte Nicole. »Haben Sie sich so große Ersparnisse zurücklegen können, daß Sie jetzt…«
    »Nein«, sagte er. »Diese Straße wird immer noch benutzt. Männer kommen zu mir, denen ich Schießunterricht gebe. Sie bringen mir die Munition mit, sie bringen Lebensmittel, Treibstoff und auch Geld. Ich bringe ihnen bei, wie man selbst im Halbschlaf bewegliche Ziele trifft. Schlangen, Skorpione, Raubtiere, Affen, Menschen… Erschreckt Sie das?«
    Nicole verzichtete auf eine Antwort.
    Im Moment interessierte sie nur, daß Lopez sie zu Silvana brachte.
    ***
    Zamorra sah Ombre aus den Augenwinkeln. Morano erstarrte. Aber er ließ Zamorra nicht los. Sein erbarmungsloser Griff lockerte sich nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde.
    Yves Hand flog hoch. Die bullige Waffe war auf den Vampir gerichtet.
    »Es ist doch nicht zu fassen!« stieß Ombre hervor. »Man kann hier nicht mal mehr für ein paar Minuten vor die Haustür gehen, schon tummeln sich Kreti und Pleti in der Hütte, ohne sich vorher angemeldet zu haben! Verdammt noch mal, jetzt habe ich's endgültig satt!«
    Langsam kam er näher heran.
    »Wen haben wir denn da? Mein lieber, guter alter Freund Tan Morano, der Blutsauger! Das verfluchte Miststück, das meine Schwester auf dem Gewissen hat!«
    »Ganz so ist es nicht«, erwiderte Morano leicht verzerrt. »Sie erfreut sich doch noch bester Gesundheit.«
    »Als Vampirin«, keuchte Yves. »Und dafür werde ich dich jetzt umbringen!«
    Zamorra begann zu schwitzen. Es war wie in einer schlechten Sitcom. Morano konnte ihm mit nur einem kleinen Ruck seiner Hand das Genick brechen, und er und Ombre unterhielten sich dabei in aller Gemütsruhe!
    Nun gut, Gemütsruhe war vielleicht das falsche Wort. Aber es konnte Zamorra nicht gefallen, daß beide seine prekäre Lage vollständig ignorierten!
    Das änderte sich
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