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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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zu ihnen überlaufen. Und Zamorra selbst war möglicherweise durch seine Gefährtin erpreßbar. Eine weitere Gefahr lag in dem entsprechenden Kult der Menschen. Wenn sie erfuhren, daß die Zentauren Nicole gefangenhielten, konnte das nur in einem Massaker enden.
    Der alte Zauberer seufzte und legte die Botschaft zur Seite. Er hatte es immer vorgezogen, beratend als Graue Eminenz im Hintergrund zu stehen und anderen die Entscheidungen über seine Welt zu überlassen. Aber der Verlust der drei Fürstenfamilien, die bei den Unruhen vor tausend Jahren getötet worden waren, hatte ihm die ungeliebte Rolle des Herrschers aufgezwungen. Ich habe wieder einmal zu lange gewartet, dachte er bitter, und muß jetzt die Konsequenzen meiner Untätigkeit tragen.
    »Nefir, ich möchte, daß du zum Geheimdienst gehst und ihnen in meinem Namen befiehlst, den Standort der Zentaurenarmee preiszugeben. Wenn sie einen Informanten dort haben, müssen sie auch wissen, wo sie sich aufhält. Sobald du das erfahren hast, nimm dir genug Männer, um diese Bande endgültig auszulöschen.«
    Seine Assistentin sah ihn zweifelnd an. »Aber was ist mit Zamorra und Nicole?«
    Prahil-Gi begegnete ihrem Blick und hielt ihm stand. »Sie sind deine Freunde ebenso wie meine. Sie haben unseren Völkern einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Aber in dieser Situation ist der Schaden, den sie anrichten könnten, größer als die Freundschaft, die uns mit ihnen verbindet. Wenn du sie befreien kannst, bitte ich dich, befreie sie. Wenn nicht…«
    Er ließ den Satz unvollendet.
    Nefir senkte den Kopf und ging langsam zur Tür.
    Sie hatte verstanden.
    ***
    Nicole stand vorsichtig auf, massierte ihren schmerzenden Nacken und sah sich um. Sie befand sich in einem kleinen Raum, den man anscheinend grob in die Felswand geschlagen hatte. Der Boden war uneben, ebenso die drei Wände. Die vierte Wand bestand aus einem schweren, eisernen Gitter, durch das sie auf einen breiten Gang sehen konnte. Das flackernde Licht einiger Pechfackeln drang durch das Gitter in den Raum und erhellte ihn notdürftig.
    Aus einiger Entfernung konnte sie laute Stimmen hören, aber nicht verstehen, was gesagt wurde.
    Wo bin ich denn hier gelandet? fragte sie sich irritiert und trat ans Gitter, um einen besseren Überblick über ihre Umgebung zu gewinnen.
    Ein lautes Knurren ließ sie zurückfahren.
    Nicole griff unwillkürlich nach dem Amulett. Warum haben sie mir das gelassen? fragte sie sich im gleichen Moment. Fühlen sie sich so sicher, oder wissen sie nicht, was das Amulett ist?
    Langsam trat sie wieder ein paar Schritte vor. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an das Halbdunkel gewöhnt, und sie entdeckte zwei Schatten, die rechts und links der Zelle standen.
    »Könnt ihr nur knurren oder auch sprechen?« fragte sie in die Dunkelheit.
    Einer der Schatten drehte sich um. Er sah aus wie ein aufrecht gehendes Krokodil. Seine lange Schnauze schob sich fast bis an die Gitterstäbe heran.
    »Bleib im hinteren Teil der Zelle«, zischte der Wachposten, »das ist meine letzte Warnung.«
    Nicole hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut«, antwortete sie freundlich. »Kein Problem.«
    In Gedanken war sie jedoch bereits bei ihrer Flucht. Zumindest einer der beiden Wachposten ließ sich provozieren, das hatte sie ja gerade gesehen. Wenn sie ihn nur dazu bringen konnte, das Gitter zu öffnen…
    Ihr Wunsch ging fast sofort in Erfüllung.
    Der zweite Krokodil-Wachposten trat an das Gitter und löste die lange Kette, die an einem Eisenring eingehakt war.
    »Tritt zurück bis zur Wand«, verlangte er mürrisch von Nicole. Die zögerte, bis sie die angelegte Armbrust in den Krallen des ersten Wachpostens sah. Er stand an der hinteren Wand des Gangs und hielt die Waffe auf sie gerichtet. Nicoles Hoffnungen sanken. Das Krokodil stand außerhalb ihrer Reichweite. Keine Chance, diese Gelegenheit zur Flucht zu nutzen.
    Der zweite Wachposten winkte jemandem zu, den sie nicht sehen konnte. »Bring das Zeug 'rein.«
    Nicole erstarrte, als sie den riesigen Schatten sah, den das Wesen an die Wand warf. Im nächsten Moment aber, als der rund zwei Meter fünfzig große Affe um die Ecke bog, lächelte sie und sagte: »Rekoc, es ist schön, dich zu sehen.«
    Der Affe legte seine Last, die aus Stroh, Decken und Wasserschläuchen bestand, auf den Boden der Zelle und nickte.
    »Es ist auch schön, dich zu sehen.«
    Nicole erinnerte sich noch gut an Rekoc und seine nicht enden wollenden Geschichten über die Tiere, die
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